Weitere Leserbriefe:Ein fränkischer Dichter und uralte Matrikel

In Bayern ganz oben

Der Autor kennt sich aus mit all den Fremdwörtern, die Jean Paul als Attribute angedichtet werden ("Ein Dichter, der nervt" vom 19. Januar). Der Name des Dichters, der Ende des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts als Goethe-Zeitgenosse lebte, klingt ja sehr französisch, dabei wurde er unter dem Familiennamen Richter im oberfränkischen Wunsiedel im rauen Fichtelgebirge geboren, das in der Sprache der Einheimischen "Wausiegl" heißt, und das in dem ansonsten wunderbaren Artikel nicht erwähnt wird. Leider, hat es doch außer Jean Paul auch heute noch Kulturelles wie die Luisenburg-Festspiele zu bieten. Gestorben ist dieser durch und durch oberfränkische Dichter nur wenige Kilometer von Wunsiedel entfernt in Bayreuth, wo sie einen ganz anderen Dialekt sprechen als in Wunsiedel. Deshalb haben Sie schon Recht, wenn Sie von den Oberfranken als ein in "Teilregionen zerfallenes Völkchen" schreiben. Aber alle Städte reklamieren Jean Paul für sich, indem sie zum Beispiel sagen: Paul war ein Bayreuth-Hasser (Hofer Lesart). Oder: Paul war ein Hof-Hasser (Bayreuther Lesart). Immerhin können die Hofer damit protzen, dass vor den Toren ihrer Stadt im Dorf Joditz das herrliche Jean-Paul-Museum steht, was Sie ja auch gebührend würdigen. Bleibt nur zu hoffen, dass das derzeit geschlossene Privatmuseum bald wieder geöffnet wird. Denn dort gibt es außer Jean-Paul-Literatur auch eine ausgezeichnete fränkische Brotzeit. In der Hofer Region wollen sie ja nicht nur Oberfranken sein, sie nennen sich auch hochtrabend "Hochfranken". Und der Slogan der Jean-Paul-Jünger heißt: "In Bayern ganz oben." Peter Kühn, München

Fundus für Ahnenforscher

Der Bericht "Zwölf Generationen" (vom 26. Januar) endet mit der Feststellung, der Dreißigjährige Krieg setze fast allen Ahnenforschern eine unüberwindliche Grenze. Dazu folgende historische Ergänzung: Beim Konzil von Trient (1545 bis 1563) ging es primär um die Wiederherstellung der Einheit der Christen nach der Reformation (was leider misslang), daneben und eher beiläufig ordnete der damalige Papst Paul III. an, dass sämtliche Taufen, Heiraten und Begräbnisse in den Pfarrbüchern, den sogenannten Matrikeln, schriftlich niederzulegen seien. Es dauerte dann noch einige Jahrzehnte, bis diese Vorschrift in allen Pfarreien umgesetzt wurde, aber am Beginn des 17. Jahrhunderts hatte dann jede Pfarrei ihre Kirchenbücher. Mit dem Dreißigjährigen Krieg hatte das kausal nichts zu tun. Dr. Helmut Schmidt, München

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