Wirtschaftsstandort München:Viele Pendler, weite Wege

Lesezeit: 2 min

Im Großraum pendeln immer mehr Menschen über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg zu ihrem Arbeitsplatz - und nehmen zunehmend weitere Wege auf sich. Eine Studie zeigt jetzt die Abhängigkeit vieler Gemeinden vom Wirtschaftsstandort München.

Von Katja Riedel

Im Großraum München pendeln immer mehr Menschen über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg zu ihrem Arbeitsplatz und nehmen dabei zunehmend weitere Wege auf sich. Das hat eine Studie des Statistischen Amtes München ergeben, die die Pendler-Verflechtungen zwischen München, der Region, Bayern und sogar anderen Bundesländern über elf Jahre hinweg untersucht hat.

Diese Verflechtungen, so das Ergebnis, sind weit intensiver als bisher angenommen. Das betrifft sowohl Auspendler, die in München wohnen und anderswo arbeiten, als auch Einpendler, welche außerhalb Münchens leben und in der Stadt ihren Arbeitsplatz haben. Letztere sind natürlich in der Überzahl: Knapp 190.000 Pendler mehr fahren in die Stadt hinein als hinaus.

Insgesamt 460.000 Berufstätige pendeln im Großraum München, Beamte, Selbständige und Minijobber sind in der Statistik nicht berücksichtigt, genauso wenig wie Menschen, die innerhalb der Landeshauptstadt pendeln. 325.000 sind Ein- und 135.000 Auspendler.

Auch weil immer mehr Unternehmen, die große Flächen benötigen, ins Umland abwandern, ist die Zahl der Münchner, die in den umliegenden Landkreisen arbeiten, um fast ein Drittel angestiegen. In umgekehrter Richtung stieg die Zahl der Pendler nach München um knapp zehn Prozent. In beide Richtungen gibt es inzwischen deutlich mehr Frauen, die zwischen Wohnung und Arbeit hin- und herfahren.

Besonders viel Pendelverkehr gibt es zwischen Stadt und Landkreis München. Fast die Hälfte der Stadtbewohner, die im Umland arbeiten, fährt dorthin, gefolgt vom Landkreis Freising und dem Kreis Starnberg. Auch die Flughafenregion ist für Münchner besonders attraktiv, dort haben sich zahlreiche Unternehmen angesiedelt. Die Gemeinden der Airport-Region belegen die ersten sechs Plätze, angeführt von der Medienstadt Unterföhring (etwa 8000 Pendler). Hier arbeiten sogar mehr Münchner als umgekehrt Unterföhringer in München.

Auch in Aschheim und Garching arbeiten besonders viele Münchner. Die meisten Einpendler nach München hingegen kommen aus dem westlichen Umland: An der Spitze steht hier Dachau (rund 7700), knapp dahinter folgen Germering, Augsburg, Unterschleißheim und Olching.

Angeführt wird diese Liste von Neuried

Bei vielen Gemeinden belegen die Pendlerströme, wie stark die Abhängigkeit vom Wirtschaftsstandort München ist: In fast 50 Kommunen liegt die Zahl der Beschäftigten, die in München arbeiten, bei mehr als 40 Prozent, in 14 sind es gar mehr als die Hälfte. Angeführt wird diese Liste von Neuried: Dort arbeiten mehr als 62 Prozent aller Arbeitnehmer in München, gefolgt von Karlsfeld, Neubiberg und Gröbenzell.

Pendlerzentren gibt es aber nicht nur in der Umgebung. Ausschlaggebend sei weniger die Entfernung, sondern vielmehr die benötigte Zeit für den Arbeitsweg, heißt es in der Studie. Abhängig sind die Pendlerströme darum auch von den Verkehrswegen, von Zugverbindungen und Autobahnen.

So gibt es auch zwischen München und Augsburg, Ingolstadt und auch Nürnberg einen regen Austausch - was nicht zuletzt an den ICE-Verbindungen liegen dürfte. Auch andere Bahnverbindungen schlagen sich in besonders hohen Pendlerzahlen nieder: etwa zwischen München und Rosenheim oder entlang der Strecke München-Freising-Moosburg-Landshut.

Auch bei den Fernpendlern, die nicht täglich fahren, zeigt sich, wie stark der Standort München ist: Nur nach Hessen, vermutlich ins Rhein-Main-Gebiet, verliert München mehr Arbeitskraft, als es zurückbekommt. Besonders ausgeprägt ist die Wochenendpendelei zwischen München und Baden-Württemberg. Während mehr als 9000 Schwaben und Badener in München arbeiten, verlassen die Landeshauptstadt in umgekehrter Richtung nur etwa 5000 Münchner.

Einziges Bundesland, in das im Juni 2011 kein Münchner pendelte: Mecklenburg-Vorpommern.

© SZ vom 28.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: