Weitere Briefe:Eisbachphilharmonie und Flughafen-Arithmetik

Eisbachphilharmonie

Im Entwurf des Architekten Chipperfield für den Umbau des Haus der Kunst ist vorgesehen, die Baumreihe vor dem Gebäude abzuholzen, damit der neoklassizistische Charakter der Fassade mehr zur Geltung kommt. Gegner dieses Entwurfs ("Grüne gegen Fällungen vor dem Haus der Kunst", 16. Februar) möchten gerade das vermeiden, weil sie lieber die im Dritten Reich errichtete Naziarchitektur hinter dem grünen Vorhang verbergen wollen. Als Kompromiss schlage ich vor, nur jede zweite Linde umzusägen. Durch die Lücken wäre sowohl der Blick auf die Architektur gegeben und dennoch eine gewisse Distanz gewahrt. Sollte dann doch noch zu viel Nazidunst die Umgebung verpesten, Vorschlag Nummer zwei: Das Haus der Kunst wird zur Entnazifizierung zum Parkhaus umgebaut und mit einer Eisbachphilharmonie gekrönt. Schade, dass man sich bei der Standortsuche für die Philharmonie nicht mehr Zeit genommen hat. Jürgen Lotze, München

Weniger Starts, weniger Pisten

Zur objektiven Beurteilung, ob es überhaupt einen Bedarf für eine dritte Start- und Landebahn am Flughafen München gibt ("Ein Abflug mit Folgen" und Kommentar "Zukunft ist mehr als ein Quartal" vom 15. Februar), hilft ein Blick in das von der Flughafen München GmbH (FMG) in Auftrag gegebene Prognose-Gutachten, das sowohl Grundlage des FMG-Antrags für die Planfeststellung als auch Basis der Genehmigung durch die Regierung von Oberbayern war.

Die FMG rühmt sich öffentlichkeitswirksam für einen Zuwachs der Passagiere auf 42,3 Millionen im Jahr 2016 und verschweigt dabei, dass laut der Prognose im vergangenen Jahr erstmals die Marke von 50 Millionen Passagieren überschritten werden sollte. Offensichtlich hat auch das neue Passagier-Abfertigungsgebäude, der Satellit am Terminal 2, hier keinen Erfolg gebracht. Bei Cargo - also Luftfracht und Post - liegt der Flughafen trotz des neuen Frachtgebäudes ebenfalls weit hinter den Erwartungen zurück. Statt der geplanten 564 Tonnen wurden nur rund 375 Tonnen abgewickelt.

Für die Auslastung der Start- und Landebahnen ist logischerweise die Anzahl der Flugbewegungen ausschlaggebend. Im Jahr 2016 wurden exakt 394 430 Starts und Landungen durchgeführt. Zur Begründung der dritten Bahn waren für das vergangene Jahr allerdings 543 000 Bewegungen vorausgesagt. Die FMG ist also ziemlich genau 150 000 Starts und Landungen unter Plan. Die Anzahl von 394 000 tatsächlichen Flugbewegungen ist, man staune, sogar noch etwas unter dem Ist-Wert des Jahres 2005!

Es ist schon erstaunlich, dass trotz dieser längst bekannten Fakten die dritte Bahn überhaupt noch diskutiert wird. Das nach meiner Meinung am meisten entlarvende Argument pro dritter Bahn hat der Kommentator der SZ in die Diskussion eingebracht: "(...) bei der Startbahn geht es nicht nur darum, ob München sie braucht. Sondern darum, ob die Stadt sie will". Das ist die Un-Logik eines trotzigen Kindes - ich will es, weil ich es will. Angesichts der objektiven Zahlen ist nach meiner Ansicht genau das die Essenz der Argumente für die dritte Bahn. Jürgen Steiner, Hallbergmoos

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