Wohnungsnot in München:Großbetriebe sollen Wohnraum schaffen

Die Stadt München will die Lage auf dem Wohnungsmarkt verbessern: Mehrere Firmen haben signalisiert, dass sie bereit sind, wieder Werkswohnungen zu bauen. Vor allem Mietern mit geringem Einkommen soll so geholfen werden.

Alfred Dürr

Mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen will die Stadt München die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannen und dabei vor allem Mietern mit geringem Einkommen helfen. Um den Neubau anzukurbeln, sollen auch Münchner Großunternehmen mit einem eigenen Werkswohnungs-Programm mithelfen. Er hoffe hier immer noch auf eine breite Kooperation, sagte Oberbürgermeister Christian Ude bei der Vorstellung des Handlungskonzepts "Wohnen in München", das Anfang Dezember im Stadtrat diskutiert wird.

Wohnungsnot in München: Wohnungsnot in München: Viele Bewohner haben Probleme, eine Bleibe zu finden. Die Stadt will die Situation nun mit einigen Maßnahmen entspannen.

Wohnungsnot in München: Viele Bewohner haben Probleme, eine Bleibe zu finden. Die Stadt will die Situation nun mit einigen Maßnahmen entspannen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Frühjahr hatten Ude und Wirtschaftsreferent Dieter Reiter 14 Großunternehmen zum Thema Werkswohnungen angeschrieben. Immerhin ein paar von ihnen hatten sich interessiert gezeigt - darunter Siemens, MAN, der ADAC und die Allianz - auf ihren nicht mehr benötigten Firmengeländen Wohnungen für ihr Personal zu errichten. "Eine grandiose Renaissance von Werkswohnungen wird es wohl nicht geben", bedauert Ude. Aber jeder noch so kleine Beitrag zum Bau erschwinglicher Wohnungen sei wichtig.

Immerhin gehe die Stadt schon mit gutem Beispiel voran. Die Stadtwerke wollen auf eigenen Grundstücken in den kommenden zehn Jahren weitere 500 Werkswohnungen errichten und dafür 70 Millionen Euro investieren.

1989 hatte die Stadt erstmals ein wohnungspolitisches Handlungsprogramm präsentiert, das nun in regelmäßigen Abständen aktualisiert wird. Der Wohnungsmarkt wird auch in den kommenden Jahren ein großes Problem bleiben. Ude mahnt: "München muss mehr als jede andere deutsche Stadt wohnungspolitisch aktiv sein."

Zu den Kernpunkten gehört dabei die schnellere und verstärkte Schaffung von Baurecht. Das schließt zum Beispiel mit ein, eigentlich für Gewerbe vorgesehene Grundstücke dem Wohnungsbau zu überlassen. Im Planungsreferat soll eine eigene "Arbeitsgruppe Wohnungsbau-Offensive" etabliert werden, die Stadtbaurätin Elisabeth Merk dann selbst leitet. Als Reaktion auf die gestiegenen Grundstückspreise und Mieten werden zudem die Förderrichtlinien erweitert, so dass mehr wohnungssuchende Menschen als bisher unterstützt werden können. Das Budget erhöht sich von 625 Millionen Euro auf 800 Millionen Euro.

Bei der Ausschreibung von städtischen Grundstücken, so ein weiterer zentraler Punkt, sollen künftig nicht mehr diejenigen Investoren zum Zug kommen, die lediglich das meiste Geld bieten. Die Stadt wird einen bestimmten Kriterienkatalog vorgeben (etwa den Anteil an preiswerten Wohnungen oder Projekte für ältere Menschen), der zwingend erfüllt werden muss.

Schließlich wird die Rolle von Genossenschaften und Baugemeinschaften gestärkt, sagte die Stadtbaurätin. Sie sollen bei neuen Projekten einen festen Anteil von bis zu 40 Prozent und außerdem ein besseres Beratungsangebot der Stadt bekommen.

Der Gewerkschaftsbund und der Mieterverein begrüßen die Aktivitäten. Die Stadt setze wichtige Akzente. Auch die Grünen erhoffen sich einen "nachhaltigen Effekt". Die CSU fühlt sich und den gesamten Stadtrat brüskiert: Ude suche die Öffentlichkeit, bevor sich das Rathaus mit dem Thema beschäftigt habe.

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