Weihnachtsmärkte in München:Die Frühglüher

Weihnachtsstimmung

Würstl, Crêpes und Glühwein - die Kombination lockt auch schon zwei Wochen vor dem ersten Advent Besucher zum Alpen-Wahn-Stand.

(Foto: F. Peljak)

Es sind zwar noch zwei Wochen bis zum 1. Advent, aber in München haben die ersten Glühweinstände geöffnet. Auf dem Viktualienmarkt gibt es zum ersten Mal sogar Eisstockbahnen.

Von Thomas Anlauf

Die Kastanien tragen noch bunte Blätter, eines segelt müde herab aufs blanke Eis. Die weiße Fläche glitzert, bald werden hier die ersten Stockschützen auftauchen. Mitten auf dem Viktualienmarkt entstehen gerade zwei Eisbahnen. Nebenan lehnen schon die ersten Glühweintrinker an einer Bude, zwei junge Frauen betrachten eine hell erleuchtete Adventskrippe in einem Standl. Advent? Beginnt erst in zwei Wochen.

Aber das Zeitgefühl scheint den Münchnern zunehmend abhanden zu kommen, wenn es aufs Jahresende zugeht. Am Donnerstagnachmittag, es dämmert gerade erst, sind bereits alle Stehtische beim "Alpen-Wahn" besetzt.

Eine Mutter wärmt sich mit ihrem dick eingepackten Baby vor der Schmankerlhütte, in der die unvermeidlichen Christkindlmarkt-Würstel brutzeln, hier zusätzlich mit Chili- und Käsevarianten. "Wir sind immer die Ersten, die aufmachen", sagt Alen Rizvic, der gemeinsam mit Michael Ludewig seit 2010 den Alpen-Wahn am Rand des Viktualienmarkts betreibt.

Weihnachtsmärkte in München: Auch sonst ist in der Innenstadt inzwischen unübersehbar, dass Weihnachten näher rückt.

Auch sonst ist in der Innenstadt inzwischen unübersehbar, dass Weihnachten näher rückt.

(Foto: Robert Haas)

"Es ist schon noch ein bisschen früh im Jahr"

Neben dem Würstl-Stand gibt es auch noch eine Crêpes-Bude und natürlich den Alpenglüher-Komplex. Aus zwei riesigen Kesseln zapfen die jungen Verkäufer wahlweise roten oder weißen Glühwein, nebenan können es sich die Feierabend-Glüher an überdachten Stehtischen gemütlich machen.

Aus Boxen dudeln karibische Klänge, an den Holzwänden hängen kleine Geweihe. "Das ist hier immer der erste Glühwein, wenn ich in München bin", sagt Michael Schneider. Der Niederbayer hat sich gerade einen weißen Alpenglüher besorgt, neben ihm stehen Einkaufstüten mit ersten Weihnachtsgeschenken. "Es ist schon noch ein bisschen früh im Jahr, aber die Temperaturen passen ja wenigstens zum Glühwein."

Auch sonst passt es vielen Münchnern offenbar ins Konzept, dass sie schon zwei Wochen vor dem ersten Advent allüberall auf den Vorweihnachtsrausch eingestimmt werden. Fast die gesamte Altstadt strahlt abends bereits im winterweißen LED-Glitzerlicht. Beim Oberpollinger am Stachus bewegen sich grotesk aussehende rote und grüne Weihnachtswichtel mechanisch in ansonsten leeren Schaufenstern.

Am anderen Ende der Fußgängerzone knipsen vor allem Asiaten das winterliche Plüschtierparadies in der Auslage des Kaufhof, diesen Frühadvent bestückt mit bäriger Raubritterburg zwischen Friesen-Flair und Alpenidylle. Nebenan auf dem Marienplatz öffnen sich am Freitag schon die ersten Luken der Holzstandl mit ihren grünen Planen.

Der Advent bricht mit immer größerer Wucht über München herein

Es wird dort gehämmert, geschraubt, gebohrt bis der Christkindlmarkt mit seinen angeblich jährlich mehr als drei Millionen Besuchern am Abend des 27. November von Oberbürgermeister Dieter Reiter eröffnet wird. Sein Stellvertreter Josef Schmid durfte wie in den vergangenen Jahren schon am 8. November eine 24 Meter hohe Serbische Fichte in Empfang nehmen, die seither vor dem Rathaus als (noch unbeleuchteter) Christbaum ihren Dienst tut.

Der von der Stadt Burghausen geschenkte Nadelbaum hat eine ganz besondere Historie: Ein Ehepaar aus dem Salzachtal hatte ihn zur eigenen Hochzeit 1969 in den heimischen Garten gepflanzt, doch mittlerweile drohte die alternde Fichte umzukippen. Das Paar schenkte den Problembaum daraufhin der Gemeinde Burghausen, die wiederum sägte ihn um und überreichte ihn als freundliches Geschenk der Landeshauptstadt.

Der Advent bricht mittlerweile nicht nur immer früher über München herein, sondern auch mit immer größerer Wucht. Deshalb hat wohl das Kommunalreferat auch bei seinem "Winterzauber", der im vergangenen Advent erstmals den Viktualienmarkt mit 24 Bretterbuden zustellte, noch eins draufgelegt: Nun warten dort zusätzlich zum Viktualienmarkt 30 Winterzauber-Standlbetreiber neben den Händlern von 23 weiteren Weihnachtsmärkten in München darauf, dass bald allüberall die Kassen süß klingeln.

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