Warnstreik im öffentlichen Dienst:Am Flughafen München droht Chaos

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Verdi Demo anlässlich des Warnstreikes im öffentlichen Dienst. (Foto: Catherina Hess)

Müllabfuhr, Stadtwerke, Kindertagesstätten: Etwa 6000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben vor der dritten Tarifrunde demonstriert. Jetzt könnte Chaos ausbrechen: Heute wird am Flughafen München gestreikt. Allein die Lufthansa streicht 140 Flüge.

Von Karoline Meta Beisel und Helena Davenport

"Wir sind es wert! Wir sind es wert!" Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Protestzugs trillern und trommeln sie in der Schwanthalerstraße, als stünde eine wilde Party bevor. Am Odeonsplatz wird der bunte und vor allem lange Zug mit Musik begrüßt: Die Städtische Sing- und Musikschule spielt für die Streikenden "Wann, wenn nicht jetzt" der Kölner Band Höhner - auf besonderen Wunsch des Verdi-Bezirksleiters Heinrich Birner: "Das hatten die vorher im Gewerkschaftshaus noch mal geübt."

Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst waren am Mittwoch erneut aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Bereits in der vergangenen Woche hatte es Warnstreiks gegeben; so soll Druck für die dritte Tarifrunde aufgebaut werden, die am kommenden Montag beginnt. In einigen Betrieben soll der Streik sogar noch um einen Tag verlängert werden: Bei den Stadtwerken, der Müllabfuhr und der Stadtentwässerung wird es wohl auch am Donnerstag zu Beeinträchtigungen kommen. Zusätzlich legen dann auch Beschäftigte am Münchner Flughafen die Arbeit nieder. Dafür kehrt am Donnerstag in den Kindertagesstätten und vielen anderen Betrieben wieder Normalität ein.

Am Flughafen begann der Warnstreik um 5 Uhr morgens und soll gegen 13 Uhr enden. Gut 100 Menschen beteiligten sich am frühen Morgen bereits an der Aktion, sagte Verdi-Fachbereichsleiter Manfred Weidenfelder. Zum Streik aufgerufen sind dort zum Beispiel das Personal der Sicherheitskontrollen am Check-in, aber auch die Mitarbeiter der Firma "Aeroground", die sich etwa darum kümmert, dass auf dem Vorfeld das Gepäck aus- und eingeladen wird.

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Lufthansa streicht zahlreiche Flüge

Zwar gebe es für alle wichtigen Arbeitsbereiche Notdienstvereinbarungen, so Flughafensprecher Florian Steuer. Trotzdem wird der Streik den Flugbetrieb gehörig durcheinander bringen. Allein die Lufthansa strich rund 140 Flüge. Bis 14 Uhr sollen die meisten innerdeutschen und europäischen Flüge von und nach München der Fluggesellschaft ausfallen, Langstreckenflüge sind nicht betroffen. Generell empfiehlt Florian Steuer, sich vorab bei seiner Fluggesellschaft oder dem Reiseveranstalter zu erkundigen, ob der Flug wie geplant stattfinden kann und ob genug Zeit für die Sicherheitskontrollen einzuplanen.

Am ersten Streiktag am Mittwoch kamen nach Schätzungen von Verdi-Bezirkschef Heinrich Birner etwa 6000 Teilnehmer zu der zentralen Kundgebung am Odeonsplatz. Darunter waren auch etwa 500 Mitarbeiter der Telekom, die ebenfalls in einer Tarifrunde stecken und die sich dem Protestzug der im öffentlichen Dienst Beschäftigten angeschlossen hatten. "Ich bin sehr, sehr zufrieden mit der Beteiligung. Wir konnten zeigen, dass wir in wichtigen Betrieben auch einen längeren Streik durchhalten können", sagte Birner.

Besonders gut sei die Streikbeteiligung bei der Müllabfuhr und der Straßenreinigung gewesen, so Birner. Verdi fordert in der Tarifrunde unter anderem 100 Euro mehr Lohn im Monat. "Das macht in den unteren Einkommensgruppen unglaublich viel aus", so Birner. Auch bei den Stadtwerken legten viele die Arbeit nieder. So blieben etwa das Nordbad, das Cosima-Wellenbad und das Schwimmbad an der Prinzregentenstraße den ganzen Tag geschlossen, das Bad am Forstenrieder Park öffnete erst am Nachmittag.

In der dritten Tarifrunde für die mehr als zwei Millionen Angestellten im öffentlichen Dienst fordern die Gewerkschaften neben der Erhöhung des Lohnsockels um 100 Euro eine weitere Lohnerhöhung um 3,5 Prozent sowie 30 Tage Erholungsurlaub für alle Beschäftigten. Außerdem sollen die Arbeitgeber zusagen, Azubis nach dem Ende ihrer Ausbildung in unbefristete Arbeitsverhältnisse zu übernehmen. Um ihre Forderungen zu unterstreichen, hatten bereits in der vergangenen Woche mehrere tausend Beschäftigte von Bund und Kommunen ihre Arbeit niedergelegt.

© SZ vom 27.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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