Weißenburger Platz:Funkelndes Kunstwerk

Der Weißenburger Platz in Haidhausen ist ein unprätentiöses Idyll. Brunnen, Blumen und die Eisdiele versüßen die Stunden am Platz.

Sabrina Ebitsch

Leuchtendes Wasser, flüssiges Licht rinnt über pyramidenförmig angeordnete Brunnenschalen, einzelne Tropfen fliegen wie Funken. Dahinter schimmern kugelförmige Straßenlaternen durch die Linden. Blumenrabatte, Wege, Bänke, Bäume, Häuser - alles ist in konzentrischen Kreisen angeordnet: Der Weißenburger Platz ist ein Gesamtkunstwerk, der Brunnen sein wässriges Lagerfeuer, um das sich alle scharen.

Weißenburger Platz: Kinder haben am Weißenburger Platz vor allen Dingen ein Ziel: die Eisdiele.

Kinder haben am Weißenburger Platz vor allen Dingen ein Ziel: die Eisdiele.

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Eis, Pizza und Bier - ein urbanes Picknick

Blumen duften, die Linden rauschen diskret. Ruhig ist es, ab und an fährt ein Auto vorbei, hinter einem Bollwerk aus Büschen nicht zu sehen. Von irgendwo her kommt Musik. Am Platz lassen sich die Haidhauser auf Bänken nieder: Einer sitzt auf dem Brunnenrand, die Zeitung vor sich. Zwei Freundinnen bringen sich auf den neuesten Stand in ihrer beider Leben, die eine, erkennbar schwanger, präsentiert ihren Bauch. Eine Familie isst Eis, ein Pärchen zu Abend: Pizza und Bier, urbanes Picknick.

Direkt am Platz gibt es die Eisdiele, über die Straße eine Pizzeria und eine australische Bar, in den vom Platz sternförmig wegführenden Straßen ein paar Kneipen, nicht zu viele. Die Mülleimer quellen von ein paar Pizzakartons und Eisbechern nicht über und die Blumen sind schlicht zu hoch, als dass jemand auf die Idee käme, reinzutrampeln.

Benannt nach siegreichen Schlachten

Der Weißenburger Platz liegt mitten im Haidhauser Franzosenviertel, dessen Straßen und Plätze nach Orten siegreicher Schlachten im deutsch-französischen Krieg benannt sind. In dem elsässischen Städtchen, das dem Weißenburger Platz seinen Namen gab und heute Wissembourg heißt, konnte die deutsche Armee der französischen 1870 eine Niederlage beibringen.

1872, als die ersten Straßen des Franzosenviertels angelegt wurden, ließen sich die Planer in patriotischer Euphorie hinreißen, den Siegen so ein Denkmal zu setzen.

Der Brunnen, entworfen wurde er 1853 von August von Voit, kam erst Mitte der 1970er Jahre hinzu: Ende des 19. Jahrhundert wanderte er vom Glaspalast am Alten Botanischen Garten - daher auch sein Name "Glaspalastbrunnen" - an den Orleansplatz und musste erneut umziehen, als der Ostbahnhof umgebaut wurde.

Was der Gärtnerplatz hätte sein sollen

Und noch heute finden ihn viele Passanten so schön, dass sie sich mit dem Brunnen im Hintergrund fotografieren. Buben spielen mit ihrem Plastikball, zwei ältere Herrschaften mit Fahrrädern kommen vorbei und hinten sitzen junge Leute und rauchen, wie die orangefarbenen Lichtpunkte verraten. Der Weißenburger Platz, ein völlig unprätentiöses Idyll, ist, was der Gärtnerplatz hätte sein sollen.

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