Wirtschaftsmetropole München:Boom mit Nebenwirkungen

Blick auf München, 2011

"Boomtown" München - doch um dauerhaft attraktiv für Fachkräfte zu bleiben, müssen Stadt und Region an einigem arbeiten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine Studie prophezeit München und dem Umland im kommenden Jahrzehnt das stärkste Wachstumspotenzial in Deutschland. Doch ohne verstärkte Zuwanderung ist der Bedarf an Fachkräften nicht zu decken. Dafür muss die Metropolregion an ihrer Wohnsituation arbeiten - und an ihrer Willkommenskultur.

Von Katja Riedel

Die Metropolregion München kann bis zum Jahr 2025 das stärkste Wirtschaftswachstum aller großstädtischen Räume Deutschlands erwarten. Damit ist zumindest laut einer bisher unveröffentlichten Studie der Unternehmensberatung PwC Deutschland zu rechnen, die diese mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut erstellt hat.

Vor allem in wissensintensiven Branchen steht München der Analyse "München 2025" zufolge schon jetzt deutlich besser da als alle anderen deutschen Metropolregionen wie Hamburg, Rhein/Ruhr, Rhein/Main oder Berlin/Brandenburg. In der Landeshauptstadt arbeiten 77, in der gesamten Region 59 Prozent der Arbeitnehmer in entsprechenden Berufen. Die Studie rät, diese Branchen gezielt zu fördern und dabei auf die Industrie und den Dienstleistungssektor zu setzen. In München gibt es selbst in der Stadt mit gut 17 Prozent noch ein starkes produzierendes Gewerbe.

"Die Zukunftsprognosen für München sind hervorragend, die Region hat das größte Wachstumspotenzial deutschlandweit", sagt Petra Justenhoven, Mitglied des PwC-Vorstandes in Deutschland. "Jetzt gilt es, diese Spitzenposition zu halten und weiter attraktiv zu bleiben, auch im internationalen Kontext." In der Metropolregion, also der Stadt sowie dem Umland zwischen Augsburg, Ingolstadt, Rosenheim und Landshut, werden den Rechnungen zufolge 2025 bis zu 380.000 Menschen mehr erwerbstätig sein als bisher, davon 150.000 in Dienstleistungsbereichen. Im stadtnahen Umland sowie in Ingolstadt wird der Anstieg stärker sein als in München und an den Rändern der Metropolregion.

Überdurchschnittlich gut

Im Vergleich mit den deutschen Konkurrenten schneidet die Metropolregion in allen Kategorien überdurchschnittlich gut ab. Sie profitiert dabei insgesamt sehr vom Zuzug, der mit 6,9 Prozent von 2010 bis 2025 laut den Prognosen weit höher ausfallen dürfte als anderswo. Besonders positiv ist der Effekt, wenn Hochqualifizierte kommen.

Viele ziehen schon jetzt aus dem Ausland in die Stadt. In München leben fast 25 Prozent Ausländer, in der Region liegt der Anteil immerhin bei 12,5 Prozent, auch dies ein Spitzenwert. "Ohne eine verstärkte Zuwanderung hoch qualifizierter Fachkräfte wird sich der Arbeitskräftebedarf nicht decken lassen", heißt es in der Studie. Notwendig sei dazu eine Willkommenskultur, zu der auch gehöre, ausländische Abschlüsse unbürokratisch anzuerkennen und internationale Schulen und Kitas zu bauen. "Wollen wir auf solche Kräfte setzen, müssen wir für sie das Umfeld schaffen", sagt PwC-Vorstand Petra Justenhoven.

Vorbildlich sei etwa der Bau der japanischen internationalen Schule in Sendling. Doch die Studie sieht hier insgesamt Verbesserungsbedarf, wie auch beim Thema Wohnen. Zudem sollten mehr Frauen und Ältere erwerbstätig sein.

Mehr Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft

PwC rät, die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft stärker zu fördern. "Wir brauchen mehr Gründerzentren, neue Konzepte, zum Beispiel solche, die Arbeiten und alternative Wohnprojekte vereinen", sagt Justenhoven. Dabei geht es sowohl um öffentliche Forschung als auch um Kooperationen zwischen Unternehmen, privaten Forschungseinrichtungen und Privatwirtschaft.

In Innovationsnetzwerke sollten nicht nur die großen Konzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen sowie Startups stärker einbezogen werden. Hier ist Berlin insgesamt München deutlich voraus. Besonders viele kleinere Unternehmen, gut 1000, gibt es in der Automobilindustrie, einer der tragenden Säulen des Wirtschaftswachstums in der Region. Treiber für Wachstum und Strukturwandel seien außerdem die Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie. Bei Letzterer seien die Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen doppelt so hoch wie in anderen Industriezweigen.

Den Unternehmen rät PwC generell, in diesem Bereich mutiger zu investieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Zwar arbeiten viele Beschäftigte in Forschung und Entwicklung - bei den Investitionen stehen die Münchner Firmen der Studie zufolge aber schlechter da als Firmen an konkurrierenden Standorten. Für künftiges Wachstum sei das ein Risiko.

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