Wohnheim-Neubau:Abgesagt

Das Richtfest als Politikum

Man muss sich die Hölle als einen Ort vorstellen, an dem in Endlosschleife Spatenstiche getätigt, Richtfeste gefeiert und Eröffnungsbänder durchschnitten werden. Obwohl diese Protokollveranstaltungen auch auf Erden nicht allzu beliebt sind, werden sie doch weitgehend als alternativlos angesehen. Und so lud auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag kürzlich zum Richtfest ein, für ein Azubi-Wohnheim am Innsbrucker Ring. Auf der Rednerliste: die Münchner SPD-Chefin und Bundestagsabgeordnete Claudia Tausend.

"Betreibt die Gewofag aktiven Bundestagswahlkampf?", wollten daraufhin einige Grünen-Stadträte wissen. Nun antwortet die Wohnungsbaugesellschaft - und gibt sich wie ein ertappter Schuljunge. Nein, man habe nicht den Oberbürgermeister als Redner angefragt. Nein, auch keinen Stadtrat als Vertretung, wie es sonst üblich ist. Tja, Frau Tausend habe damals als Stadträtin und Planungssprecherin viele wohnungspolitische Anträge eingebracht, auch die Initiativen zum Azubi-Wohnen. Man sei deshalb direkt auf sie zugegangen. Die Gewofag bedauere, dass das zu Irritationen geführt habe und werde künftig wieder den Oberbürgermeister oder eine Stadtvertretung anfragen.

Das geplante Richtfest hatte sie zwischenzeitlich abgesagt. Die offizielle Begründung: Es hätte den Baufortschritt zu sehr beeinträchtigt. Vielleicht hat die Gewofag aber auch gemerkt, dass sie für die falsche Partei getrommelt hätte. Deren neuer Chef saß schließlich auch mal im Stadtrat - für die CSU.

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