Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) gibt seinen grundsätzlichen Widerstand gegen eine Trambahntrasse durch den Englischen Garten auf. Er sei zwar nach wie vor gegen das Projekt, könne sich aber eine Realisierung unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen, sagte Spaenle im Gespräch mit der SZ.
So sei für ihn wichtig, dass neben einer Trambahntrasse nicht auch noch eigene Fahrspuren für Rettungsdienste oder Lieferfahrzeuge gebaut werden würden. Die Gleise müssten deshalb auch niveaugleich in der Straße laufen. Zudem dürfe es keine Querverbauung des Parks durch Absperrgitter oder Sicherheitszäune geben.
Er halte zwar grundsätzlich Busse, die mit Akkus betrieben werden, für eine bessere Lösung als eine Tram. "Aber wenn es den Willen gibt, unbedingt eine Tram zu bauen, müssen die Eingriffe in dieses Landschaftsdenkmal so minimal wie möglich sein", sagte Spaenle. Er spreche von diesem Kompromiss in seiner "Funktion als örtlicher Abgeordneter, nicht als Minister", wie er ausdrücklich betonte. Er habe dies auch nicht mit der Münchner CSU abgesprochen.
Anlass für Spaenles Kompromissvorschlag dürfte ein Spaziergang sein: Für diesen Mittwoch haben sich Ministerpräsident Horst Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im Englischen Garten verabredet, um gemeinsam den geplanten Verlauf der Tramstrecke zu besichtigen. Dieser Spaziergang ist Höhepunkt eines heftigen Streits zwischen Seehofer und der Münchner CSU, deren Bezirksvorsitzender Ludwig Spaenle zugleich ist.
Der Ministerpräsident hatte OB Reiter vor zehn Tagen grünes Licht für das Projekt gegeben, obwohl Spaenle und seine Münchner Parteifreunde seit Jahren verbissen dagegen kämpfen. Auch Markus Söder, der als Finanzminister oberster Verwalter des Englischen Gartens ist, lehnte das Projekt bislang ab. Da Seehofer seine Zusage im Vorfeld mit niemanden abgesprochen hatte, gab es heftige Kritik aus der Münchner CSU, auch aus der Stadtratsfraktion. Wer für die Gartentram sei, versündige sich, sagte Spaenle.
Das hatte der Ministerpräsident vergangene Woche seinerseits gekontert: "Ich bin als bayerische Staatsregierung nicht die Opposition der Landeshauptstadt." Vor der Landtagspresse hatte er sein Handy gezückt und ein Foto gezeigt, das ihm OB Reiter geschickt hatte: einen Bus, wie er schon heute durch den Park fährt. Eine Akku-Tram könne da auch nicht mehr stören. Er werde mit Reiter einen Spaziergang unternehmen, Spaenle könne gerne dabei sein, wenn er wolle. Aber: "Mit einem Sünder geht man nicht spazieren."
Ob er bei dem Ausflug seines Partei- und Kabinettchefs am Mittwoch dabei sein werde, ließ Spaenle im Gespräch mit der SZ offen. Geplant ist eine Tramtrasse schon seit mehr als 100 Jahren - aber eben solange ist sie auch umstritten. Die Münchner Verkehrsgesellschaft würde sie gerne bauen, um eine wichtige Querverbindung zwischen den bestehenden Tramlinien in Schwabing und in Bogenhausen zu schaffen. Sie erhofft sich dadurch eine Entlastung der Verkehrsmittel in der Innenstadt.