Boogie und Walzer:Nichts für Bierbankschunkler

Boogie und Walzer: Im Café Mohrenkopf spielt seit sieben Jahren die Band "Flat Out" zum Tanz. Boogietänzer sind große Fans von ihr.

Im Café Mohrenkopf spielt seit sieben Jahren die Band "Flat Out" zum Tanz. Boogietänzer sind große Fans von ihr.

(Foto: Stephan Rumpf)

Manche brauchen eine Tanzfläche, um auf dem Oktoberfest richtig zu feiern. Für die traditionellen Gäste ist das oft eine Überforderung.

Von Claudia Wessel

Manche Besucher des Café Mohrenkopf sind ein wenig überfordert. Die drei jungen Männer im Wiesn-Outfit zum Beispiel, die sich am Donnerstagabend gegen 20 Uhr an einem der kleinen, runden Tische niederlassen. Zwar zuckt es ein wenig in ihren Körpern, doch die Band "Flat Out" kommt mit ihrer Musik nicht an gegen die Schwerkraft, die sich die drei in einem anderen Zelt angetrunken haben. Aus glasigen Augen schauen sie auf die rockenden Männer auf der Bühne, die gerade "Lay down Sally" zum Besten geben, dann stehen sie wie auf Kommando auf und wanken davon. Für sie offenbar der falsche Film.

Für andere dagegen endlich einmal der richtige. Manche Menschen verstehen unter Feiern etwas anderes, als im Bierzelt zu hocken, zu trinken und zu schunkeln. Sie wollen tanzen. Hannelore beispielsweise ist nur auf der Wiesn, weil es so etwas wie das Café Mohrenkopf gibt. Vor fünf Jahren war sie erstmals da, und es traf genau den Geschmack der flotten Tänzerin.

Hier spielt seit sieben Jahren die Band "Flat Out", Boogietänzer sind große Fans von ihr und folgen den Musikern an zahlreiche Locations, auch auf die Wiesn. Chuck-Berry-Songs spielen sie ebenso wie "Ein Bett im Kornfeld", "Rote Lippen soll man küssen" oder "I sing a Liad für di" von Andreas Gabalier.

Weil vor allem ihre Boogie-Rhythmen in der Szene bekannt sind, versammeln sich im Café Mohrenkopf die Freunde des wilden Tanzes, und es braucht keine zwei Takte, bis die ersten aufspringen und den Gang vor der Bühne quasi beschlagnahmen. Einer von ihnen ist Martin Kain, seit 1979 begeisterter Boogie-Tänzer und "seit Geburt Wiesnfan". Viele der Leute hier kennt er "seit 30 Jahren", wenn er auch von den wenigsten die Namen weiß. "Man sieht sich eben immer wieder." Martin Kain tanzt sehenswerten Boogie in seinem Lederhosen-Outfit, wirbelt die Dirndldamen umher.

Boogie und Walzer: Der ZFL-Ball im Wiesnzelt Tradition auf dem Landwirtschaftsfest

Der ZFL-Ball im Wiesnzelt Tradition auf dem Landwirtschaftsfest

(Foto: Catherina Hess)

Für ihn ist das Mohrenkopf aber nur ein täglicher Wiesn-Zwischenstopp. Er bleibe ein bis zwei Stunden, sagt er, und gießt sich ein Wasser ein. Dann aber zieht er weiter. "Ich liebe die Partyzelte", sagt er und macht sich auf zu Bodo und ins Kaiserschmarrn. Wo er dann vermutlich nicht beim Wasser bleiben wird. Auch im Café Mohrenkopf, wo es anfangs relativ geordnet zugeht , nimmt der Abend zu späterer Stunde etwas buntere Formen an. Da tanzen dann nicht mehr nur die Gelernten, sondern es fassen sich auch Spontantänzer ein Herz und eine Dame beziehungsweise einen Herrn.

Ganz geordnet und ganz vergnügt geht es am Samstagabend beim ZLF-Ball im Festzelt Tradition auf dem Landwirtschaftsfest zu. Entweder sind die Menschen auf der Tanzfläche hier so gelehrig oder sie sind alle Volkstanz-Profis. Sogar Tanzmeister Magnus Kaindl, der Chaotisches gewöhnt ist, ist beeindruckt. Fast wird er gar nicht gebraucht auf der riesigen Tanzfläche.

30 Kühe, 40 Ochsen - da braucht man Abwechslung

Gerne zum Tanz bitten lässt sich auch Josef Fischer, Inhaber des Wolfeshofs in Mittelbuch bei Memmingen, der heute auf der Landwirtschaftsausstellung die Tiere bewundert hat und nun eher zufällig auf dem Ball gelandet ist. Er besitzt 30 Kühe und 40 Ochsen. Tanzen gehört für ihn zu den regelmäßigen Vergnügungen, vor allem Walzer liebt er. Den Volkstanz hat er zwar nie gelernt, macht aber gerne nach Kaindls Anweisungen mit.

Johannes, 26, aus Eichstätt, wagt sich ebenfalls auf die Tanzfläche, obwohl er schon sieben Mass intus hat, wie er verrät. Doch eins weiß er noch genau: Dass er am nächsten Tag eine Verabredung mit einer Andrea aus der Oberpfalz hat, die er heute kennengelernt hat. "A ganz a Hübsche", schwärmt er. Von 18 bis 22.30 Uhr geht der Spaß mit Boarischem und Landler, und hätte die Hannelore aus dem Café Mohrenkopf davon gewusst, wäre sie sicher auch da.

Die Wiesn-Volkstänzer müssen sich nun bis zur Oidn Wiesn 2017 gedulden, alle anderen Tänzer können gleich am Montagabend im Café Mohrenkopf weitermachen. Dort spielt "Flat Out" noch bis zum letzten Wiesntag.

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