Wohnungsbau:Auf die Stadt kommt ein Bauboom zu

Wohnungsbau: Die Mieten in München steigen gerade etwas moderater als sonst. Wenn sie auf einem Niveau stehenbleiben würden, fände ein Experte das "beeindruckend".

Die Mieten in München steigen gerade etwas moderater als sonst. Wenn sie auf einem Niveau stehenbleiben würden, fände ein Experte das "beeindruckend".

(Foto: Claus Schunk)
  • In München sind in der ersten Jahreshälfte 2016 so viele Baugenehmigungen erteilt worden wie selten zuvor. Auf die Stadt kommt also offenbar ein Bauboom zu.
  • Ein Grund dafür ist, dass die Stadt kräftig in Wohnungen investiert. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat als Ziel jährlich 8500 neue Wohnungen ausgegeben.
  • Dass sich damit der Münchner Mietmarkt entspannt, ist jedoch nicht in Sicht. Die Mieten steigen nach wie vor, im Moment aber nicht mehr ganz so steil.

Von Anna Hoben

Der Landeshauptstadt steht offenbar ein Bauboom bevor. Selten hat München so viele Baugenehmigungen erteilt wie im ersten Halbjahr 2016. Um erstaunliche 46 Prozent ist in den ersten acht Monaten die Zahl der zum Bau freigegebenen Wohnungen gestiegen - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden in dieser Zeit 5503 Wohnungen genehmigt. Das schreibt das Marktforschungsinstitut des IVD (Immobilienverband Deutschland) in seinem aktuellen Mietbericht. Am Ende des vergangenen Jahres stand die Zahl von gut 8400 Genehmigungen.

Ein Grund für die Steigerung 2016 dürfte sein, dass die Stadt selbst beziehungsweise ihre Wohnungsbaugesellschaften deutlich investieren. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat als Ziel ausgegeben, dass in den kommenden Jahren jeweils 8500 neue Wohnungen in München entstehen sollen; zusätzlich will die Stadt bis zum Jahr 2019 etwa 3000 Wohnungen in ihrem Programm "Wohnen für alle" bauen.

Passend zur IVD-Studie meldete am Donnerstag die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG, sie wolle in den kommenden vier Jahren insgesamt 3700 Wohnungen errichten. Das habe der Aufsichtsrat mit dem Wirtschaftsplan für die Zeit von 2017 bis 2021 gebilligt. Kosten: knapp 700 Millionen Euro. Die Stadt unterstützt sie dabei mit Millionenzuschüssen und indem sie der GWG kostenlos Grundstücke überlässt und auf eine Gewinnausschüttung verzichtet. Nach eigenen Angaben steigert die GWG ihre Bautätigkeit im Fünfjahreszeitraum um fast 40 Prozent gegenüber den bisherigen Planungen.

Dass sich damit der Münchner Mietmarkt, einer der am stärksten umkämpften in Deutschland, entspannt, ist jedoch nicht in Sicht. Die Mieten kennen noch immer nur eine Richtung: aufwärts. Sie bewegen sich auf Rekordniveau, wobei die Steigerungen erstmals etwas moderater ausfallen als bisher. Möglicherweise sei dies ein "Beruhigungssignal", sagt Stephan Kippes, Chef des IVD-Instituts. Man könne nun philosophieren, ob dies eine Phase sei, in der "der Markt kurz Luft holt". Es falle aber schwer zu glauben, dass die Mieten irgendwann wieder günstiger werden. "Beeindruckend wäre es schon, wenn sie mal auf einem Niveau stehen blieben."

So sind die Mieten für Altbauwohnungen von Frühjahr bis Herbst um zehn Cent auf durchschnittlich 16,40 Euro pro Quadratmeter gestiegen, wenn es sich um einen guten Wohnwert handelt, das heißt: gehobener Durchschnitt, keine extravaganten Spitzenwohnungen, reines Wohngebiet mit ruhiger Wohnlage, gute Ausstattung.

Zum Vergleich: Im Jahr 2013 stiegen die Mieten innerhalb eines halben Jahres um 70 Cent pro Quadratmeter. Auch bei den Bestandswohnungen, also allen nach 1950 entstandenen, liegt der Anstieg heuer bei zehn Cent. Allerdings wurde hier beim Mietpreis pro Quadratmeter zum ersten Mal die 15-Euro-Marke erreicht.

Drastischer als bei Wohnungen fällt der Anstieg bei den Mieten für Häuser aus. Die höchsten Steigerungen vom Frühjahr bis zum Herbst 2016 verzeichneten Reihenmittelhäuser: Sie wurden um 3,1 Prozent teurer. Bei Erstbezug zahlten Mieter für ein 125-Quadratmeter-Reihenhaus mit Garage und gutem Wohnwert im Schnitt sogar satte 2200 Euro Miete.

Auch Doppelhaushälften sind deutlich teurer geworden, hier stiegen die Mieten um drei Prozent (Neubauten) beziehungsweise 2,2 Prozent (Bestand). Als "Münchens teuerstes Pflaster" gilt laut IVD wenig überraschend weiter der Bezirk Altstadt-Lehel. 18,90 Euro pro Quadratmeter zahlen Mieter hier im Schnitt - in sogenannten Bestandswohnungen mit 70 Quadratmetern Fläche und gutem Wohnwert.

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