Es gibt Leute, die hartnäckig behaupten, Münchens wichtigstes politisches Ereignis sei das Oktoberfest. Darüber kann man lächeln, und manchmal möchte man diese Leute auch schütteln, weil sie jedes Jahr hartnäckig wieder mit ihrer These ankommen, sobald im Frühsommer die ersten Zelte auf der Theresienwiese Form annehmen.
Spätestens seit der Wahl von Dieter Reiter zum Oberbürgermeister muss man sich allerdings fragen, ob da nicht doch etwas dran ist. Auch Reiter wurde belächelt, weil er sich ausgerechnet den Job des Wiesn-Chefs gekrallt hatte, um seiner Karriere Schub zu verleihen. Kleinlaut müssen die Spötter nun zugeben, dass seine Rechnung aufging.
Die Personalie Wiesnwirt ist interessanter
Ähnlich wichtig ist - ganz klar - der Juniorchef. Während die Öffentlichkeit über Wochen den Bürgermeister-Krimi verfolgt hat, interessieren sich die echten Insider im Rathaus viel dringender für eine ganz andere Personalie: Wer wird nächster Wiesn-Stadtrat?
Auch im Rathaus gibt es Lächler und Spötter, die mit einem gesunden Maß an Befremden feststellen, dass die Berufung eines neuen Wiesnwirts oder die Verkündung der Bierpreise mehr Aufmerksamkeit generiert als der Sanierungsplan für alle städtischen Krankenhäuser.
Wichtigster Posten ist der Wiesn-Stadtrat
Pöstchen wie der Wiesn-Stadtrat werden nach Proporz verteilt: Die größte Fraktion sucht sich ein Amt aus, analog zum Wahlergebnis kommen danach die anderen an die Reihe. Schon als die SPD noch die stärkste Fraktion gestellt hat, war es keine Frage, dass der wichtigste Posten in einer Stadt mit Wohnungsmangel und tiefen Kluften zwischen Arm und Reich der Wiesn-Stadtrat ist.
Nun ist die CSU am Zug - und setzt die gleichen Prioritäten. Nach langer interner Debatte samt Kampfabstimmung steht fest, das in Zukunft Georg Schlagbauer aus einer Wiesn-Kutsche winken darf. Ach, München. Mal sehen, wer es noch wagt, über Schlagbauer zu lächeln.