Wettbewerb:Sinn fürs Aroma

Braumeister Frank Lucas aus Rügen ist der beste Biersommelier Deutschlands

Von Astrid Becker

Bier ist offensichtlich noch immer Männersache. Zumindest kann sich dieser Eindruck bei der deutschen Meisterschaft der Biersommeliers aufdrängen. 56 sogenannte Experten aus dem ganzen Land sind an diesem Samstag nach Gräfelfing gekommen, um hier ihr Wissen und ihre sensorischen Fähigkeiten in Sachen Bier unter Beweis zu stellen. Nur fünf von ihnen sind Frauen - und so verwundert es fast nicht, dass auch diesmal der Titel "Deutscher Meister" wieder an einen Mann geht: Frank Lucas von der Inselbrauerei Rügen, der nun Markus Sailer aus Gilching ablöst.

Wettbewerb: "Souverän, stimmig und rund." Konkurrenten und Jury loben die Leistung von Frank Lucas bei der deutschen Meisterschaft der Bierexperten.

"Souverän, stimmig und rund." Konkurrenten und Jury loben die Leistung von Frank Lucas bei der deutschen Meisterschaft der Bierexperten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der allerdings nimmt den Titelverlust mehr als gelassen: "Ich war schlecht in Form und habe es schon in der ersten Runde vermasselt", sagt er. Die besagte erste Runde beginnt um halb zehn Uhr morgens. Jeder der 56 Teilnehmer hat seine Ausbildung zum Sommelier in der Bierakademie Doemens absolviert - wie im übrigen jeder andere der etwa 4000 Biersommeliers auf der Welt auch. Wenn man also will, hat die Gräfelfinger Bierakademie, Gastgeber der Meisterschaft, eine Art Monopol inne, für die Lehrgänge vergibt sie jedenfalls die Lizenzen. In den Ländern mit den meisten Sommeliers werden eigene Staatsmeisterschaften ausgetragen, zum Beispiel in Brasilien, Italien, Österreich und eben Deutschland. In diesen Vorentscheiden wird festgelegt, wer sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Weil Deutschland mittlerweile mehr als 1000 Biersommeliers hat, liegt die Quote derer, die zur WM dürfen, recht hoch: Immerhin 20 der 56 Teilnehmer der deutschen Meisterschaft werden sich dafür qualifizieren.

Wettbewerb: Auch wer nicht gewonnen hat, bekommt ein Zertifikat über seine Bierkenntnis.

Auch wer nicht gewonnen hat, bekommt ein Zertifikat über seine Bierkenntnis.

(Foto: Stephan Rumpf)

Doch um so weit zu kommen, müssen sie einige Hürden nehmen. Der Wettbewerb werde immer professioneller, sagt auch Sailer: "Und die Jungs immer besser." So geht es am frühen Vormittag erst einmal um Aromen. Zehn Gläser mit verschiedenen Bieren stehen vor den Teilnehmern, dazu gibt es zehn Aromen, die diesen Bieren zugeordnet werden müssen. Banane zum Beispiel, ein Aroma, das sich meist im Weißbier findet - und keine besondere Herausforderung darstellen dürfte. Schwieriger wird es jedoch bei Aromen, die auf einen Fehler im Bier hindeuten. An diesem Tag wurden sie künstlich in eigentlich sauber hergestellte Biere gemischt, wie zum Beispiel der Geschmack und Geruch nach Pappdeckel. Für Frank Lucas ist dieser Test seiner Sensorik kein Problem. Der 47-Jährige ist selbst Braumeister und Betriebsleiter der Inselbrauerei in Rambin auf Rügen, die es erst seit 2015 gibt und die sich auf Edelbiere spezialisiert hat. "Ich habe täglich mit meinem Chef geübt", erzählt er später. Lucas ist aber auch amtierender Vize-Weltmeister, hat es schon zwei Mal bis ins Finale der Deutschen Meisterschaft geschafft und "ist einfach souverän", wie Sailer sagt. Diese Stärke zeigt Lucas dann auch in Runde zwei, in der es darum geht, zehn verschiedene Bierstile bei einer Blindverkostung zu erkennen. Keine einfache Sache sei das, stöhnen manche der Teilnehmer noch im Nachgang. Denn auf den Tischen stehen nicht nur deutsche Biere, sondern auch belgische oder italienische. Dabei hätten es allein die deutschen Biere schon in sich, sagen sie. Alkoholfreies Weißbier zum Beispiel sei mittlerweile kaum mehr von leichtem Weißbier oder gar normalem Weizen zu unterscheiden. Auch der helle Bock sei "ziemlich gemein". Denn auch er sei leicht zu verwechseln - etwa mit einem Festbier oder einem gehaltvolleren normalen Hellen.

Die sechs Besten dieser beiden Vorrunden müssen dann im Finale ein Bier beschreiben, es mit passenden Speisen kombinieren und fundiertes Produktwissen unter Beweis stellen. Lucas habe das perfekt hinbekommen, "stimmig und rund", wie es der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerverbands Lothar Ebbertz ausdrückt, der selbst in der Jury saß. Nun müssen sich Lucas und die anderen 19 Qualifizierten am 10. September in München gegen die Welt behaupten. Markus Sailer wird übrigens nicht dabei sein, dafür aber immerhin eine Frau: Elisa Preuß aus Stralsund.

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