Winterdienst:Was die Stadt im Winter für Radler tut

Winterdienst: Schnee an der Isar: Am Montagmorgen gab es den ersten richtigen Härtetest für die Münchner Winterradler.

Schnee an der Isar: Am Montagmorgen gab es den ersten richtigen Härtetest für die Münchner Winterradler.

(Foto: Robert Haas)
  • Der Fahrradklub ADFC hat seine Mitglieder befragt, wie sie den Einsatz der Stadt für Radler im Winter beurteilen.
  • Eine Erkenntnis: Die Zeiten, als man die Bedürfnisse der Fahrradfahrer im Winter nicht ernst nahm, sind vorbei.
  • Trotzdem bleiben viele gefährliche Stellen bestehen. Auch deshalb sorgen viele Radler vor und bescheren Werkstätten gerade Umsatz wie im Sommer.

Von Günther Knoll

Der Schnee war schneller, der erste Wintereinbruch da, bevor die Stadt auf eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) reagiert hat. Der hatte im Januar die Münchner Radfahrer befragt, wie sie mit den Verhältnissen auf den Straßen im Winter zurechtkommen. Die Ergebnisse habe man dann auch zügig mit den zuständigen Stellen im Baureferat besprochen, und die Stadt habe eine schnelle Reaktion versprochen, sagt Andreas Groh, der zweite Vorsitzende des ADFC München. An diesem Mittwoch nun geht es im Stadtrat um die weitere Förderung des Radverkehrs in München. Was in der umfangreichen Vorlage zur Konzeptfortschreibung allerdings fehlt, ist das Thema Winterdienst für Radler.

"Es ist wie immer", hat Groh nach dem Schnee vom Wochenende festgestellt. Wo er jeden Tag radle, sei zwar geräumt worden, aber nicht komplett, so hätten sich an einigen Stellen durch den Frost gefährliche Spurrillen gebildet. Groh selbst hat, wie er sagt, damit kein Problem, er hat seine Spikereifen rechtzeitig montiert, auf sein Zweitrad. Als Radler, der jeden Tag fährt, habe er ein solches für Schnee und Eis. Allerdings sollte die Stadt die Radwege im Winter so frei halten, dass man sie auch mit einem normalen Fahrrad sicher benutzen könne.

Darauf wollen sich aber viele Münchner, die auch im Winter auf das Rad als Verkehrsmittel in der Stadt setzen, offenbar nicht verlassen. Sie haben sich auf Eis und Schnee vorbereitet. Im Moment sei in seiner Reparaturwerkstatt so viel los "wie im Sommer", hat Ewald Schwendner von der "Bike Station" in der Schleißheimer Straße festgestellt. Viele würde auf Spikereifen umrüsten, ließen Bremsen und Licht kontrollieren und reparieren. Wichtig seien auch intakte Reifen, denn wenn die abgefahren seien, dann sei Splitt für sie gefährlich. Und weil Streusalz die Kette ausspüle, sei auch das Schmieren mit festerem Öl wichtig.

Eigentlich dürfe es aber nicht sein, dass Radfahrer für solche Zusatzausrüstung viel Geld ausgeben müssten, sagt Groh. Eine klare Erkenntnis aus den Antworten der ADFC-Umfrage sei gewesen, dass schneller, sorgfältiger und regelmäßiger geräumt werden müsse. Die Stadt bemühe sich zwar merklich, etwas für die vielen Radler zu tun. Die Zeiten, als man deren Bedürfnisse im Winter nicht ernst genommen habe, seien vorbei.

Doch manchmal, das ergab die Umfrage laut Groh, seien Radwege zu schmal für die Räumfahrzeuge oder Unebenheiten machten das Räumen schwer. Offensichtlich habe die Stadt auch nicht daran gedacht, dass die Nebenstraßen, die eigens als Radwege ausgezeichnet seien, entsprechend geräumt werden müssten. Generell dürfe auch der Einsatz von Salz an besonders steilen Stellen nicht ausgeschlossen werden.

Weil Radler deshalb im Winter oft auf die Straße ausweichen, sieht der ADFC auch da Nachholbedarf. Polizei und Stadt müssten die anderen Verkehrsteilnehmer über die Rechte der Radfahrer aufklären, etwa was die vorgeschriebenen Überholabstände angeht. Vor allem aber fordert der ADFC eine deutlich bessere Informationspolitik. Viele Radler wüssten gar nicht, dass die Stadt eigene Winterrouten für sie räume und auch ein Servicetelefon in Sachen Winterdienst eingerichtet habe.

Winterdienst: Mit der Montage von Spikereifen für Fahrräder hat Ewald Schwendner in seiner Werkstatt "Bike Station" derzeit gut zu tun.

Mit der Montage von Spikereifen für Fahrräder hat Ewald Schwendner in seiner Werkstatt "Bike Station" derzeit gut zu tun.

(Foto: Robert Haas)

Insgesamt gibt es in München 970 Kilometer Radwege, davon gelten etwa 110 Kilometer als Hauptrouten. Bereits 2013 habe der Stadtrat "zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Winterdienstes" verabschiedet, heißt es in einer Stellungnahme des zuständigen Baureferats. In den vergangenen beiden Wintern habe die Stadt auch eigene Erhebungen dazu durchgeführt, ein Fachgutachter habe die Winterdiensteinsätze dokumentiert und Radfahrer und Radfahrerinnen vor Ort befragt. Die Ergebnisse sollen laut Baureferat "im kommenden Frühjahr" dem Stadtrat berichtet werden. In diese Vorlage sollten dann auch die Ergebnisse der ADFC-Umfrage einfließen. Wenn der Stadtrat neue Maßnahmen oder Änderungen beschließe, würden diese dann umgesetzt.

Geduld ist also angesagt. Und dafür hat ADFC-Funktionär Groh auch in gewisser Weise Verständnis. "Ich weiß, dass es nicht so einfach geht", sagt er und lobt auch die Bemühungen der Stadt. Doch wenn es um die Verkehrssicherheit gehe, dürfe man keine Zeit verlieren. Zwischen rutschigen Radwegen und gesäuberten Fahrbahnen sieht Groh in München leider immer noch "eine große Diskrepanz".

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