Waldwirtschaft:Es lebe die Revolution

Waldwirtschaft: In der Waldwirtschaft gibt es nicht nur gutes Essen, sondern auch zünftige Musik.

In der Waldwirtschaft gibt es nicht nur gutes Essen, sondern auch zünftige Musik.

(Foto: Claus Schunk)

Fahrt ins Grüne: In der Waldwirtschaft an der Isar begann 1995 die Biergartenrevolution. Auch heute müssen sich Radler den Weg dorthin erst erkämpfen.

Lisa Sonnabend

Es ist dieser eine Moment, in dem sich die Gewissheit breitmacht: München ist die schönste Stadt der Welt. Um diesen Moment zu erleben, muss man sich allerdings zunächst ziemlich anstrengen - zum Beispiel im Sommer von der Innenstadt aus an der Isar entlang radeln. Wenn der Flaucher hinter einem liegt, schon der Schweiß fließt und die Kehle trocken ist, erhebt sich vor einem ein Berg, der das letzte, aber auch schwerste Hindernis darstellt.

Mühsam schiebt man das Rad hinauf - zur Waldwirtschaft. Endlich oben, ab zur Theke und dann ist es soweit: Egal ob Spezi, Radler oder Bier - der erste Schluck ist ein Traum, München eben.

Der Biergarten Waldwirtschaft, von Stammgästen liebevoll Wawi genannt, liegt in Großhesselohe bei München. Von der S-Bahnstation Isartalbahnhof-Großhesselohe sind es zehn Minuten zu Fuß, mit dem Auto 15 Minuten aus der Innenstadt und mit dem Fahrrad geht es vom Deutschen Museum eine gute halbe Stunde an der Isar entlang Richtung Süden.

Die Waldwirtschaft, die Wiesn-Wirt Sepp Krätz gehört, ist ein typischer Ausflugsbiergarten. Die Besucher sitzen in Radlerhosen am Biertisch, haben Nordic-Walking-Stöcke oder einen Wanderrucksack dabei.

Hier geht es normalerweise ein wenig ruhiger zu als in den Biergärten der Innenstadt. Die Anlage ist nicht so groß wie beispielsweise der Hirschgarten, es rauschen nicht so viele Autos vorbei wie im Augustiner Biergarten an der Arnulfstraße und die Schlangen an der Theke sind längst nicht so lang wie am Chinesischen Turm.

In der Waldwirtschaft ertönt keine Blasmusik, sondern meistens Jazz. Bei gutem Wetter spielt auf der Bühne in der Mitte des Biergartens eine Band Live-Jazz. An manchen Tagen wird sogar dazu getanzt.

Es geht gemütlich zu. Nichts deutet darauf hin, dass hier im Jahr 1995 helle Aufregung herrschte. Die Lärmbelästigung der Anwohner sei zu groß, hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof geurteilt. Die Waldwirtschaft müsse um 21.30 Uhr schließen. Das ließen sich die Biergartenfreunde jedoch nicht gefallen. 25.000 Münchner demonstrierten damals auf dem Marienplatz gegen die Vorverlegung der Sperrstunde in den bayerischen Biergärten. Die Biergartenrevolution, die in der Wawi ihren Ausgangspunkt hatte, war erfolgreich, die Sperrstunde wurde nicht vorverlegt.

Zu Essen gibt es in der Waldwirtschaft die Biergarten-Klassiker Schweinebraten (6,50 Euro), Haxe (6,50 Euro), Schnitzel (5,00 Euro) und Weißwürste (2,00 Euro pro Stück) - die ordentlich zubereitet sind. Und natürlich große Brezn. Den Laugenliebhabern sei gesagt, die Brezn sind ausgesprochen weich. Es wird Spaten-Bier ausgeschenkt.

In der Waldwirtschaft, die Krätz seit 27 Jahren betreibt, lässt es sich lange aushalten. Die Kastanien spenden reichlich Schatten, die Besucher blicken ins Grüne. Die Bäume stehen so dicht, dass man nicht einmal die Isar unten entlang fließen sieht. Viele Besucher bleiben Stunden lang hier sitzen - in der Waldwirtschaft kommt man schließlich auch nicht einfach so spontan vorbei.

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