Weihnachten:Münchens Christbaum ist ein Allgäuer

Weihnachten: Am Montagvormittag wurde der Christbaum geschlagen.

Am Montagvormittag wurde der Christbaum geschlagen.

  • Am Mittwoch stellt die Feuerwehr den diesjährigen Christbaum auf dem Marienplatz auf.
  • Zum ersten mal kommt der Münchner Christbaum aus dem Allgäu aus Weiler-Simmerberg im Kreis Lindau.
  • Bis zum 9. Dezember läuft ein Gewinnspiel, bei dem jeder die Länge des Baumes schätzen kann.

Von Christian Rost

Noch sieht der Baum aus wie ein Torpedo, denn für den Transport vom Westallgäu nach München musste er erst einmal verschnürt werden. Mehrere Tage waren zwei Baumkletterer damit beschäftigt, die mehr als 70 Jahre alte Weißtanne aus Weiler-Simmerberg (Kreis Lindau) mit Spanngurten in ein schmaleres, autobahntaugliches Format zu bringen. Auf einem Schwertransporter wird sie an diesem Dienstag über eine Strecke von 180 Kilometern nach München gebracht. Ihre volle Pracht kann sie dann am Mittwoch auf dem Marienplatz entfalten, wenn sie von sieben Uhr früh an von der Feuerwehr aufgestellt und ausgepackt wird.

Zum ersten Mal kommt der Münchner Christbaum aus dem Allgäu. Am Montagvormittag wurde er am Ortsrand von Weiler-Simmerberg geschlagen. Erst schneite es, dann kam die Sonne raus. "Bilderbuchmäßig", wie Tourismusleiter Sebastian Koch befand. Die Fällaktion - ein Mobilkran hob den Baum in die Höhe und brachte ihn dann sanft zu Boden - war zugleich der Startschuss für die bayerische Christbaumsaison. 14 Jahre lang hat die rührige Marktgemeinde mit ihren 6000 Einwohnern auf diesen Tag gewartet. Solange dauerte es, bis sie auf der Liste der Orte, die der Landeshauptstadt einen Baum spenden wollen, ganz oben stand.

Die Idee für die Spende hatte 2002 Harald Weber, ein in Weiler geborener Gastronom und damals Pächter des Franziskaner-Gartens in Trudering. Schon 2003, im Jahr der Weißtanne, sollte ein Baum aus dem Allgäu den Münchner Christkindlmarkt schmücken. So stellten das sich zumindest die Organisatoren der Spende vor. Doch erst nach vielen Jahren des Wartens kam ein Anruf aus München, in Weiler-Simmerberg hatte schon niemand mehr damit gerechnet. Und die Verantwortlichen in der Gemeinde rechneten wohl auch nicht mit dem immensen Aufwand, den so eine Spende mit sich bringt.

Das beginnt schon bei der Wahl des Baumes, was in dem mit Weißtannen gesegneten Gebiet eigentlich kein Problem darstellen sollte. Doch es musste ein rundum geschlossener und gerade gewachsener Baum sein, schließlich steht er gewissermaßen als Visitenkarte des Allgäus auf dem Münchner Christkindlmarkt, der am 25. November eröffnet wird. Und wenn dann bis zum 23. Dezember etwa drei Millionen Menschen auf den mit 3000 Lichtern geschmückten Baum vorm Rathaus schauen, soll der sich von seiner besten Seite zeigen. Dass die Wahl des richtigen Baumes eine heikle Angelegenheit ist, illustrierte im vorigen Jahr die Fichte aus Ruhpolding, die etwas licht um die Hüften herum war.

In Weiler-Simmerberg standen 14 Bäume in der engeren Wahl, drei stellten die Spender schließlich der Baum-Kommission der Stadt München vor. Eine besonders schöne Tanne, die allen gefiel, musste aber stehen bleiben. Ihr Abtransport wäre nur mit einem Hubschrauber gelungen, und das hätte gewaltige Kosten verursacht. Die Münchner suchten schließlich - neben einem Ersatzbaum für alle Fälle - die Weißtanne aus, deren genaue Höhe aber noch nicht verraten wurde. Bis zum 9. Dezember läuft ein Gewinnspiel, bei dem jeder die Länge des Baumes schätzen kann. Der Gewinner darf sich dann die anderen Weißtannen in Weiler-Simmerberg bei einem fünftägigen Wellness-Aufenthalt ansehen.

Wer als Christbaum-Spender zum Zuge kommt, wird nicht nur mit Stolz belohnt. Die jeweilige Gemeinde darf sich während des Christkindlmarktes im Innenhof des Münchner Rathauses präsentieren. Eine Tourismus-Region wie das Westallgäu kann hier trefflich für einen Urlaub an der Allgäuer Käsestraße werben oder über seine Bergwaldoffensive informieren. Etwas Geld kommt dabei auch herein für Weiler-Simmerberg, weil die örtlichen Vereine an Ständen im Rathaus-Innenhof Glühwein und Punsch verkaufen dürfen. Mitglieder von 30 Vereinen beteiligen sich daran, wobei jeder, der sich als Westallgäuer ausweisen kann, am 16. und 17. Dezember einen Glühwein zum Vorzugspreis von zwei statt 3,50 Euro bekommt. Quasi als Dankeschön für den Baum.

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