Wartungsarbeiten:Auf ins kontrollierte S-Bahn-Chaos

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  • Am Wochenende fahren in München keine S-Bahnen zwischen den Haltestellen Pasing und Ostbahnhof.
  • Der Grund sind Wartungsarbeiten, die am Freitag um 22.45 Uhr beginnen und am Montag um 4.30 Uhr enden.
  • Es ist die erste von mehreren geplanten Sperrungen, die bis 2022 immer im Mai und im Oktober geplant sind.

Von Andreas Schubert

Das Wort Chaos hören sie nicht so gern bei der Bahn. Aber am kommenden Wochenende werden Fahrgäste der S-Bahn wieder mit erheblichen Einschränkungen leben müssen. Denn von Freitagabend, 12. Mai, 22.45 Uhr, bis Montagmorgen, 15. Mai, 4.30 Uhr, wird die Stammstrecke zwischen Pasing und Ostbahnhof komplett gesperrt. Grund sind Wartungsarbeiten.

Schon im Januar hat die Bahn angekündigt, dass sie notwendige Arbeiten künftig bündeln will, die bisher während des Jahres stattfanden. Es ist diesmal ein Versuch, temporäre Sperrungen wegen Bauarbeiten im Regelbetrieb zu reduzieren.

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In den vergangenen Jahren liefen Instandhaltungsarbeiten in mehr als 200 Nächten. So gab es auf der Stammstrecke im vergangenen Jahr nur 135 Tage, an denen nicht irgendwo gewerkelt wurde. Die Arbeiten fanden in der Regel während der sogenannten erweiterten Betriebsruhe zwischen 0.30 Uhr und 4.30 Uhr statt. Weil dies eben mehrmals pro Jahr geschah, hatte es für Fahrgäste, die nachts unterwegs waren, den Nachteil, dass sie manchmal von den Bauarbeiten überrascht wurden.

Solche kurzzeitigen Sperren seien zudem weniger effektiv, so die neue Philosophie der für die Schienenwege verantwortlichen Bahntochter DB Netz AG. Jedes Mal aufs Neue müssten die Baustellen eingerichtet und abgesichert sowie müsste Material an- und abtransportiert werden. Diesmal soll alles in einem Rutsch geschehen und dann möglichst Ruhe sein bis zur nächsten Sperrung vom 20. bis 23. Oktober. "Wir können uns voll aufs Arbeiten konzentrieren", sagt Kai Kruschinski, der neue Leiter Produktion bei der DB Netz. Und er versichert: Alles sei so minutiös geplant, dass keine Verzögerungen der Arbeiten zu erwarten seien.

Was gemacht wird: Die Bahn lässt 18 Kilometer Schienen und diverse Weichen schleifen, Schotter erneuern oder - wie etwa an der Donnersbergerbrücke - den Fahrdraht erneuern. Außerdem werden im Tunnel Fugen nachgedichtet, Graffiti entfernt, Bahnsteigmarkierungen erneuert, es wird die Tunnelbeleuchtung repariert und alles inspiziert - was eben alles regelmäßig anfällt. Dass dies alles nun in einem Aufwasch erledigt wird, soll auch den Passagieren Vorteile bringen, da sie die Einschränkungen rechtzeitig planen und gegebenenfalls auf Alternativen ausweichen können.

Ganz auf die S-Bahn verzichten müssen die Fahrgäste nicht. Und auch der Schienenersatzverkehr biete ausreichend Kapazitäten, auch wenn er deutlich mehr Zeit von Pasing bis zum Ostbahnhof und umgekehrt braucht. Statt 20 Minuten mit der Bahn sind Passagiere 50 Minuten unterwegs. Immerhin pendeln die Busse tagsüber im Fünfminutentakt, nachts im Zehn- bis 15-Minuten-Takt. Sie verkehren die ganze Nacht hindurch. Fahrräder können in den Bussen allerdings nicht transportiert werden.

Die Zugänge zu den S-Bahnstationen sind während der Bauarbeiten versperrt

Ein Tipp der Bahn: Schneller zum Hauptbahnhof kommen Fahrgäste von Pasing, Ostbahnhof und Dachau auch mit Regionalzügen, denn sowohl die Züge des Regional- wie auch Fernverkehrs sind von der Sperrung nicht betroffen. Als Ausweichmöglichkeiten stünden zudem U-Bahnen und Trambahnen zur Verfügung. So bekommt die U 5 eigens einen dichteren Takt: Am Samstag verkehrt sie tagsüber alle fünf Minuten. Die Zugänge zu den S-Bahnstationen sind während der Bauarbeiten versperrt. Helfer der Bahn sollen den Passagieren den Weg zur Bushaltestelle weisen und über alternative Verkehrsmittel informieren.

Bis zum Jahr 2022 soll es jeweils im Mai und im Oktober zu Vollsperrungen der Stammstrecke aus denselben Gründen kommen. Und obwohl Kai Kruschinski von einem "bauarmen Jahr" spricht, stehen auch außerhalb der Stammstrecke noch Arbeiten an. Wegen des Baus der sogenannten Neufahrner Kurve kommt es im Sommer zwischen Neufahrn und Freising respektive Neufahrn und Flughafen zu Einschränkungen und Sperrungen.

Eine längere Sperre wird es im August zwischen Moosach und Feldmoching geben, wo Gleise und Schwellen erneuert werden, und bis 9. Juni dauern noch die Bauarbeiten zwischen Grafing und Ebersberg. Alle Änderungen sind detailliert im Internet unter s-bahn-muenchen.de aufgelistet sowie in den Bahnhöfen in den Infokästen ausgehängt.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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