Weitere Briefe:Wolfsdramen und anderes Freilufttheater

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Sie jagen wieder selbst

Als ich vor Jahrzehnten meine Jägerprüfung machte, wurde als allgemeine Berechtigung der Jagdausübung die sogenannte Brüll'sche Pyramide dargestellt. Der Mensch/Jäger muss jagen und "einspringen", weil die großen Beutegreifer Bär, Luchs und Wolf ausgerottet wurden ("Unter Wölfen" vom 11. Oktober und Leserbriefe "Der Wolf, die Angst und viel Scheinheiligkeit" vom 16. Oktober). Jetzt sind Bären vereinzelt da, Luchse werden vom Harz aus erfolgreich ausgewildert, und die Wölfe sind von sich aus bei uns wieder eingewandert. Nun ist das Aufheulen der Jägerschaft groß, nehmen die Beutegreifer doch ihr Recht in Anspruch, selbst für ihre Ernährung zu sorgen, zu jagen und Wild zu erbeuten! Sie nehmen es niemandem weg, denn der Jäger hat nur das Aneignungsrecht auf das Wild in seinem Revier, er besitzt es nicht. Langfristig wird es meines Erachtens darauf hinauslaufen, dass der Wolf dem jagbaren Wild mit Schon- und Jagdzeiten zugeordnet wird. Unerlaubt bejagt wird er sowieso, wie vielfach, auch in Jagdzeitschriften, berichtet wird.

Dr. med. vet. Rolf Gramm, Braunschweig

Rüstig, rüstig

"Anpacken statt Miete zahlen" vom 16. Oktober: "Doch der 70-Jährige meistert das Leben in seinem Haus in Obermenzing immer noch ohne Probleme" - sensationell! Vielleicht ist es der Autorin Franziska Stadlmayer noch nicht aufgefallen, aber sogar 75-Jährige meistern das Amt des Finanzministers/Bundestagspräsidenten immer noch ohne Probleme, und es gibt auch andere, die in dem Alter sogar noch selbständig beruflich verreisen, sogar mit dem Flugzeug. Kaum zu glauben, nicht wahr? Dr. med. Volker Sänger, Eichstätt

Sura Deoder in Wousigl

In Zahlen ausgedrückt hat Michael Lerchenberg als Intendant der Luisenburg-Festspiele bestimmt zu 90 Prozent alles richtig gemacht ("Zweifelsohne haben wir auch was falsch gemacht", 9. Oktober). Unter seinem Vorgänger Pavel Fiber war die Freiluftbühne im oberfränkischen Wunsiedel doch recht bieder und beliebig geworden, was sich auch in sinkenden Zuschauerzahlen widerspiegelte. Lerchenberg aber peppte die Luisenburg auf, fegte schwungvoll zwischen Felsen und Bäumen herum, und erntete Dank bei Kritikern und Publikum (im Schnitt kamen pro Saison fantastische 135 000 Besucher, bei Fiber waren es zuletzt meiner Erinnerung nach nur um die 70 000). Keine Wertschätzung aber fand der Oberbayer Lerchenberg bei den meisten der für die Bühne zuständigen Wunsiedeler Stadträten. Die Leute in diesem rauen Landstrich mit dem genau so rauen Dialekt (Wunsiedel wird zum Beispiel "Wousigl" gesprochen), gelten zwar gemeinhin als geradlinig, doch Lerchenberg fühlte sich in diesem fränkischen Krähwinkel gemobbt und hinterfotzig behandelt. Jetzt ist der in seinem Künstlersein von den pfennigfuchsenden Provinzlern nicht richtig Gewürdigte weg, und vielleicht werden das die "Wousigler" bald bereuen. Als "Der Theatermacher" trat Lerchenberg von der Felsenbühne ab. Da kann man mit Otto Schemm, einem beliebten Mundartdichter aus der Wunsiedeler Gegend, nur sagen: "Sura Deoder" ('So ein Theater'). Peter Kühn, München

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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