Weitere Briefe:Von Eishacklern, Kultur-Fans, Hoosn und Huusn

Es reicht für Musik und Eishockey

Ihr Kommentar "Blut und Spiele" vom 17. Januar hat mich betrübt. Man muss ja kein Eishockey-Fan sein, aber wie wäre es mit ein bisschen Toleranz? Haben Sie die Münchnerinnen und Münchner schon einmal gefragt, wie Sie es finden, dass die Stadt zum Beispiel im Jahr 2014 19 Millionen Euro als Defizitausgleich allein an die Münchner Philharmoniker gezahlt hat, pro Eintrittskarte schießt die Stadt 97 Euro zu. Meine Milchbubenrechnung: Fünf Jahre Münchner Philharmoniker = ein tolles Eisstadion. Kleiner Unterschied: Nicht der Steuer- und Gebührenzahler, sondern ein Brause-Hersteller bezahlt das jetzt, ganz privat.

München betreibt, so lese ich es bei einer Konkurrenzzeitung, deutschlandweit das größte Netz an Stadtbibliotheken, im Jahr 2014 Zuschuss fast 40 Millionen, Deckungsgrad 8,9 Prozent. Für das Stadtmuseum musste die Kommune schmerzhafte 106 Euro pro Ticket drauflegen. Im Stadtrat, so heißt es, "herrscht Konsens darüber, dass der Zugang zu Kultur- und Bildungsangeboten nicht vom Geldbeutel der Bürger abhängen darf." Sehr richtig. Und dass wir drei große Orchester haben und noch eine neue Konzerthalle bauen - wunderbar. Fragt sich nur, wie Sie zur Aussage gelangen, die öffentliche Hand gebe nicht gern.

Man könnte übrigens auch als Kulturfan die Auffassung vertreten, dass München eine moderne Eishockey- und Basketball-Arena eher brauchen kann als einen neuen Konzertsaal, noch dazu, wenn die Stadt nicht selber zahlen muss. In Hamburg gibt es jetzt eine Elbphilharmonie für überwiegend vom Steuerzahler bezahlte siebenhundertnochwas Millionen, schon ein ganzes Jahr ausgebucht - Karten gibt's wahrscheinlich eher für die High Society. Eine Mannschaft in der Deutschen Eishockeyliga haben die Hamburger nicht mehr. In München, der Weltstadt mit Herz, gibt es aber beides, bald noch schöner. Mateschitz sei Dank. Außerdem: Ist das Prädikat "Weltstadt" eigentlich nur mit Kultur zu verdienen? Attraktivität, Weltoffenheit und der Charme einer Stadt hängen doch von ihrer Vielfalt ab. Oliver Platzer, Baierbrunn

Wousigl, Hoosn und Huusn

Wem das Wort "Allmächd" entfleucht, der ist Franke, aber ein spezieller aus der Region Nürnberg. Dass sich die vielfältigen fränkischen Mundarten vom Bairischen und Schwäbischen auffällig unterscheiden, ist doch eigentlich klar wie Kloßbrühe ("Bou, Käi, Broud" vom 11. Januar). Franken, Baiern und Schwaben hatten nichts miteinander am Hut, bis sich Napoleon einmischte und im Jahr 1806 den Zusammenschluss in Form des Königreichs Bayern verfügte.

In Oberfranken gibt es übrigens eine Dialekt-Diaspora, und zwar den Landkreis Wunsiedel (sprich: Wousigl) mit den Städten Marktredwitz, Selb und Arzberg, wo nicht Fränkisch, sondern Bairisch gesprochen wird. Nördlich davon in Hof klingt es wieder Fränkisch, manchmal "a weng weng" ähnlich dem Nürnberger Stadt-Idiom. Wenn sich ein Franke zum Beispiel so äußert: "Wo die Hasen Hoosn haaßn und die Hosen Huusn haaßn", dann ist er ein Hofer. Peter Kühn, München

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