Wettbewerb:"Jugend forscht": Ideen, die Leben retten können

Wettbewerb: Sara-Luisa, 13, und Anja-Sophia Reh, 16, aus Augsburg entwickelten eine App, die Frauen, die an Diabetes leiden, helfen soll.

Sara-Luisa, 13, und Anja-Sophia Reh, 16, aus Augsburg entwickelten eine App, die Frauen, die an Diabetes leiden, helfen soll.

(Foto: Catherina Hess)
  • Die Sieger des bayernweiten Wettbewerbs "Jugend forscht" sind gekürt worden.
  • Ende Mai treten die bayerischen Jungforscher in Paderborn gegen die Konkurrenz aus den anderen Bundesländern an.
  • Mit insgesamt 14 Teilnehmern stellt Bayern die meisten Jungforscher im Finale.

Von Katharina Hamel

Die Kettensäge fest in beiden Händen rollt der 18-jährige Johannes Meier die Sägekette über die Rinde des Baumstamms, der vor ihm auf dem Boden liegt. Auf einer kleinen Anzeige am Gehäuse der Säge leuchtet rot eine Zahl auf. "Durch die Bewegung der Kette errechnet die Säge, wie lang der Stamm ist", erklärt der Oberpfälzer seine Erfindung.

Statt mühsam per Hand die Maße zu nehmen und Abschnitte einzuzeichnen, funktioniert das Zerstückeln des Baumes nun ganz ohne andere Hilfsmittel. Johannes legt die Säge wieder ab und rückt seinen Anzug zurecht. Der Grund für die bei Sägearbeiten doch recht feierliche Bekleidung: Der Auszubildende zählt zu den Siegern des bayernweiten Wettbewerbs "Jugend forscht", die am Donnerstag in München gekürt wurden.

Wie die Erstplatzierten von neun anderen Projekten aus den Themenbereichen Biologie, Chemie und Technik, Mathe und Informatik, Arbeitswelt und Physik sowie Geo- und Raumwissenschaften hat er 250 Euro gewonnen und sich darüber hinaus für den Bundeswettbewerb qualifiziert. Ende Mai treten die bayerischen Jungforscher in Paderborn gegen die Konkurrenz aus den anderen Bundesländern an. Mit insgesamt 14 Teilnehmern stellt Bayern die meisten Jungforscher im Finale.

Seit Montag haben die 81 jungen Wissenschaftler ihre Ideen im Verkehrszentrum des Deutschen Museums einer Jury präsentiert. Und sie haben sich einiges einfallen lassen: Eine Bräunungskontrolle für Toaster zum Beispiel, um verbranntes Brot zu vermeiden. Ein farbiges Barcode-System, um mehr Informationen speichern zu können. Oder die Identifikation von Springkraut als neue Quelle für Pharmawirkstoffe. Dem Vorstand der Stiftung "Jugend forscht", Sven Baszio, zufolge ist das Niveau der Wettbewerbsbeiträge in Bayern besonders hoch.

Antrieb aus eigenen Erfahrungen

"Die Schüler konkurrieren wegen der vielen Anmeldungen schon in den Regionalwettbewerben sehr stark." Der Wettbewerb trage zudem maßgeblich dazu bei, junge Leute für naturwissenschaftliche und technische Fächer zu begeistern. Neun von zehn Teilnehmern nehmen nach der Schule ein naturwissenschaftliches Studium auf. Viele gründeten auch Unternehmen auf Basis ihrer Ideen. Bei dem Festakt lobte Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) Kreativität, Neugier und Talent der Nachwuchsforscher. Landesweit hatten sich in diesem Jahr 2096 junge Leute im Alter von 15 bis 21 Jahren mit 1214 Projekten an dem Wettbewerb beteiligt.

Wettbewerb: Der 18-jährige Johannes Meier denkt eher an Holzarbeiter: Seine Kettensäge errechnet, wie dick der Stamm ist.

Der 18-jährige Johannes Meier denkt eher an Holzarbeiter: Seine Kettensäge errechnet, wie dick der Stamm ist.

(Foto: Catherina Hess)

Auch die Schwestern Sara-Luisa, 13, und Anja-Sophia Reh, 16, aus Augsburg sind eine Runde weiter gekommen. Sie haben untersucht, wie sich der Blutzuckerspiegel im Laufe des Menstruationszyklus verändert. "Es ist schon länger bekannt, dass der Zyklus den Blutzucker beeinflusst, aber es ist nicht bekannt wie", erklärt Anja-Sophia. Weil ihre Schwester als Diabetikerin davon betroffen ist, haben sie das Problem kurzerhand selbst in die Hand genommen. Sechs Monate sammelten sie Daten, aus denen sie schließlich eine Formel entwickelten. "Das war schon anspruchsvoll", sagt Anja-Sophia.

Mit der selbstprogrammierten App können Diabetikerinnen errechnen lassen, wann sie ihre Insulindosis erhöhen und wieder reduzieren müssen. Hersteller von Insulinpumpen hätten schon ihr Interesse an der Idee bekundet. Sara-Luisa und Anja-Sophia haben ein Patent auf ihre Erfindung angemeldet. Nach dem Wettbewerb wollen sie die App für andere Diabetikerinnen zugänglich machen.

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