Weihnachts-Macher:Jüngling mit Rauschebart

Weihnachts-Macher: Pfarrkirche St. Nikolaus, Maxhofweg 7, Neuried: Anian Kindlinger, macht den Nikolaus für Neurieder Kinder. Foto:Alessandra Schellnegger

Pfarrkirche St. Nikolaus, Maxhofweg 7, Neuried: Anian Kindlinger, macht den Nikolaus für Neurieder Kinder. Foto:Alessandra Schellnegger

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Anian Kindlinger, 17, gibt den Nikolaus eher liebevoll als ruppig

Wenn es am Nikolaustag draußen allmählich dunkelt, Anian Kindlinger den schweren, samtenen Mantel um die Schulter legt, den lockigen, weißen Bart im Gesicht befestigt, behutsam seine Bischofsmütze aufsetzt, zu seinem Stab und dem goldenen Buch greift, verwandelt sich der 17 Jahre alte Gymnasiast (Foto: Alessandra Schellnegger) aus Neuried nach und nach in den Nikolaus von Myra. Schon zum dritten Mal schlüpft dieser sehr jugendliche Nikolaus-Abkömmling in die Rolle des heiligen Mannes. Mit zwei Engeln und einer Chauffeurin macht er sich auf den Weg zu Neurieder Familien. Es ist langjährige Tradition, dass die katholische Pfarrjugend in Neuried den Nikolaus-Dienst organisiert. Gleich zwei Heilige sind unterwegs: Leopold Knolt hat den Nikolausabend am 5. Dezember übernommen, Anian Kindlinger bestreitet den Nikolaustag. Die Eltern bestellen den Besuch per E-Mail und schicken Lob und Tadel, die der Nikolaus den Kindern neben gut gefüllten Geschenkesäckchen überbringen soll, gleich mit. Früher bekam der Nikolaus die von den Eltern gewünschte Ansprache handgeschrieben an der Haustür in die Hand gedrückt. Da kam er manchmal ins Schwitzen unter seiner Mütze, wenn er die Handschrift nicht entziffern konnte. Viele Kinder auf der Besuchsliste glauben gar nicht mehr an den Nikolaus. Und sind doch beeindruckt, wenn er plötzlich vor ihnen steht. Mächtige Körpergröße bringt Kindlinger nicht gerade mit, dafür eine nikolausmäßig sehr tiefe Stimme. In den Wohnzimmern soll eines der Kinder seinen Stab halten, damit er das goldene Buch aufschlagen kann. Während die einen lauthals "ich will" rufen, müssen bei den anderen die Eltern erst Überzeugungsarbeit leisten. Kindlinger kennt viele Kinder aus dem Kinderzeltlager der katholischen Jugend im Sommer und staunt immer wieder, wie eingeschüchtert dann die sonst mutigsten vor ihm sitzen. Respekt wolle er gerne ausstrahlen, sagt er, Angst und Schrecken verbreiten hingegen nicht. Auf einen Krampus verzichtet der Tross bewusst. Kindlinger will die Kinder lieber liebevoll motivieren, öfter die Zähne zu putzen und das Zimmer aufzuräumen. Die Kinder nicken immer brav. Nur einmal, in seinem ersten Jahr als Nikolaus, hat er beim Abschied im Flur lässig "Servus" gesagt. Das war ihm peinlich. So etwas darf einer Respektsperson nicht herausrutschen.

Bis Heiligabend stellt die Stadtviertel-Redaktion täglich Menschen vor, die Weihnachtsstimmung verbreiten. Am Donnerstag lesen Sie: Marionettentheater-Intendant Siegfried Böhmke.

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