Weihnachts-Macher:Bloß nicht "Last Christmas"

Liesl Weapon

Der Künstlername von Kabarettistin Liesl Weapon ist eine Hommage an die schlimmen Achtzigerjahre.

(Foto: Steffen Horak/oh)

Die Kabarettistin Liesl Weapon singt lieber den Andachtsjodler. Die Persiflage des Hits von George Michael zählt zum Repertoire ihres Programms "A Weihnachtsgschicht". Eine Zeile daraus geht so: Christmas, geh, lassts uns in Ruah, behalts eire Gschenker, weil Glump hamma gnua

Von Jutta Czeguhn

Der Song "Last Christmas" entspringe direkt der Hölle, hat ein Kolumnist der Berliner taz mal behauptet und sich auch gleich bei den Lesern seiner Zeilen entschuldigt, in denen es um ebenjenen fürchterlichsten Weihnachtshit des Planeten ging: "Sie werden mich dafür hassen." Den Rest des Tages würde ihnen der klebrige Ohrwurm glockenhell im Kopf klingen. Der Mann hatte recht, deshalb sei auch gewarnt, wer hier weiterliest, denn Liesl Weapons Version des Liedes, das den Sänger George Michael steinreich, womöglich aber nicht glücklich machte, summt ebenfalls im Hirn fort. Vor allem des schönen Textes wegen: "Ja, und der Glüahwein, der is Jahrgang 2004, geh, schleichts eich mit der Brüah und bringst ma a Bier, weil sonst speib i eich des siasse Zeig vor eire Fiass. Weihnachten, a jeds Jahr des Gfrett, alle ham si so liab, aber menga si ned, Christmas, geh, lassts uns in Ruah, behalts eire Gschenker, weil Glump hamma gnua ..."

Auf ihrer Website (www.lieslweapon.de) sieht man die Kabarettistin, deren Künstlername ebenfalls eine Hommage an die schlimmen Achtzigerjahre ist, im Video mit dem bösen Lied um eine Christkindlmarkt-Trinkerbude streifen. Die Last-Christmas-Persiflage gehört ins Programm "A Weihnachtsgschicht", das Amelie Diana Magdeburg, so lautet ihr bürgerlicher Name, gerade zusammen mit Bühnenpartner Andreas Bittl auf Wirtshaus- und Theaterbühnen spielt. Weil alle Vorstellungen bereits restlos ausverkauft sind, gibt' s einen allerletzten Abend am Samstag, 23. Dezember, 15 Uhr, in der Komödie im Bayerischen Hof (Tickets unter Telefon 29 16 16 33). Bei der Gschicht handelt es sich um nichts anderes als Charles Dickens' "A Christmas Carol", das sie ins Bairische übertragen haben. Auch 134 Jahre nach der Erstveröffentlichung sei der Text immer noch groß und aktuell, da habe man nichts hinzufügen müssen, sagt Amelie Magdeburg. Der Grantler und menschenfeindliche Geizhals Ebenezer Scrooge heißt bei ihnen, leicht verändert, Eberhard Gschaftl.

Zum alten Dickens gibt's bei Magdeburg und Bittl als Beilage altbairische Weihnachtslieder, gscherte Gstanzln und hintersinnige Wirtshausmusi, denn beide sind gestandene Musiker. So lag das Akkordeon, das die 32-Jährige heute noch spielt, einst bei Magdeburgs in Krailling unterm Christbaum und trägt den Namen Giuseppe (Verdi, nach der Modellbezeichnung des Instruments). Ehe sie zur Liesl Weapon wurde, hat Amelie Magdeburg Kunstgeschichte, Germanistik und Bayerische Kirchengeschichte studiert. Weihnachten ist für die Kabarettistin, die sich zwar als Christin bezeichnet, sich ihren Glauben aber irgendwie "zusammengebastelt" hat, heute vor allem ein Fest der Familie. Man schenkt einander, was allen fehlt: Zeit.

Mit ihrem Programm wollen Liesl Weapon und Andreas Bittl das Publikum auch zum Schenken animieren. Ein befreundeter Zimmerer hat ihnen insgesamt 1000 Holzsterne angefertigt, welche die Leute am Ende jeder Vorstellung gegen eine Spende mit nach Hause nehmen können. Sie helfen damit unter anderem dem Projekt "KulturKinder" und der Münchner Tafel. Die gar nicht so toughe Liesl Weapon kann es jedes Mal sehr rühren, wenn ihr Publikum so großzügig ist. Und sie singt dann zum Ende hin immer - alle werden dann ganz still im Herzen - den Andachtsjodler. Das schönste aller Weihnachtslieder.

Bis Heiligabend stellt die Stadtviertel-Redaktion täglich Menschen vor, die Weihnachtsstimmung verbreiten. Am Dienstag lesen Sie: Ingo Naumann, Fahrer der Christkindl-Tram.

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