Winterchaos in München:Kalt erwischt

Winterchaos in München: Lange Staus behindern den Verkehr auf dem Westabschnitt des Mittleren Rings: Wegen des kalten Wetters hatten sich die gelben Markierungen am Boden gelöst.

Lange Staus behindern den Verkehr auf dem Westabschnitt des Mittleren Rings: Wegen des kalten Wetters hatten sich die gelben Markierungen am Boden gelöst.

(Foto: Robert Haas)
  • Stellenweise unpassierbar: Starke Schneefälle behindern den Verkehr auf Straßen, Schienen und am Flughafen.
  • Im Münchner Stadtgebiet verursachte noch ein anderes Problem Behinderungen: Wegen des kalten Wetters haben sich die gelben Baustellenmarkierungen vom Boden gelöst; in der Folge kam es beim im Trappentreutunnel zu mehreren Unfällen.

Von Marco Völklein

Den ganzen Dienstagvormittag über hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereits gewarnt: Von Norden her sei mit starkem Schneefall zu rechnen. 15 bis 25 Zentimeter Neuschnee würden bis Mittwochfrüh innerhalb des Münchner Stadtgebiets fallen, örtlich seien auch 30 Zentimeter möglich. "Straßen können stellenweise unpassierbar sein", warnten die DWD-Leute. Und gaben den Tipp: "Vermeiden Sie alle Autofahrten!"

Leichter gesagt als getan - vor allem für diejenigen, die nicht in den Weihnachtsferien sind, sondern zur Arbeit müssen. Viele Autofahrer wunderten sich daher bereits Dienstagfrüh darüber, dass zum Beispiel die Richard-Strauss-Straße und die Denninger Straße im Münchner Osten kaum geräumt waren.

Nur die Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) pflügten den Schnee mit ihren breiten Reifen leidlich zur Seite. "Dünnt der städtische Winterdienst zwischen den Jahren seine Mannschaft aus?", fragte ein SZ-Leser genervt.

560 Fahrzeuge und 1100 Mitarbeiter

Ein Sprecher des Baureferats wies das allerdings zurück. Man habe sich, "wie alle Jahre", gründlich auf den Winterdienst vorbereitet und sei "permanent im Einsatz". Insgesamt stünden 560 Fahrzeuge und 1100 Mitarbeiter bereit, um die Straßen und Kreuzungen, Geh- und Radwege sowie Bus- und Trambahnhaltestellen frei zu halten. Zudem habe das Baureferat insgesamt 13 500 Tonnen Salz eingelagert.

Teure Hauben und Gucklöcher

Offenbar versuchen etliche Autofahrer, den Fakt zu ignorieren, dass der Winter die Stadt dieser Tage fest im Griff hat. Bei einer Kontrollaktion im Osten der Stadt etwa stellten die Beamten fest, dass 20 Autofahrer ihren Wagen nicht ausreichend von Schnee und Eis befreit hatten. Wer nur mit einem freigekratzten Guckloch über die Straßen fährt, ist mit 80 Euro Bußgeld sowie einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderdatei dabei. Nur zwei Stunden lang standen die Beamten an dem Kontrollpunkt - und erwischten auch noch drei Autofahrer, die auf der schneebedeckten Straße mit Sommerreifen unterwegs waren. Strafe: 60 Euro Bußgeld sowie ein Punkt in Flensburg. Außerdem mussten die Fahrer ihr Auto sofort abstellen und stehen lassen. Zudem gehört es zu den Autofahrerpflichten im Winter, auch das Fahrzeugdach frei zu räumen, ansonsten drohen 25 Euro Buße. Lkw-Fahrer, die ihre Dächer und Planen nicht von Schnee und Eisplatten befreien, zahlen 80 Euro und kassieren einen Punkt. Apropos kassieren: Ein Autofahrer raste mit fast 90 Stundenkilometer über die verschneite Straße - erlaubt war Tempo 50. Das bringt einen Punkt in Flensburg, kostet 320 Euro - und für einen Monat seinen Führerschein. wim

Einen großen Teil davon dürften die Mitarbeiter aber dann im Laufe des Dienstags aufgebraucht haben. Denn gegen Mittag setzte in der Tat der vom DWD vorhergesagte Schneefall ein. Polizei und Autobahnmeistereien warnten vor Straßenglätte, auf den Autobahnen rund um München bildeten sich Staus.

Festgefrorene Weichen

Auch die S-Bahn meldete wieder Behinderungen aufgrund von festgefrorenen Weichen und anderen technischen Problemen: So fiel unter anderem auf der S 2 nach Altomünster ein Bahnübergang aus. Auch auf der S 8 zum Flughafen gab es Probleme. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Ingolstadt-Nürnberg wurde das Tempo der ICE-Züge aus Sicherheitsgründen auf 200 Kilometer pro Stunde begrenzt.

Auch bei der Bayerischen Oberlandbahn und auf den Meridian-Strecken rund um Rosenheim kam es zu Zugausfällen. "Ursachen sind vor allem Störungen an Weichen und Signalen sowie Bahnübergängen wie auch Vereisungen bei den Triebfahrzeugen", hieß es.

Die Deutsche Bahn versuchte unterdessen, "mit einer Reihe von Vorsorgemaßnahmen" den Zugverkehr zu stabilisieren, wie ein Konzernsprecher erklärte. So würden Schneeräumkräfte an wichtigen Knotenbahnhöfen zusammengezogen, um bei Störungen schnell eingreifen zu können.

45 Starts und Landungen fallen aus

Ebenfalls betroffen war der Flugverkehr: Bis Dienstagmittag fielen 45 Starts und Landungen aus, wie Airport-Sprecher Robert Wilhelm sagte. Betroffen seien hauptsächlich Inlandsflüge, aber auch einige Europaverbindungen. Der Winterdienst am Flughafen sei im 24-Stunden-Einsatz, pro Schicht befreiten 179 Mitarbeiter die beiden Start- und Landebahnen von Schnee, Eis und Matsch, sagte Wilhelm weiter. Die beiden Pisten würden im Wechsel geräumt.

Winterchaos in München: Am Flughafen ist der Winterdienst rund um die Uhr im Einsatz, pro Schicht räumen 179 Mitarbeiter die Start- und Landebahnen.

Am Flughafen ist der Winterdienst rund um die Uhr im Einsatz, pro Schicht räumen 179 Mitarbeiter die Start- und Landebahnen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Münchner Stadtgebiet verursachte noch ein anderes Problem Behinderungen auf dem Mittleren Ring: Seit Montagmittag steht im Trappentreutunnel nur noch eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung. Wegen einer Generalsanierung konnten die Verkehrsteilnehmer dort seit dem Frühjahr pro Richtung ohnehin nur noch zwei statt drei Fahrspuren benutzen. Doch laut Baureferat hatten sich am Montag wegen des kalten Wetters die gelben Baustellenmarkierungen vom Boden gelöst; in der Folge kam es zu mehreren Unfällen.

Daraufhin entschloss sich die Stadt, mit Warnbaken die Durchfahrt zu verengen - auf nun nur noch eine Spur pro Richtung. Seither stauen sich die Autos noch mehr. Und dieses Problem wird wohl noch einige Tage andauern: Um die Markierungen neu aufkleben zu können, benötigen die Arbeiter wärmere Temperaturen. Und vor allem: trockenes Wetter, heißt es aus dem Baureferat. Solches Wetter ist aber wohl erst wieder am Wochenende zu erwarten.

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