Wirtschaft:Umstrittene Rekorde des Münchner Flughafens

Wirtschaft: Der Tower am Münchner Flughafen hatte im Jahr 2017 knapp 405 000 Flugbewegungen zu organisieren.

Der Tower am Münchner Flughafen hatte im Jahr 2017 knapp 405 000 Flugbewegungen zu organisieren.

(Foto: Marco Einfeldt)
  • Die Fluggastzahlen des Münchner Flughafens haben mit 44,6 Millionen einen neuen Rekord erreicht.
  • Die Prognosen für die Flugbewegungen wurden jedoch deutlich unterschritten.
  • Gegner der dritten Startbahn kritisieren, dass man deren Bedarf aus der Steigerung von 2,6 Prozent im Jahr 2017 keinesfalls ableiten könne.

Von Heiner Effern und Andreas Schubert

Der Münchner Flughafen vermeldet für das Jahr 2017 einen neuen Passagierrekord: Die Fluggastzahlen stiegen um 2,3 Millionen auf den neuen Höchstwert von 44,6 Millionen. Dies, so teilt die Flughafengesellschaft FMG mit, ist ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den Starts und Landungen verzeichnet der Flughafen einen Anstieg von mehr als 10 000 auf knapp 405 000 Flugbewegungen.

Dies entspricht einem Zuwachs von 2,6 Prozent. Die Prognose von Flughafenchef Michael Kerkloh, der Anfang 2017 noch ein Wachstum von drei bis vier Prozent erwartet hatte, ist damit deutlich unterschritten. Ohne die von der Fluggesellschaft Air Berlin vollzogene Reduzierung ihres Flugangebotes im Sommer und der anschließenden Insolvenz wäre die Zahl der Flugbewegungen deutlich höher ausgefallen, teilt die FMG mit.

Auch bei der Luftfracht verkündet die FMG ein neues Rekordergebnis. Hier wurden 2017 insgesamt rund 379 000 Tonnen umgeschlagen - sieben Prozent mehr als im vergangenen Betriebsjahr. "Gerade angesichts der aktuellen Turbulenzen in der Airlinebranche sind dies ausgezeichnete Verkehrsergebnisse", urteilt Kerkloh. Die Zuwächse machten wieder die enorme Bedeutung des Münchner Airports als einer der führenden europäischen Luftverkehrsdrehscheiben deutlich.

Auch die Stadt als einer der drei Eigentümer neben dem Bund und dem Freistaat freut sich über die Steigerungen. "Die positive Entwicklung des Münchner Flughafens nehme ich mit Freude zur Kenntnis. Für die Gesellschaft sind die durchwegs positiven Zahlen eine gute Nachricht", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Wie sich der Zuwachs von 2,5 Prozent bei den Starts und den Landungen auf die Diskussion um den Bau einer dritten Startbahn auswirken wird, kann der OB noch nicht sagen. Er werde das "in den nächsten Monaten mit den beiden anderen Gesellschaftern besprechen - auch auf Basis der dann vorliegenden seriösen Prognose für 2018 und darüber hinaus." Mehr mag Reiter dazu nicht sagen, er merkt nur an, dass sich die Zahl der Flugbewegungen im Jahr 2017 zwar weiter nach oben entwickelt hätten, "wenn auch nicht in dem Maße, wie von der FMG prognostiziert".

Der bayerische Finanzminister und Aufsichtsratschef des Flughafens, Markus Söder (CSU), wollte sich nicht äußern. Dafür meldete sich die Opposition im Landtag. Die "propagandistischen Jubelmeldungen der Flughafengesellschaft FMG" würden sich als Strohfeuer erweisen, erklärte Christian Magerl (Grüne). Den Bedarf einer dritten Startbahn könne man aus der Steigerung von 2,6 Prozent im Jahr 2017 keinesfalls ableiten. Im Jahr 2018 werde der Zuwachs noch geringer ausfallen.

Das weltweite Streckennetz ab München konnte erneut ausgebaut werden

Wie sehr die Statistiken auf allen Seiten Interpretationsspielraum bieten, belegte er gleich selbst. Er stellte die Zahlen der Starts und Landungen im Jahr 2017 (404 505) den Werten aus dem Jahr 2005 gegenüber, als das Raumordnungsverfahren für die dritte Startbahn eingeleitet wurde(398 838). Das entspreche einem Wachstum von 1,4 Prozent für den gesamten Zeitraum, erklärte Magerl. Auch die Freien Wähler sehen keinen Grund für den Ausbau der Kapazitäten im Erdinger Moos. "Der Bau einer dritten Startbahn lässt sich so keinesfalls rechtfertigen und auch ein erneuter Bürgerentscheid ist vor diesem Hintergrund nicht begründbar", sagte der Landtagsabgeordnete Benno Zierer.

Bei den Passagieren hat der Flughafen deutlich zugelegt. Diese Steigerung basiert wie in den Vorjahren insbesondere auf überproportionalen Steigerungen im internationalen Verkehr: Mit rund 7,3 Millionen Fluggästen und einem Plus von sieben Prozent wurde der prozentual höchste Zuwachs im Interkontinentalverkehr erzielt. Hier waren insbesondere die Verbindungen zwischen München und Destinationen in den USA gefragt.

Größtes Verkehrssegment bleibt weiterhin der Kontinentalverkehr mit einem Fluggastaufkommen von mittlerweile 27,4 Millionen. Dies entspricht einem Plus von 6,5 Prozent gegenüber 2016. Innerhalb Europas wuchs das Passagieraufkommen auf den Verbindungen von und nach Griechenland und Spanien am stärksten. Der innerdeutsche Verkehr legte um mehr als zwei Prozent auf mehr als 9,8 Millionen Passagiere zu. Mit einer abermals gestiegen Sitzplatzauslastung von 76,5 Prozent erreichte der Flughafen München erneut einen Spitzenwert.

Das weltweite Streckennetz ab München konnte im Jahr 2017 erneut ausgebaut werden: Mit 266 Destinationen - neun mehr als im Vorjahr - stand Fluggästen das bisher umfangreichste Angebot an Flugzielen zur Verfügung, das jemals an einem Flughafen in München registriert wurde. Die Anzahl der regelmäßig verkehrenden Luftverkehrsgesellschaften stieg um zwei weitere Airlines auf nunmehr insgesamt 102.

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