Wohnungsnot in München:Studentenbude verzweifelt gesucht

Vor Semesterbeginn sind kaum noch bezahlbare Zimmer zu finden. Die Universität appelliert an die Münchner Vermieter - und das Studentenwerk verlost in einer Lotterie 280 Zimmer.

Melanie Staudinger

Viele von ihnen sind das erste Mal überhaupt von daheim weg, einige waren zuvor noch nie in Deutschland. Austauschstudenten stehen vor großen Herausforderungen. Wenn sie derzeit nach München kommen, haben sie vor allem ein Problem: Viele von ihnen finden keine Unterkunft.

Studentin auf Wohnungssuche, 2010

Auf der Suche: Ein bezahlbares Zimmer im Raum München zu finden, ist für Studenten eine Herausforderung.

(Foto: Robert Haas)

Nach Angaben des Referates für Internationale Angelegenheiten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) suchen immer noch 300 der circa 550 Austauschstudenten nach einem bezahlbaren Zimmer. Die Hochschulleitung hofft nun auf die Hilfe der Münchner. Sie sollen sich melden, wenn sie Räume zu vermieten haben.

Norbert Szilagzi ist 20 Jahre alt und kommt aus Ungarn. Er will fünf Monate lang in München Finnougristik und Linguistik studieren. Momentan lebt er in einem Hostel. "Ich habe in Zeitungen geschaut, auf Aushängen in der Uni und im Internet", erzählt er. Erfolglos.

Die Wohnungen seien entweder schon vergeben gewesen oder unbezahlbar für einen Studenten. Norbert Szilagzi ist kein Einzelfall. "Wir konnten bisher viel weniger Austauschstudierende in Wohnheimzimmern unterbringen", sagt Jean Schleiss, Leiterin der Auslandsstudienberatung an der LMU.

Der Grund: Weil in diesem Jahr gleich zwei Abiturjahrgänge Bayerns Gymnasien verlassen haben, strömen mehr Studenten an die Universitäten. Zum Wintersemester 2011/12, das im Oktober beginnt, liegen der LMU nach eigenen Angaben 31.416 Bewerbungen alleine für die örtlich zulassungsbeschränkten Studiengänge vor. Im vergangenen Wintersemester waren es 15.811. Wie viele Studenten es wirklich sein werden, steht noch nicht fest. Die Anmeldung läuft bis Oktober, Interessenten konnten sich für mehrere Studienplätze bewerben.

Studienberaterin Schleiss hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Auf ihre Initiative hin hat die Hochschulleitung eine E-Mail an ihren Verteiler, an alle Dozenten, Mitarbeiter und Studenten, geschickt. Sie trägt die Überschrift "Zimmer dringend gesucht für LMU-Austauschstudierende". Wer helfen will und eine freie Unterkunft anbietet, soll sich an das Referat für Internationale Angelegenheiten wenden. 40 Rückmeldungen habe sie bereits bekommen, sagt Schleiss.

Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) hat ebenfalls ein Projekt gestartet. Sie fordert die Menschen auf, "Münchner Gastfreundschaft" zu beweisen und Studenten für die Zeit vom 14. bis 28. Oktober, also zu Semesterbeginn, kostenlos ein Bett zur Verfügung zu stellen - bis diese ein eigenes Zimmer gefunden haben.

Die Wohnheime des Studentenwerks München sind bis auf wenige Ausnahmen belegt. 10.500 Plätze bietet die Einrichtung in München und im Umland, in Garching, Oberschleißheim, Freising und Rosenheim an. 420 davon stellt das Studentenwerk internationalen Studenten zur Verfügung, die mit dem Erasmus-Programm oder von Partnerhochschulen der Münchner Unis in die Landeshauptstadt kommen.

"Unsere Warteliste ist von circa 4000 Studierenden im August auf rund 6000 im September angestiegen", sagt Pressesprecher Ingo Wachendorfer. In den vergangenen acht Jahren habe das Studentenwerk sein Platzangebot um 18 Prozent erhöht, sagt er. "Dies haben wir auch im Hinblick auf die zu erwartenden steigende Studierendenzahlen aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs so geplant."

Ein wenig Entspannung werde die Eröffnung der neuen Wohnanlage in der Apianstraße mit 470 Plätzen bringen. Auch die Sanierung der Wohnhochhäuser im Olympischen Dorf soll laut Wachendorfer bald abgeschlossen sein. Dort können im Laufe des Wintersemesters 801 Studenten einziehen. Ob sich die Situation wie in den Vorjahren entspannt, wird sich erst im Herbst zeigen.

Wohnung zu gewinnen:

Das Wintersemester beginnt in gut einem Monat. Doch noch immer haben viele Studenten keine Unterkunft in München gefunden. Für sie veranstaltet das Studentenwerk an diesem Samstag, 17. September, einen Wohnheimtag. Er richtet sich speziell an Erstsemester, die derzeit nicht im Einzugsbereich der S-Bahn wohnen. "Gerade für Neuankömmlinge ist es oft eine große Herausforderung, rasch eine günstige Bleibe zu finden", sagt Johanna Luhmann, Leiterin der Abteilung Studentisches Wohnen. In einer Lotterie verlost das Studentenwerk dieses Mal 280 Zimmer. Studienanfänger können sich von 10 bis 11.30 Uhr in der Mensa Lothstraße anmelden.

Wer teilnehmen will, muss ein Foto, seinen Ausweis und - wenn vorhanden - den Zulassungsbescheid mitbringen. Die Mietverträge werden noch am Samstag unterschrieben. Das Studentenwerk, das für 95 Nachwuchs-Akademiker zuständig ist, veranstaltet die Wohnheimtage seit 15 Jahren. Im April verloste es 109 Plätze - sie reichten für alle anwesenden Studenten. Zum Wintersemester wird es wohl auch enttäuschte Gesichter geben. Üblicherweise kommen bis zu 500 Erstsemester zum Wohnheimtag, bei dem man sich auch über die Wohnungssuche informieren kann.

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