Bürgerbüros:KVR-Chef: Weiterhin lange Wartezeiten - trotz neuen Personals

Bürgerbüros: Folge des Personalmangels: Die langen Wartezeiten im KVR werden sich wohl auch dieses Jahr nicht ändern.

Folge des Personalmangels: Die langen Wartezeiten im KVR werden sich wohl auch dieses Jahr nicht ändern.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Mehr Aufgaben, Personalmangel und eine fehleranfällige IT: Das KVR in München hat mit erheblichen Problemen zu kämpfen, die zu langen Wartezeiten für die Bürger führen.
  • Gut 60 neue Stellen hat der Stadtrat deswegen für 2016 und noch einmal für 2017 genehmigt.
  • Im Gespräch sind auch zwei neue Bürgerbüros: im Nordwesten Richtung Freiham und eines im Südosten.

Von Heiner Effern

Die Schlangen vor den Schaltern des Kreisverwaltungsreferats (KVR) werden im gesamten Jahr 2016 nicht kürzer werden. Das liege an immer neuen Aufgaben, komplizierteren Gesetzen, einer IT-Technik, die regelmäßig versage, und enormen Problemen bei der Personalsuche, sagte KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle im Stadtrat. Da München jedes Jahr um 25 000 Einwohner wachse, werde sich die Lage eher noch verschärfen.

Der Stadtrat reagierte und genehmigte etwa 60 neue Stellen für 2016 und ebenso viele für 2017. Darüber hinaus gibt es Pläne, zwei neue Bürgerbüros einzurichten. Doch bis die wartenden Menschen davon etwas bemerken, wird noch mindestens ein Jahr vergehen. "Wenn ich sagen würde, ab Montag wird alles besser, dann würde ich einen Montag im März 2017 meinen", sagte Blume-Beyerle.

Besetzung der neuen Posten zieht sich hin

Seit Monaten müssen Bürger beim Ausstellen eines Passes oder Führerscheins und auch bei der Zulassung ihres Autos stundenlang warten. Wenn nicht schon die Bürgerbüros wegen Überfüllung geschlossen sind. Sollten nicht möglichst schnell neue Mitarbeiter kommen, "zerreißt es uns", sagte Blume-Beyerle. Wobei er mit "schnell" den Beschluss im Stadtrat meinte, nicht die Besetzung eines Postens.

Die zieht sich in der Regel quälend lange hin, wenn sie überhaupt gelingt. Zurzeit gibt es im KVR mit Branddirektion 3800 Stellen, etwa 300 sind nicht besetzt. Das hat mehrere Gründe. Aufgrund der an sich erfreulich guten Beschäftigungslage und der hohen Lebenshaltungskosten sei der öffentliche Dienst in München prinzipiell unattraktiv, sagt der KVR-Chef. Zwischen den Referaten würde bereits ein "war of talents" ausgefochten. Das KVR gehört zu den Verlierern.

Denn Mitarbeiter in den Bürgerbüros zum Beispiel müssten morgens früher kommen, könnten mittags oft keine Pause machen und wüssten abends nicht, wann sie aus dem Haus herauskämen, sagte Blume-Beyerle. "Die können nicht gehen, wenn die Menschen bis zum U-Bahn-Abgang stehen." Manche könnten mittags nicht aus dem Büro herauskommen, weil sie sonst sofort von wartenden Bürgern angesprochen würden.

Was der KVR-Chef zu den Computerproblemen sagt

Deshalb sei auch die Fluktuation hoch. Gelernte Verwaltungskräfte sind längst eine selten gesehene Spezies, mittlerweile nimmt die Stadt auch Bürokaufleute und Rechtsanwaltsgehilfen. Die müssen aufwendig geschult werden. So vergeht gerne mal ein Jahr bis eine Stelle sinnvoll besetzt ist.

Trotz dieser Anspannung sei die Stimmung beim Personal erstaunlich gut, sagte Blume-Beyerle. Daran werde intern bewusst gearbeitet, die Bandbreite reicht von Seminaren für Führungskräfte bis zu Fitness-Angeboten für Mitarbeiter. Und auch die Münchner zeigten sich meist geduldig. "Manche warten Stunden, dann muss sie ein Mitarbeiter nach Hause schicken, weil die IT abgestürzt ist. Wenn sie Pech haben, passiert das sogar ein zweites Mal."

Für das massive Problem mit den Computersystemen sieht Blume-Beyerle auf lange Sicht keine Lösung. Gleichzeitig kämen in seiner Behörde ständig neue Aufgaben hinzu wie bei den Dokumenten für Flüchtlinge. Bestehende Vorgänge wie bei der Meldepflicht würden durch Gesetzesnovellen noch komplizierter. "Wir müssen die Suppe auslöffeln", sagte Blume-Beyerle.

Mit seiner Analyse will er bewusst nicht den Stadtrat attackieren. Die Politik habe erkannt, dass er zu wenig Personal habe und genehmige, was möglich sei. Auch mit der Forderung nach zwei neuen Bürgerbüros stoße er auf Verständnis. Im Gespräch ist eines im Nordwesten Richtung Freiham und eines im Südosten.

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