Wetter in München:Die Gewinner und Verlierer der milden Temperaturen

So richtig will der Winter in München nicht in Schwung kommen. Immerhin sind für die kommenden Tage Minusgrade und sogar Schnee angekündigt. Wen das freuen wird - und wen nicht.

Von Katharina Kutsche und Inga Rahmsdorf

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Quelle: SZ

So richtig winterlich waren die Temperaturen in den vergangenen Wochen noch nicht. Dabei wartet manch Münchner sehnsüchtig auf die Kälte, wie der Pächter des Nymphenburger Schlosskanals, der die Eisbahnen zum Eisstockschießen frei geben möchte. Auch in den Sportgeschäften und Skischulen wünscht man sich endlich eine richtig schöne Schneedecke und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Anderen Bewohnern Münchens ist das Wetter dagegen ziemlich egal, wie der Braunbärin Olga im Tierpark Hellabrunn. Sie lässt sich in ihrer Winterruhe nicht stören. Immerhin sind für die kommenden Tage winterliche Temperaturen angekündigt worden - und sogar Schnee. Das wird wohl die Winterfreunde begeistern, nicht aber die Mitarbeiter der Winterräumdienste, und ebenso wenig die Giraffen in Hellabrunn. Eine Übersicht der Gewinner und Verlierer.

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Tierpark

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Quelle: Natalie Neomi Isser

Braunbärin Olga und den Präriehunden kann der milde Winter egal sein. Sie halten seit Oktober Winterruhe - und das hängt nicht von der Außentemperatur ab, sondern von der Tageslichtlänge. Im Tierpark Hellabrunn gibt es eindeutig gemischte Interessenlagen: Schimpansen und Gorillas sind tropische Tiere, sie bleiben in der kalten Jahreszeit drinnen, denn sie können sich genauso schnell erkälten wie ein Mensch. Die Eisbären dagegen würden sich über baldigen Schnee freuen, sagt Zoo-Sprecherin Vanessa Wiemann, "da ist dann richtig was los auf der Anlage". Für die Giraffen wiederum sind Schnee und Eis lebensgefährlich, jeder Sturz kann für die über fünf Meter großen Tiere tödlich enden. Sobald die Tierpfleger merken, dass es auch nur im Ansatz gefrieren könnte, holen sie die Giraffen aus dem Außengehege zurück ins Haus. Am wenigsten bekommen die Murmeltiere vom Wetter mit: seit dem Herbst sind sie im Winterschlaf und wachen erst zu Ostern wieder auf.

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Schlosskanal

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Quelle: Robert Haas

Kein Eis, kein Umsatz: Für Herbert Fesl sieht es bisher mau aus. Eigentlich ist der Pächter des Schlosskanals Nymphenburg Energieberater, aber wegen seiner Aufgabe am Kanal, die er von seinem Vater übernommen hat, muss er "immer auf dem Sprung" sein. Der Schlosskanal ist das erste Gewässer in München, das im Winter zufriert. Das liegt daran, dass es ein zum Teil sehr flaches und langsam fließendes Gewässer ist. Außerdem ist der Kanal genau in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Wenn also der kalte Ostwind pfeift, ist die Eisfläche ziemlich schnell einsatzbereit für Schlittschuhläufer und für Eisstockschützen. In diesem Winter hat das aber noch nicht geklappt, so dass Fesl, der nicht nur für die Sicherheit und Sauberkeit am Kanal zuständig ist, sondern auch für die Versorgung der Freizeitsportler, keinen Umsatz mit seiner Glühweinhütte machen konnte. Fesls Pachtvertrag läuft von November bis März, es bleibt also noch Zeit, die Unkosten für Versicherung und Aufbauten am Kanal wieder auszugleichen. Wer nicht warten möchte, bis der Kanal zufriert, der kann auch auf Kunstbahnen trainieren. Und dabei gleichzeitig auch noch die Biergärten bei den milden Temperaturen genießen, denn einige von ihnen bieten den ganzen Winter über Anlagen zum Stockschießen an.

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Eisstadion

Eislaufplatz Prinzregenten-Stadion

Quelle: Florian Peljak

Im Prinzregentenstadion sind die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr nahezu identisch. Auch mit höheren Stromkosten für den Erhalt der Eisfläche rechnen die Münchner Stadtwerke als Betreiber des Eislaufstadions derzeit nicht. Tatsächlich ist eher die Anzahl der Eisläufer dafür entscheidend, wie häufig die Fläche durch die Eismeister aufbereitet werden muss, erklärt Sprecher Michael Solić. Ein paar Grad mehr oder weniger bei der Außentemperatur würden daran nichts ändern.

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Streusalz

Autobahnmeisterei München Nord

Quelle: Florian Peljak

Nur 6 000 Tonnen Streusalz hat die Autobahndirektion Südbayern im Dezember benötigt. Zum Vergleich: 2014 verteilten die Straßenwärter die dreifache Menge auf den Autobahnen rund um München und im südlichen Bayern. 550 Straßenwärter und 32 Straßenmeister sind in der Autobahndirektion Südbayern im Einsatz. Für den Winterdienst im Raum München wurden zusätzlich 21 Saisonarbeiter eingestellt. Das milde Wetter konnte für Bauarbeiten, Wartungen von Kanälen und Zurückschnitte von Bäumen an den Fahrbahnen genutzt werden. Wenn der Winter doch noch kommt, sind die Straßenwärter früh gewarnt, sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion: in den Fahrbahnen sind Sensoren eingebaut, deren Messungen dem Straßenwetterinformationssystem des Deutschen Wetterdienstes gemeldet werden. So können die 190 Winterdienstfahrzeuge der Direktion frühzeitig auf gefrierende Nässe reagieren.

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Skischule

Tegernsee: Blick auf den Tegernsee + Tegernseer Tal im Winter

Quelle: Johannes Simon

Eigentlich hat die Skischule Giesing ihr Skigebiet in Kreuth am Tegernsee. Doch bisher fehlt dort der Schnee. Die Kurse von Ski & Board Giesing finden aber trotzdem statt, sie werden einfach etwas weiter südlich nach Tirol verlegt, erklärt Theresa Hieber, Geschäftsführerin der Skischule. Das Gebiet dort werde beschneit und die Bedingungen seien sehr gut. Außerdem hofft sie darauf, auch in diesem Winter noch am Tegernsee weiße Pisten vorzufinden. "Der Schnee hat sich in den vergangenen Wintern immer weiter nach hinten verschoben", so Hieber. Aber es habe noch nie einen Winter gegeben, in dem sie gar nicht in Kreuth trainieren konnten.

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Unfälle

Winter in Niedersachsen - Autobahn A2

Quelle: dpa

Weniger Winter, weniger Unfälle? "Nein", sagt Polizeisprecher Sven Müller, "der Winter beschäftigt die Autofahrer nicht". Die Anzahl der Kleinunfälle sei in der ersten Dezemberwoche 2015 fast genauso hoch gewesen wie im Vergleichszeitraum 2014. Seine Erklärung: Die Münchner kennen Schnee und fahren vorsichtig.

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Wintersportgeschäfte

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Quelle: Robert Haas

Grundsätzlich ist der Sporthandel sehr wetterabhängig. Peter Reiter vom Sportgeschäft Intersport Lang in Schwabing ist trotzdem zufrieden mit dem Verkauf von Wintersportartikeln. Nur der Skiverleih sei bisher recht schwach. Aber er rechnet damit, dass das Geschäft noch einmal stark anziehen wird, wenn in den nahen Skigebieten Schnee liegen sollte. Auch Markus Rech, Geschäftsführer von Sport-Scheck zeigt sich zufrieden. Der Verkauf von Wintersportartikeln habe trotz des milden Winters im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugelegt, besonders bei Textilien und Skischuhen.

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Nahverkehr

Öffentlicher Nahverkehr

Quelle: dpa

Die S-Bahn München profitiert von den Wetterverhältnissen. Keine eingefrorenen Weichen, keine Eisschicht in den Oberleitungen und damit bessere Werte in der Pünktlichkeit, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Und auch bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) freut man sich über die wenigen "witterungsbedingten Störungen". Sobald Schnee liege, steige die Gefahr, dass Schneematsch durch Autos in die Weichen der Tram gedrückt würden und diese blockierten. Ein weiterer Nebeneffekt des milden Wetters: Das erst im Oktober eingeführte Mietradsystem MVG Rad konnte im milden Dezember bis zu 1 000 Ausleihen pro Tag verzeichnen.

© SZ vom 13.01.2016/vewo
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