Weitere Briefe:Weitsichtiger Kabarettist und kardinaler Brüller

Fehlgeleiteter Bonus

Münchens stellvertretender Bürgermeister Josef Schmid schlägt vor, dass Elektroautos in München kostenlos parken dürfen ("Die mit dem Strom schwimmen", 14. Juli). Dieser Vorschlag heißt: einer fetten Sau den Arsch geschmiert.

Mit sind Familien bekannt, die sich zusätzlich zu ihren Fahrzeugen mit Treibstoffantrieb E-Fahrzeuge angeschafft haben. Sie haben so also statt einem Fahrzeug deren zwei, eben eines für den Nahbereich und ein zweites für weitere und Urlaubsfahrten. Diese Fahrzeuge müssen auch irgendwo stehen. Soweit sie nicht auf eigenem Grund stehen, erhöhen sie gegebenenfalls den Parkdruck.

Wenn man diesen Gutverdienern noch erlaubt, kostenlos im bewirtschafteten Bereich zu parken, entfällt auch der Kostendruck bei längeren Parkzeiten. Sie fahren eventuell auch noch mit dem E-Fahrzeug in die Stadt, wo sie sonst aus Kostengründen mit öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen wären.

Dieser Vorschlag des Bürgermeisters Schmid ist bei dieser Sachlage kontraproduktiv und nicht hinreichend durchdacht. Volker Dietrichkeit, München

Hildebrandt behielt recht

Der Bau des Main-Donau-Kanals dauerte 32 Jahre ("Erwartungen nie erfüllt", 17. Juli). Am 25. September 1992 wurde das letzte Teilstück des Kanals eröffnet und die Fertigstellung gefeiert als die "zukunftsweisende Antwort auf den internationalen Güteraustausch", so der damalige Ministerpräsident Max Streibl (CSU). Zehn Jahre zuvor, am 14. Januar 1982, hatte der Kabarettist Dieter Hildebrandt in der Fernsehsendung "Scheibenwischer" auf seine Art veranschaulicht, dass dieser Kanal "ein völlig unsinniges und naturzerstörerisches Prestigeprojekt" ist, wie der Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Hubert Weiger, aufzeigt.

Und dass "der Kanal ökonomisch ein kompletter Fehlschlag" werden würde, wie eingetreten, dafür hatte Dieter Hildebrandt drei - eigentlich nur zweieinhalb - Wörter parat: "Ahoi a Schiff!" Blamabel und legendär treffen sich . . . Michael Mieslinger, Eichenau

Kardinaler Brüller

Beim Lesen des kurzen Beitrags "Marx: Kirche ist keine Lobbygruppe" (17. Juli) musste ich tatsächlich herzhaft lachen. Nicht, weil Herr Marx sich selbst widerspricht, indem er zum einen fordert, die Kirche solle sich zurückhalten, jedoch zeitgleich den Wunsch äußert, das Bundesverfassungsgericht solle zur "Ehe für alle" gehört werden.

Wer wen außerhalb des Einflussbereiches der Kirche heiratet, sollte Herrn Marx völlig egal sein. Der Brüller ist jedoch zu behaupten, die Kirche sei kein Lobbyverein. In allen Bundesländern und natürlich auch in Berlin gibt es "Katholische Büros", die selbstredend Lobbyismus betreiben.

Daneben gibt es zum Beispiel die rechtswidrige, "automatische" Weitergabe von Gesetzesentwürfen des Bundes an die Kirchen, die einen durch nichts legalisierten direkten Einfluss auf die deutsche Gesetzgebung ermöglicht. Michael Geyer, Weßling (Landkreis Starnberg)

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