Wegen Vorstadt-Konkurrenz:Bau-Boom in der Fußgängerzone

Neubauprojekte, Renovierungen, Modernisierungen: Die Einkaufsmeile verändert sich. Die Einzelhändler wollen sich nun mit aller Kraft gegen die Konkurrenz der Märkte vor der Stadt behaupten.

Von Alfred Dürr

Nachdem sich in der Fußgängerzone lange wenig getan hat, erlebt die Einkaufsmeile nun einen wahren Investitions-Boom. Das reicht von großen Neubauprojekten bis zur Renovierung von Traditionsgeschäften. Die Stadt unterstützt diese Modernisierungswelle. Nur so könne sich die City gegen die Konkurrenz der Geschäfte auf der "grünen Wiese" behaupten.

Während der Karstadt-Konzern in anderen Städten Warenhäuser schließt, baut er in der Münchner Fußgängerzone kräftig an. Für 70 Millionen Euro wird gerade das Kaufhaus Oberpollinger erweitert. Ein paar Schritte weiter entsteht an der Kaufingerstraße 15 ein Megastore der Modefirma Benetton - der erste große Neubau direkt an der Fußgängerzone seit 30 Jahren.

Die Bayerische Immobiliengruppe investiert hier 15 Millionen Euro. Bereits geplant ist, dass das benachbarte Haus, in dem sich das Schuhgeschäft Salamander befindet, demnächst abgerissen wird und ebenfalls durch einen Neubau des Bekleidungsunternehmens S.Oliver ersetzt wird.

Verkaufsflächen werden Shoppingzonen

Traditionsgeschäfte wie Uhren Huber an der Oper oder Eckerle Moden in der Weinstraße vergrößern ihre bisherige Verkaufsfläche. Die Sporthäuser Scheck und Schuster wollen ihre bisherigen verwinkelten Räume - bei Sport Scheck hat man 24 verschiedene Verkaufsebenen gezählt - in moderne Shoppingzonen umgestalten. Zudem ersetzt Sport Schuster die hässlichen Fassaden aus den sechziger Jahren durch eine attraktive Front.

Bauzäune finden sich an vielen anderen Um- und Neubau-Projekten im Bereich der Fußgängerzone. Die Internationale Ludwigsapotheke will ihr Gebäude aufstocken. Investoren stehen bereit, um ein Luxus-Hotel in der Residenzpost zu realisieren. Reges Interesse herrscht in der Geschäftswelt am Alten Hof neben dem Feinkosthaus Dallmayr.

Die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen. Wobei man auch noch die künftigen Entwicklungen, wie zum Beispiel am Oberanger, auf dem Gelände des Süddeutschen Verlags oder im Stachus-Untergeschoss berücksichtigen muss. "Man hat den Eindruck, dass die Wirtschaftskrise an der Münchner City völlig vorbei geht", sagt Wolfgang Fischer. Er vertritt die Interessen der Innenstadt-Kaufleute.

Fifth Avenue, Champs Elysees, Stachus

München gilt immer noch als der attraktivste Einzelhandels-Standort in Deutschland. Die Passanten-Ströme in der Kaufinger- und Neuhauserstraße messen sich mit denen auf der Fifth Avenue in New York oder den Champs Elysees in Paris. Die Region verfügt über ein ungewöhnlich großes Kaufkraft-Potenzial. Die S-Bahnen bringen die Menschen direkt ins Herz der Stadt.

Ausgelöst wurde der aktuelle Bauboom durch Großinvestitionen wie etwa für die Fünf Höfe, den Alten Hof oder die Maximilianhöfe. "Die ohnehin schon lebendige Innenstadt wird noch attraktiver", sagt Kurt Kapp, der bei der Stadt für Wirtschaftsförderung zuständig ist.

Stadtbaurätin Christiane Thalgott meint, dass sich die Geschäftsleute fit für den Konkurrenzkampf mit den Zentren auf der "grünen Wiese" machen. Die Stadt unterstütze das bei den Genehmigungsprozessen. Oft seien die Eigentumsverhältnisse der Gebäude kompliziert und die Bausubstanz veraltet. Außerdem achte man auf eine gute Nutzungsmischung: "Wir haben nach Mailand die größte Einzelhandelsvielfalt und nicht nur die Filialisten."

Shoppen, Wohnen und Arbeiten an einem Ort

Die Innenstadt solle ein Magnet sein und bleiben, sagt OB Christian Ude. Die Fußgängerzone müsse sich erfolgreich behaupten gegen die Märkte vor der Stadt, die nur mit dem Auto erreichbar seien: "Im Herzen Münchens wollen wir ein pulsierendes Leben."

Der Trend zum Shoppen, Wohnen und Arbeiten direkt in der Innenstadt ist deutlich ausgeprägt. Das Einkaufen werde hier einen neuen Stellenwert bekommen, sagt Thalgott: "Man will nicht nur Kommerz, sondern auch Kultur." Münchens Zentrum stehe mit einem reichhaltigen Angebot bereit.

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