Wirtshausbetrug:Kriminelle Kellner kopieren Kreditkarten

Im großen Stil hat eine internationale Betrüger-Bande in Münchner Lokalen die Kreditkarten von Gästen kopiert und dupliziert. Anschließend ging der Chef der Bande damit einkaufen. Entstandener Schaden: rund 60.000 Euro.

Von Christian Rost

Diese Form des Betrugs kannte man bislang aus Urlaubsländern wie Spanien oder der Türkei. Nun aber haben Kreditkarten-Fälscher auch München als Operationsgebiet entdeckt. Die Polizei hat acht Kellner festgenommen, die in verschiedenen Lokalen und Cafés in der Stadt Kreditkarten von Gästen kopiert und davon Duplikate hergestellt haben. Der Kopf der Bande, ein 30-Jähriger Rumäne, kaufte dann auf Kosten der Gäste ein. 35 Personen entstand so ein Schaden von insgesamt rund 60.000 Euro.

Die Polizei kam der Bande auf die Spur, nachdem ein Münchner ein Lokal besucht und dort mit seiner Kreditkarte bezahlt hatte. Obwohl er die Karte in den folgenden Monaten nicht benutzte, wurde sein Konto belastet. Er erstattete Anzeige und nannte das Lokal. Anhand der Abrechnungsunterlagen dort ließ sich feststellen, welcher Kellner ihn abkassiert hatte - bei der Vernehmung wurde dieser Mann weich: Er benannte den 30-jährigen Mircea M. als Drahtzieher.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei soll M. in der Zeit von März 2003 bis Februar diesen Jahres gezielt Kellner mit Geldversprechen für den Betrug gewonnen haben. Es handelt sich um acht Beschuldigte im Alter von 23 bis 40 Jahren aus Deutschland, Serbien, Kroatien, Tunesien, Griechenland und Rumänien. Die Männer arbeiteten in gutbürgerlichen Gasthäusern und Cafés in ganz München. Die kriminellen Machenschaften geschahen ohne das Wissen ihrer Chefs. Viele der Lokale befinden sich an Orten, die Touristen anziehen - deshalb handelt es sich bei fast zwei Drittel der Kreditkarten-Geschädigten um Urlauber, etwa aus Japan oder den USA.

Kriminelle Kellner kopieren Kreditkarten

Die Kellner hatten die Aufgabe, die Karten der Gäste durch ein spezielles Lesegerät zu ziehen, das die Karten-Daten kopiert. In der Polizeisprache heißt das "Skimming". Die Daten werden dann auf eine Blanko-Karte weiterkopiert, mit der, wie im aktuellen Fall, Mircea M. in München, aber auch in Italien zum Einkaufen ging. Mit den gefälschten Karten erwarb er meist hochwertige Anzüge, Designer-Hemden oder Handys, die er leicht weiterverkaufen konnte, wie das Landeskriminalamt (LKA) berichtet. Den höchsten Einzelbetrag ließ M. bei einem Juwelier: rund 4000 Euro. Eine zweite Variante des Rumänen, an Bargeld zu kommen, bestand darin, sich bei den Kellnern eine Kleinigkeit zu Essen und Trinken zu bestellen. "Danach verlangte er eine weit überhöhte Rechnung, die er mit einer gefälschten Kreditkarte bezahlte. Die Differenz ließ er sich bar auszahlen", berichtet LKA-Sprecher Dieter Kolloch. Die Kellner hätten zum Teil Provisionen kassiert. Alle neun Beschuldigten wurden festgenommen. Vier der kriminellen Kellner konnten sofort wieder nach Hause, weil sie bereits in der ersten Vernehmung die Vorwürfe einräumten. Die vier weiteren kamen aus der Haft, nachdem auch sie Geständnisse abgelegt hatten. Mircea M. verweigert bislang jede Aussage und befindet sich weiter in Untersuchungshaft. Die Polizei rät Kreditkarten-Benutzern: Nie den Kartenbeleg blanko unterschreiben. Die Karte niemals als Sicherheit hinterlegten und beim Bezahlen nicht unbeaufsichtigt weitergeben. Kartenabrechnungen und Umsätze auf dem Konto sollten sorgfältig kontrolliert werden. Misstrauen ist angebracht, wenn das Bezahlen sehr lange dauert oder mehrere Lesegeräte verwendet werden.

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