Wettbewerb der Händler:Generalsanierung des Viktualienmarkts

Die EU macht Ärger: Der Viktualienmarkt und andere Märkte sollen generalsaniert werden. Das wird teuer für die Händler.

C. Rost

Spätestens 2018, wenn München die Olympischen Winterspiele ausrichten soll, muss alles fertig sein: Der Viktualienmarkt und seine kleinen Geschwister am Elisabethplatz, Wiener Platz und in Pasing werden aufwendig saniert.

Wettbewerb der Händler: Bald wird sich das Gesicht des Viktualienmarkts ändern, so will es die EU. Doch der typische Charakter des größten Münchner Marktes soll erhalten bleiben.

Bald wird sich das Gesicht des Viktualienmarkts ändern, so will es die EU. Doch der typische Charakter des größten Münchner Marktes soll erhalten bleiben.

(Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Hygiene- und Brandschutzvorschriften erforderten tiefgreifende Veränderungen auf allen vier Märkten, erklärte Kommunalreferentin Gabriele Friderich am Montag. Bereits kommende Woche soll das Ausschreibungsverfahren für Planungsbüros starten. Insbesondere auf dem "Star" unter den Verkaufsflächen, dem Viktualienmarkt, müssen sich die 140 Händler auf Neues gefasst machen.

Die EU-Vorschriften zwingen zu einem Umbau

Es wird weniger, aber dafür komfortablere Stände geben - und die Pachten werden deutlich steigen. Ob auch die Schrannenhalle als zusätzliche Fläche in den Viktualienmarkt eingebunden wird, ist völlig offen. Friderich will abwarten, was der derzeitige oder künftige Eigentümer mit der Immobilie vorhat.

Während die Stadt bei der Suche nach Händlern für den Elisabethmarkt und den Markt am Wiener Platz immer wieder vergeblich nach geeigneten Beschickern sucht, zeigt schon die "unendlich lange Bewerberliste" für den 2,2 Hektar großen Viktualienmarkt, welche herausragende Bedeutung diese Einrichtung für München hat. So werden sich auch die Planer besonders große Mühe geben müssen bei der Sanierung des Areals.

Immer wieder verfeinerte EU-Hygienevorschriften und Auflagen des Brandschutzes lassen dort ein Weiter so nicht zu. Weil beispielsweise Gäste- und Mitarbeiter-Toiletten sowie geeignete Kühlräume für die Ware fehlten, drohe sogar Ärger mit der EU, befürchtet die Kommunalreferentin.

Der Abriss der meisten "Standl" ist unumgänglich

Sie rechnet damit, dass "ein Großteil" der Verkaufsbuden abgebrochen und erneuert werden muss. Wegen feuerpolizeilicher Vorgaben werden die Gebäude künftig in größerem Abstand zueinander stehen. Da aber nicht mehr Fläche vorhanden ist, müssen letztlich wohl einige Standbetreiber weichen.

Da kann sich die Stadt auf einiges Wehklagen gefasst machen, insgesamt können die Händler, die vor dem Umbau eingehend zu ihren Wünschen befragt werden sollen, aber auf Fingerspitzengefühl bei der Modernisierung hoffen: "Der Charakter der Touristenattraktion Viktualienmarkt muss unter allen Umständen erhalten bleiben", so Friderich. Davon ausdrücklich ausgenommen sind die Zelt-, Schirm- und Planenkonstruktionen an den Außenbereichen der Stände, die allesamt verschwinden sollen.

Der Markt soll seinen Charakter behalten - auch für die Touristen

Anpassungen will Friderich auch bei den Gebühren durchsetzen: Bei der letzten Erhöhung 2003 kamen die Viktualien-Händler dank eines heftig zerstrittenen Stadtrats mit einem blauen Auge davon. Verkaufsflächen sind nach wie vor ab 50 Euro monatlich zu haben. Der Biergarten bildet mit 6135 Euro Pacht eine Ausnahme. Für den größten einfachen Stand, das Frankenhäusl, stieg die Mindestgebühr zuletzt um lediglich 100 Euro auf 870 Euro monatlich. Über diese Gebühr hinaus verlangt die Stadt noch eine Umsatzbeteiligung, die aber nur 47 Prozent der Beschicker abführen.

Bei den anderen ist der Umsatz anteilig so niedrig, dass sie nur den Mindestpachtzins bezahlen. Da überrascht es fast, dass die Stadt übers Jahr gerechnet noch 2,6 Millionen Euro Pacht am Viktualienmarkt einnimmt. Der Umsatz der Händler soll sich unterdessen auf rund 40 Millionen Euro belaufen. "Bei der anstehenden Pachterhöhung geht es also um andere Summen als 2003", kündigt Friderich an.

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