Wirtschaft in München:"Lauche & Maas" ist insolvent

Wirtschaft in München: Feldbetten, Rucksäcke, Schuhe, Jacken: Der "Outlet-Bereich" ist im wesentlichen aus Holzlatten und Kunststoffplatten zusammengezimmert.

Feldbetten, Rucksäcke, Schuhe, Jacken: Der "Outlet-Bereich" ist im wesentlichen aus Holzlatten und Kunststoffplatten zusammengezimmert.

(Foto: Catherina Hess)
  • Seit 40 Jahren ist das "Lauche und Maas" eine Institution in der Outdoor-Branche.
  • Nun ist das Münchner Unternehmen insolvent. Die Gründer haben den Anschluss an den Online-Handel verpasst.
  • Der Insolvenzverwalter ist optimistisch, dass er das Unternehmen retten kann - ob als reiner Online-Handel oder mit Ladengeschäft, ist noch unklar.

Von Sebastian Krass

Als Wolfgang Maas ganz hinten angekommen ist, steht er zwischen zwei Feldbetten und einem Sammelsurium von Rucksäcken, Wanderschuhen und sonstigem Outdoorbedarf, alles im Sonderangebot. "Das ist der Outlet-Bereich", sagt Maas über diesen Anbau, der im wesentlichen aus Holzlatten und Kunststoffplatten zusammengezimmert ist.

Umzugskartons stehen auch da, einer halb voll mit Gaskartuschen für Campingkocher und bedruckt mit dem Namen eines Unternehmens für "Insolvenzassistenz". Die Kiste komme aus der Filiale in Ulm, erklärt Maas, der Laden werde gerade aufgelöst. Maas, 66, war bis vor kurzem Chef, hier und in Ulm, zusammen mit dem im Februar verstorbenen Gerhard Lauche. Doch das ist vorbei.

"Lauche & Maas", seit 40 Jahren eine Institution für Outdoor- und Expeditionsartikel, hat Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht hat Max Liebig von der Kanzlei Jaffé zum Insolvenzverwalter bestellt. Der betont, dass der Geschäftsbetrieb weiterlaufe und dass die Gehälter der 31 Mitarbeiter bis Ende April gesichert seien. "Bis dahin wollen wir auch Gewissheit haben, ob es einen Investor gibt, der bereit ist, den Geschäftsbetrieb dauerhaft fortzuführen", erklärt Liebig.

Gerhard Lauche und Wolfgang Maas waren Pioniere im Jahr 1978. "Das Wort Outdoor existierte noch gar nicht", erzählt Maas. Sportgeschäfte habe es damals gegeben, "aber nichts für Leute, die wegfahren". Sie eröffneten das Geschäft da, wo es heute noch seinen Sitz hat: in der Alten Allee in Obermenzing. Der Eingang sieht immer noch aus, als würde man einen größeren Kiosk betreten.

Doch drinnen geht es unter einer niedrigen holzvertäfelten Decke von einem Raum zum anderen, rechts in der Nische Schuhe, links Kochutensilien, dann Jacken und Mützen, dann Schlafsäcke - und natürlich unendlich viel Kleinzeug, das es braucht, um heil durch die Kalahari oder den Amazonas zu kommen. Es ist ein gewaltiger Kontrast zu den herausgeputzten Outdoor-Palästen in der Innenstadt, dem Globetrotter, dem Sport Schuster oder dem Sport Scheck, mit jeweils Tausenden von Quadratmetern Verkaufsfläche. Die Zentrale von "Lauche & Maas" hat inklusive Büros 400 Quadratmeter.

Das Versprechen hier war von Anfang an eine höchstmögliche Glaubwürdigkeit in der Beratung. Einstellungsvoraussetzung war, dass man selbst gern reist, am besten abenteuerlich. Da fällt das Kundengespräch gern pragmatisch aus. Wer vor Jahren Zeltheringe kaufen wollte, die es damals nur in einer Größe gab, der bekam zu hören: "Dann sägst du sie halt ab." In diesem Geschäft wird sowieso jeder geduzt, der reinkommt. Im Himalaja würde einem ja auch keiner mit "Entschuldigen Sie, wo geht es hier lang?" kommen.

Es gibt zwei Webseiten von "Lauche und Maas". Zeitgemäß ist keine von beiden

Wie konnte so ein Geschäft in die Insolvenz rutschen? Haben Maas und sein Partner Lauche Fehler gemacht? "Nein, du kannst die Welt nicht aufhalten", antwortet Maas. Er meint vor allem den Online-Handel. Dabei waren sie weit vorn, als sie mit einem aufwendig gemachten eigenen Katalog in den Versandhandel für Outdoor-Artikel einstiegen. Aber wer hortet noch kiloschwere Kataloge zu Hause, um ein halbes Jahr später, wenn der große Urlaub ansteht, daraus zu bestellen?

Es gibt zwei Webseiten von "Lauche & Maas", die eine sieht ungefähr nach Internet von 2005 aus, die andere nach 1995. "Der wichtigste Vertriebskanal, das Online-Geschäft, ist zwar existent, aber vom Auftritt her längst nicht da, wo ein modernes Unternehmen stehen sollte", sagt Insolvenzverwalter Liebig.

Endgültig ins Rutschen kam das Ganze nach dem plötzlichen Tod des Mitgründers Lauche. "Damit ist viel internes Expertenwissen verloren gegangen. Um ihn hat sich viel gerankt. Er hatte eine Kernfunktion bei den betriebswirtschaftlichen Aspekten und bei den Bestellungen", sagt Insolvenzverwalter Liebig. Aus dem Unternehmen selbst ist zu hören, dass nach dem Todesfall zutage trat, wie dramatisch die Schieflage ist.

Fragt man Liebig nach den Chancen, dass es weitergeht, dann antwortet er: "Es ist ein Unternehmen, das noch Leben in sich hat. Es gibt einen konstanten und treuen Kundenstamm." Und bei einer Mitarbeiterversammlung habe er gemerkt, wie sehr das Personal sich mit "Lauche & Maas" identifiziere.

Tatsächlich hat sich um das Geschäft, das noch eine Filiale in Obersendling hat und bis vor kurzem auch in Jena vertreten war, eine Community gebildet. Jedes Jahr im Sommer gibt es das "Globetrottertreffen" für Menschen, die mit dem eigenen Fahrzeug um die Welt reisen. Ebenso eine Institution ist das alljährliche "Wintertreffen", das zuletzt Ende Januar stattfand.

Da reisen 350 Menschen nach Kronach in Oberfranken, campen ein Wochenende und testen neue Produkte, Socken und Trockennahrung, und vor allem Schlafsäcke. Von den getesteten Schlafsäcken liegen jetzt welche in den Regalen, zum Sonderpreis, sind ja nicht mehr neu. Viele Fächer und Halterungen sind aber auch leer.

Insolvenzverwalter Liebig berichtet von Anfragen verschiedener Übernahmeinteressenten und sieht gute Chancen, dass "Lauche & Maas" mit einem zeitgemäßen Auftritt als Online-Geschäft weiter existieren kann. Besonders interessant sei da womöglich die Marke "Därr" - ein anderer Münchner Expeditionsausrüster, den Lauche und Maas 1998 übernommen haben.

"Und es kann Teil des Konzepts sein, ein Ladengeschäft beizubehalten. Das wäre der Versuch, sich quasi als Boutique mit sehr persönlicher Beratung zu etablieren, gegenüber den großen anonymen Outdoor-Häusern." Aber das müsse derjenige entscheiden, der das Unternehmen übernimmt - wenn sich jemand findet.

Und was wird aus Wolfgang Maas? "Er bleibt vorläufig im Unternehmen", erklärt Liebig. Maas selbst sagt: "Die Leute, die hier arbeiten, die sind fit und haben sehr viel Wissen. Auf mich kommt es nicht so an. Aber wenn ich auch noch was beisteuern kann, dann hätte ich nichts dagegen weiterzumachen."

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