Weitere Briefe:Wertvolles Bairisch und unnütze Spektakelsucht

Wertvolles Bairisch

Vor kurzem hab ich das Buch "Bairische Wortkunde" von Gerald Huber gelesen. Darin ist sehr schön herausgearbeitet, dass Bairisch eine eigenständige Sprache ist und nicht, wie es so schön auf der letzten Seite jenes Buches heißt, eine Operettensprache eines lederbehosten, jodelnden Touristenvolkes. Es ist ein Paradoxon, wie Sie auch in der Glosse "Alles außer Hochdeutsch" (23. Februar) feststellen, dass Bayern in vielen Bereichen sehr gute Leistungen erzielt, man aber mit bairischer Sprachfärbung spätestens nördlich des Mains bestenfalls für "putzig" angeschaut wird. A gradd a so is'! Warum ist das nur so? Liegt es an uns Bayern selber? Der Roider Jackl hat einmal ein Gstanzl gesungen, das sinngemäß lautete: "'S näxte moi, wenn i auf d' Woid kimm, woaß i, wos i werd. I mach an boarischen Deppn, da is am meistn verdient." - Haben wir unsere Persönlichkeit dem Tourismus geopfert? (Trifft aber nicht für Niederbayern zu!) Es wär sehr schade, wenn die bairische Sprache, die sich über viele hundert Jahre entwickelt hat, verloren ginge. Ist es nicht an der Zeit, dass namhafte bayerische Medien wie die SZ oder der Bayerische Rundfunk sich der Aufgaben stellen sollten, dieses Kulturgut zu bewahren (vgl. unsere "Wortschatz"-Kolumne im Bayern-Ressort; d. Red.)? Juliane Altmannshofer, Eggenfelden

"Schwümm"

Die "Zeitungshanseln" und "Zeitungshanselinnen" muss man auch mal loben, wenn sie etwas gut gemacht haben. Und das haben Sie, Herr Kratzer, unter anderem mit Ihrem amüsanten Beitrag "Alles außer Hochdeutsch" (23. Februar)! Eine schöne Mär erzählt, dass Fernseh- und Rundfunk-Sprecher geschult werden, damit sie perfektes Hochdeutsch von sich geben. Die Sprecher der Nachrichtensendungen öffentlich-rechtlicher Anstalten gelten gar als Maßstab für richtige Aussprache. Aber offenbar gehört das Verschlucken von Silben mittlerweile zum guten Ton: "Welchen Sport betreiben Sie?" "Schwümm". Eine bayerische Zeitung titelte vor einigen Jahren: "Steinbrück stürmt den Gipfel hoch". Ohne "hoch" hätte die Überschrift sicher mehr Aufmerksamkeit erregt. Diese Abartigkeit ist allerdings durch den Duden, den "Sprachpanscher des Jahres 2013", gedeckt. Andreas Hirsch, Bad Reichenhall

Spektakelsucht

"In Käfigen vom Olymp", 24./25. Februar: Den Artikel über das Gastspiel der Mixed Martial Arts-Serie in München ziert ein Zitat des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier: "Es ist eine schlimme Fehlentwicklung, wenn sich Menschen vor Publikum in Käfigen blutig schlagen. Wir müssen diesem abscheulichen Treiben schnell ein Ende setzen." Diese Ansicht ist nicht ganz verkehrt, kratzt aber leider nur an der Oberfläche. Eine wirklich schlimme Fehlentwicklung ist es, wenn sich immer mehr Menschen vor diesen Käfigen tummeln, um sich an dem blutigen Spektakel zu ergötzen. Sie spiegelt sich wieder in der stetig wachsenden Menge an Gaffern, die bei Unfällen lieber Fotos von den blutigen Opfern machen und die Rettungskräfte behindern, statt zu helfen. Solche gesellschaftlichen Fehlentwicklungen lassen sich kaum noch durch die Verbannung von fragwürdigen Spektakeln korrigieren. Dr. Joachim Henkel, Dachau

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