Die Einladungskarte ist sehr exklusiv, aber im Ansatz recht komplex: eine Pfeilgrafik, durch die man sich erst arbeiten muss. Die potenziellen Gäste von Kitti & Joy haben viele Optionen, sollten sie am kommenden Dienstag, 7. Juni, abends bei der performativen Zusammenkunft im Köşk, Schrenkstraße 8, dabei sein wollen. Sie können "zur Dekoration" eigene Arbeiten mitbringen, oder auch nicht. Sie können etwas zum Essen spendieren, oder auch nicht. Wenn doch, dann sollten sie schon präziser werden: Rohkost, etwas Fertiges aus dem Supermarkt, ein Fleischgericht oder eine Süßspeise? Zu klären ist auch, ob sie in Begleitung erscheinen. Mit einem Familienmitglied, dem Lebenspartner, jemanden aus dem Supermarkt, einem Vegetarier?
Mehr als 50 dieser Einladungen haben die Künstlerinnen auf dem guten, alten Postweg verschickt, überwiegend an ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen von der Akademie der Bildenden Künste in München. Man befinde sich also auf einer gemeinsamen hierarchischen Ebene, köchelt im eigenen Saft. "Doch wer am Dienstag wirklich kommt, wissen wir nicht", sagt Kitti (Pseudonym), die seit 2014 mit Joy (Pseudonym) als Künstler-Duo zusammenarbeitet. Ausgeschlossen von dieser Kunst-Party im Köşk ist - vorerst - das gemeine Publikum. Was das soll? Wenn man am Telefon Kitti dazu drängen will, da doch bitte eine Bedeutungsebene einzuziehen - Kritik am Kunstzirkus oder so -, dann wehrt sie souverän ab: "Das ist keine politische Aktion." Das Projekt im Köşk stehe stellvertretend für ihre Vision einer freundschaftlichen künstlerischen Praxis, bei der das Brennen für die Kunst vor den Interessen des Marktes bleiben soll, das Miteinander spannender ist als das Gegeneinander. Man wolle den Kunstmarkt einen guten Mann sein lassen und es sich einfach mal gut gehen lassen. Alles ganz spielerisch.
Doch so völlig ohne die zweite Ebene bleibt der Abend natürlich nicht, denn Kitti & Joy werden die Künstlerparty als Video aufnehmen, das dann im Fenster des Köşk von 7. bis 12. Juni jeweils nach 21 Uhr von draußen zu sehen sein wird. Zeitversetzt kann das Publikum also den Kunststudenten beim Feiern zuschauen. Eine Art Doku, wie es sie beispielsweise über Pinguine am Polarkreis gibt. Ihre Gäste haben Kitti & Joy vorgewarnt: Wer nicht ins Bild will, kann an dem Abend auch Maske tragen.