Weitere Briefe:Guter Protest und falsches Wachstum

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Protest mit Symbolkraft

Interessant bei der Demonstration für ökonomischen Sachverstand und globale Gerechtigkeit am Samstag in München ("23 000 Menschen sagen nein" zu TTIP und CETA, 19. September) war auch der linksherum geführte Protestzug durch die Stadt. Erst ging es vorbei an den linksseitig liegenden Theatern am Max-Joseph-Platz, Symbolen für Freiheit und Kunst als anthropologische Ideale. Dann ging es als Kontrastprogramm links in die Maximilianstraße und vorbei an den ganzen Schundläden dort, wo irritiert und verständnislos guckende Dressmänner in feinen Anzügen, hochabsätzige Mode-Ladies und Frauen in streng islamischer Tracht schnell mal eben für Zehntausende Euro irgendwelches Glitzer- und Klunkerzeugs einkaufen, eine Klientel, die symbolisch und in der Regel auch als Täter für Ungerechtigkeit und ökonomische Dummheit steht. Dann ging es auf den Landtag zu, dem Symbol für Politik und damit für vernünftiges Zusammenleben. Es war wie eine Mahnung an die Politik, die Interessen der Menschen mehr zu achten. Wir sind dann wieder links abgebogen in die Widenmayerstraße, einem Symbol für unbezahlbare Mieten, wo vereinzelt Leute von den Balkonen links hoch oben auf den Demonstrationszug und die Isar herabblickten. Dann sind wir wieder links abgebogen in die Prinzregentenstraße und vorbei am rechts liegenden Haus der Kunst, und dann wieder links zum Odeonsplatz, wo die Bewegung anfing. Es war ein schöner Tag, trotz des endlosen Regens. Friedhelm Buchenhorst, Grafing

Falsche Prioritäten

Als gebürtigem Isentaler (Ampfing) blutet einem das Herz bei diesen Bildern, die das landschaftszerstörende Ausmaß und die brutale Schneise zeigen, welche die A94 durch das Isental schlägt ("Die rote Armee im Isental", 13. September). Empörend ist auch, dass dieses Betonmonster bereits 2019 in voller Länge fertig sein soll - ganz im Gegensatz zum seit gut 50 Jahren geforderten zweigleisigen Ausbau der Bahnlinie nach Mühldorf, der auch im neuen Bundesverkehrswegeplan vergeblich zu finden ist, von der beabsichtigten Elektrifizierung ganz zu schweigen. Nach Fertigstellung der Autobahn wird das Projekt wohl ohnehin ad acta gelegt werden - ganz im Sinne der CDU/CSU, die zwar lautstark immer die Elektromobilität fördern möchte, aber nur im Sinne der Autoindustrie durch "Kaufanreize" (sprich: Subvention) für Elektroautos. Diese schizophrene Linie wird sowohl im großen Stil (zum Beispiel der völlig unnötige achtspurige Ausbau der A99) als auch im kleinen Ausmaß gepflegt in Form einer CSU-Totalblockade der Münchner Straßenbahn-Ausbaupläne. Lieber lässt man ja die Bus-Dieselstinker durch den Englischen Garten kurven. Dr. Fritz Anetsberger, Landshut

Schluss mit dem Wachstum

Wäre es nicht vernünftiger, das ungesunde (Wirtschafts-)Wachstum Münchens - die Rede ist bereits vom Bevölkerungsanstieg bis 2030 auf 1,8 Millionen - generell zu hinterfragen, anstatt immer nur daraus resultierende Symptome (Gentrifizierung; dritte Startbahn, Nahverkehr, Verdichtung) dieser ungesunden Entwicklung zu kritisieren ("Achten auf die Warnsignale", 30. August)? München braucht dieses Wachstum nicht, andere Landstriche veröden - dort wäre Wirtschaftsförderung bitter nötig! Martin Seidl, München

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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