Weitere Briefe:Wenn aus einer Fruchtfliege ein Elefant wird

Als wär's ein Elefant gewesen

Der Bericht über den Vorfall und die Entscheidung der Stadt, dem Caterer fristlos zu kündigen ("Die Fruchtfliegen-Falle" vom 9. April und Leserbriefe "Großstadt-Hysterie wegen einer Fruchtfliege" vom 12. April), entsetzt mich sehr. Wie sollen denn die Kinder lernen, dass man mit einer minikleinen Fruchtfliege (oder Motte) ganz einfach und ohne Probleme umgehen kann. Man nimmt einen Löffel, packt das Tier in eine Serviette (hoffentlich hat jedes Kind eine), und alles ist gut. Wer hat nicht schon bei sich daheim so etwas erlebt? Eine hysterische Reaktion von Kind und Lehrerin (!) ist weder nötig noch angebracht. Und die Entscheidung der Stadt, dem Caterer zu kündigen, ist meiner Meinung nach mehr als übertrieben. Er verliert seine Arbeit und muss seinen Leuten kündigen, die nicht wissen wie ihnen geschieht. Wer kann beweisen, dass die Fruchtfliege nicht erst im Kindergarten in das Essen gefallen ist? Diese Entscheidung ist unverhältnismäßig und nicht gerechtfertigt. Oder ist es etwa ein mieser Vorwand, um die Zusammenarbeit mit dem Caterer zu kündigen? Es gibt so viele Probleme im Bereich Kita, Schule et cetera, da sollte man doch nicht aus einer Fliege einen Elefanten machen. Dr.med.vet.Moni Kraussmüller, München

Große Bestürzung

"Sage mir, mit wem du umgehst, dann sage ich dir, wer du bist." Das war ein Satz, den ich in meiner Jugend oft gehört habe. Dahinter steckt, dass Eltern darauf geachtet haben, mit wem ihre Kinder Umgang hatten. Und sie griffen ein, wenn sie der Meinung waren, dass sich ihr Kind in fragwürdigen Kreisen bewegt ("15-Jähriger stirbt bei Schlägerei", 18. April). Diese Obhut der Eltern fehlt heute häufig, Kinder bleiben sich selbst überlassen, bekommen alles, was sie sich wünschen, und können tun, was ihnen gefällt. Die Fürsorge der Eltern beschränkt sich häufig nur auf die Versorgung des Nachwuchses mit Konsumgütern, die ein Jugendlicher heutzutage so braucht: iPhone, Roller, trendige Klamotten. Hinzu kommt die allgemeine Verrohung der Gesellschaft, das hemmungslose Anwenden von Gewalt und der tabulose Umgang untereinander. Das Gefühl dafür, was man tut und was nicht, wird Jugendlichen von Eltern oft nicht mehr vermittelt. Getan wird, was nützt, ohne Rücksicht auf die Belange des anderen. Vorbilder? Fehlanzeige. Übertrieben? Dann empfehle ich den Besuch einer beliebigen Hauptschule, dann wird schnell klar, welchen Umgang die Jugendlichen untereinander pflegen. Eltern stehen grundsätzlich bedingungslos hinter ihren Kindern, Lehrer werden als Gegner empfunden, sind ohnmächtig und resignieren häufig. Wenn dann etwas passiert wie in Passau, ist das Entsetzen groß. Josef Geier, Eging

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: