Wichtiger Teil des Budgets:Stifter und Wohltäter

Auch Vereine und Institutionen profitieren vom letzten Willen

Von Victoria Michalczak

Es müssen nicht unbedingt Verwandte sein. Viele Münchner bedenken in ihrem letzten Willen gemeinnützige Organisationen, Stiftungen oder Kultureinrichtungen. Die werben zum Teil auch gezielt darum und bieten dafür sogar Gegenleistungen an wie etwa die Nachlassregelung und die Grabpflege.

Manche Organisationen in der Stadt erhalten mehr Einnahmen durch Erbschaften als durch Beiträge oder Spenden. Der Münchner Tierschutzverein zum Beispiel bezieht sein Budget zu mehr als einem Drittel aus Erbschaften, wie Pressesprecherin Judith Brettmeister sagt. Rund 2,3 Millionen Euro kommen pro Jahr im Schnitt an Geld aus Erbschaften für den Verein zusammen. Hinzu kommt noch einmal rund eine Million Euro aus Mieteinnahmen, die zu einem Großteil aus vererbten Immobilien stammen.

Manche Organisationen beraten schon zu Lebzeiten über die richtige juristische Abwicklung eines Testaments zu ihren Gunsten. Besonders Stiftungen setzen auf sogenanntes Erbschaftsmarketing. Der Bundesverband deutscher Stiftungen hält seine Mitglieder dazu an, und ein Großteil seiner Mitglieder will diese Strategie weiter ausbauen. Allein in München gibt es 967 Stiftungen, damit liegt die Stadt bundesweit auf Platz zwei hinter Hamburg. Genügend Auswahl also für alle, die ihr Erbe einem wohltätigen Zweck zukommen lassen möchten.

Auch Bildungs- und Kultureinrichtungen sowie Museen werden oft bei Erbschaften berücksichtigt. Das Deutsche Museum etwa wird zwei bis dreimal im Jahr Erbe privater Nachlässe. Im Gegenzug übernimmt es die komplette Nachlassregelung, inklusive der Beerdigung und der Grabpflege, erläutert Pressesprecherin Susanne Schneider. Manche geerbten Stücke werden sogar ausgestellt. Im November etwa widmet das Museum dem Nachlass von Ernst Mach eine eigene Ausstellung mit tausenden Briefen und Fotos, die Einblicke in das Leben des berühmten Physikers geben. Als der Entdecker der nach ihm benannten "Mach-Zahl" 1916 starb, setzte er das Deutsche Museum als Erben ein.

Beim Erzbistum München gehen monatlich etwa drei bis vier Erbschaften ein, wenn auch selten komplette Besitztümer, sondern Anteile, präzisiert Bettina Göbner. Diese "kleineren" Beträge, wie sie die Pressesprecherin nennt, bewegen sich jedoch meist im Bereich von über 1000 Euro. Die Münchner vererben ihr Vermögen allerdings so gut wie nie an das Bistum selbst, sondern an ihre Pfarrei vor Ort, "wo sie ihre Beziehungen haben und verwurzelt sind", sagt Bettina Göbner. Im Schnitt gehe auch ein Haus pro Jahr an die katholische Kirche in München über. Aus den vergangenen zehn Jahren sei aber kein einziger Fall bekannt, in dem ein solches Vermächtnis von Verwandten angefochten worden sei.

Nicht nur die Kirche selbst, auch kirchliche Hilfsorganisationen bekommen regelmäßig Gelder und Güter vererbt. "Klar kriegt die Caritas von Privatpersonen Erbschaften", sagt Monika Huber vom Caritasverband der Erzdiözese München. Das seien teils Sachspenden oder kleine Beträge unter 200 Euro, teilweise aber auch ganze Grundstücke oder Summen im sechsstelligen Bereich. Streit mit Verwandten der Erblasser gebe es aber "so gut wie nie", erzählt Huber, denn die Caritas rate stets dazu, das Testament gemeinsam mit einem Notar zu verfassen, um Unstimmigkeiten zu vermeiden. Probleme gebe es manchmal, wenn Verstorbene ihren letzten Willen handschriftlich ohne juristische Hilfe aufgeschrieben haben. Allerdings besteht die Schwierigkeit laut Huber dann eher darin, herauszufinden, für welche Stelle der Caritas das Geld gedacht sei.

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