Winterdienst:Gerüstet gegen die Eiszeit

Winterdienst: Teilweise sind die Winterdienste in München schon ab 2 Uhr nachts unterwegs.

Teilweise sind die Winterdienste in München schon ab 2 Uhr nachts unterwegs.

(Foto: Robert Haas)

Schneefälle? Blitzeis? Überfrierende Nässe? Kein Problem für den Münchner Winterdienst. Von Samstag an steht er bereit - auch wenn das Wetter erstmal nicht mitspielt. Woher das Salz zum Streuen kommt und warum nicht zu viel davon auf den Gehweg darf.

Von Marco Völklein

Aus der Sicht von Horst Schiller kann der Winter kommen. Schneefälle? Blitzeis? Überfrierende Nässe? Alles kein Problem. "Wir sind bereit", sagt der Abteilungsleiter im Baureferat, der unter anderem den städtischen Winterdienst verantwortet. Die fünf städtischen Lagerstätten für Streusalz sind gefüllt, die Fahrzeuge umgerüstet für den Einsatz gegen die Kälte. Von diesem Samstag, 1. November, an steht die Streu- und Räumarmada der Stadt und privater Dienstleister bereit.

Das Salz

In den fünf großen Lagerstätten, die quer über das Stadtgebiet verteilt sind, hält die Stadt etwa 13 500 Tonnen vor. Die sind, wenn es richtig schneit und tagelang die Temperaturen unter null Grad verweilen, relativ rasch aufgebraucht - obwohl die Stadt aus Umweltschutzgründen die Salzstreuung auf die Hauptverkehrsstraßen und das Busnetz beschränkt. Allerdings: Knapp wird das Salz selten. Die Stadt hat einen Vertrag mit einem Lieferanten aus Baden-Württemberg. Der fördert immerzu Salz, vor allem aus einem großen Bergwerk in Heilbronn - und liefert ständig Material nach, wie Schiller versichert.

Die Mischung

Ausgebracht wird das Salz nicht als grobes Korn, sondern als sogenanntes Feuchtsalz. Dabei wird das trockene Streusalz auf dem Streuteller am Heck des Fahrzeugs mit einem Wasser-Salz-Gemisch (Sole) befeuchtet. So verhindern die Arbeiter, dass der Wind die Salzkörner einfach von der Straße bläst. In der Regel kommen zehn Gramm Salz auf einen Quadratmeter Straße. Bei Eisregen allerdings "wird die Streumenge deutlich erhöht", sagt Schiller.

Der Splitt

Da die Stadt bei Salz zurückhaltend ist, ist der Splitt wichtig, um zum Beispiel auf Gehwegen und an Haltestellen die Trittsicherheit zu gewährleisten. Radwege lässt die Stadt oft nur räumen, aber in der Regel nur an Kreuzungen und Gefahrenstellen streuen. "Die Radler mögen Splitt nicht so", heißt es im Baureferat. In harten Wintern, wie etwa in der Saison 2012/13, kommt es so schon mal vor, dass die Arbeiter über 30 000 Tonnen Splitt ausbringen.

Die Vorgaben

Die Einsatzleiter des Winterdienstes haben stets die Wetterlage im Blick. Kündigt sich eine Kaltfront oder Schneefall an, meldet sich ein Warnservice der Meteorologen - dann werden die Räumtrupps losgeschickt. Das kann mal erst um 4 Uhr in der Früh sein, vielleicht aber auch schon mal um 2 Uhr, je nachdem, wie viel Schnee zu erwarten ist. Ziel der Stadt ist es, bis zum Einsetzen des Berufsverkehrs gegen 6 Uhr die Straßen möglichst frei zu haben. Konkret sollten dann die großen Ring- und Ausfallstraßen sowie die Busstrecken geräumt und gestreut, die Haltestellen zugänglich und die Geh- sowie Radwege innerhalb des Mittleren Rings zumindest bis zu einer Breite von 1,20 Meter frei sein. In einer zweiten Runde versuchen die Arbeiter anschließend, die Räumbreite auf den Gehwegen zu erweitern.

Die Schneereste

Vor allem aus der Fußgängerzone in der Altstadt und großen Plätzen in den Stadtvierteln fahren die Arbeiter den Schnee immer wieder ab und bringen ihn auf stadtweit elf Lagerplätze. Einer davon befindet sich auf der Theresienwiese. Gut erinnern sich Schiller und seine Leute noch an den Winter 2005/06. Damals fiel unheimlich viel Schnee, und die Trambahnen konnten einige Tage lang nicht fahren, weil die Weichen festgefroren waren. Damals hatte das Baureferat so viel Schnee auf der Theresienwiese aufgetürmt, dass die Kinder noch im Juli auf dem Hügel Schlitten fahren konnten.

Die Zuständigkeiten

Für die großen Straßen, die Bustrassen sowie die Haltestellen sind Schiller und seine Leute stadtweit zuständig, ebenso für die Radwege. Um das alles zu schaffen, hat das Baureferat außerhalb des mittleren Rings zusätzlich Privatfirmen beauftragt, die die Aufgabe übernehmen. Innerhalb des Mittleren Rings und in Pasing, im sogenannten "Vollanschlussgebiet", räumt die Stadt zudem die Gehwege frei. Dafür werden Gebühren fällig. Außerhalb des Vollanschlussgebiets sind die Hausbesitzer für die Räumung der Gehsteige verantwortlich.

Die Kosten

Grundsätzlich ist es so: Ist der Winter lau, muss die Stadt weniger für den Winterdienst aufwenden. In der vergangenen Saison beispielsweise, als kaum Schnee fiel, beliefen sich die Ausgaben auf lediglich knapp neun Millionen Euro. Im extrem harten Winter 2005/06 lagen die Kosten dagegen bei fast 30 Millionen Euro. Aber auch wenn kein Schnee fällt, gibt die Stadt für den Winterdienst etwa 30 000 Euro täglich aus. Denn die Dienstleistungsfirmen, die außerhalb des Vollanschlussgebiets tätig sind, halten sich in Bereitschaft. Und dafür erhalten sie eine Vergütung. Wie viel die Stadt heuer für den Winterdienst wird aufwenden müssen, ist offen. "Das sieht man immer erst im nächsten Frühjahr", sagt Abteilungsleiter Schiller.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: