Vowürfe bei der Oiden Wiesn:Kurzer Dienstweg

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Buchführung nicht exakt: Das städtische Revisionsamt überprüft Unstimmigkeiten bei der Oiden Wiesn

Von Franz Kotteder

Gab es in den vergangenen beiden Jahren finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Oiden Wiesn? Dies legt ein Schreiben des städtischen Revisionsamts nahe, aus dem der Münchner Merkur am Samstag zitierte. Es geht dabei um das Museumszelt, das Velodrom und das Marionettentheater, um das sich auf der Oiden Wiesn die Münchner Schausteller-Stiftung kümmert. Deren Geschäftsführer ist Florian Dering, stellvertretender Direktor des Münchner Stadtmuseums, der im September in Ruhestand geht und seit Jahrzehnten mit großem Engagement die Schausteller-Sammlung des Museums betreut und ausbaut und der auch einer der Miterfinder der Oiden Wiesn ist.

Nun hat ihn aber das Revisionsamt im Visier: "Die vom Geschäftsführer vorgelegte Schlussabrechnung ist unvollständig und nicht in jedem Fall korrekt", heißt es in dem Schreiben. Für die Gastronomie im Museumszelt und im Velodrom seien zu niedrige Pachten verlangt worden. Auf welcher Basis die Preise festgesetzt wurden, sei nicht ersichtlich, außerdem hätten einzelne Mitglieder des Stiftungskuratoriums viele Aufträge der Stiftung erhalten. Dem Kuratorium gehören neben Vertretern des Stadtmuseums amtierende und ehemalige Stadträte sowie Vertreter des Schaustellerverbandes an. Das städtische Revisionsamt ist für die Abrechnungen zur Oiden Wiesn zuständig, weil die Stiftung von der Stadt einen Defizitausgleich bekommt, denn für die Besucher sind ihre Angebote dort kostenlos.

Florian Dering ist jedenfalls "tief getroffen" von den kolportierten Vorwürfen. "In den ganzen Jahren hat die Stiftung mit der Oiden Wiesn keinen einzigen Euro verdient", sagt er zur SZ. Von den Eintrittsgeldern erhalte man nur eine Rückerstattung nachgewiesener Kosten, auf denen man sonst sitzen bliebe. "Wir haben nichts falsch abgerechnet, da geht es nur um rein formale Unstimmigkeiten." Die angeblich zu niedrigen Pachten beziehen sich auf das Jahr 2013, in dem es im Museumszelt nur 120 Sitzplätze (2014 waren es 300) gab und im Velodrom beispielsweise noch kein Bier ausgeschenkt wurde. Auch Wiesnbürgermeister und Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) bestätigt: "Die Pachtgelder auf der Oiden Wiesn wurden bereits im letzten Jahr den Standgeldsätzen auf der normalen Wiesn angepasst." Wenn "die üblichen Regularien" eingehalten würden, so kann sich Schmid auch weiterhin einen städtischen Defizitausgleich vorstellen.

So bleibt am Ende von den Vorwürfen, dass Schaustellerstiftung offenbar nicht in jeder Hinsicht den peniblen Regeln städtischer Buchführung genügte. Bei der Aufstellung und Betreuung von Jahrmarktsorgeln und Zugfahrzeugen ist man überdies den kurzen Dienstweg gegangen, wie Dering gerne zugibt: "Ich bin doch da auf die Mithilfe der Schausteller angewiesen, das ist ja klar." Kassenprüfer haben damit naturgemäß Schwierigkeiten. Der sprichwörtliche "junge Mann zum Mitreisen" würde nach den strengen Kriterien einer Stadtverwaltung wohl europaweit ausgeschrieben werden müssen.

Künftig wird wohl stärker auf die Formalien geachtet werden müssen. CSU- Stadtrat Richard Quaas, selbst Kuratoriumsmitglied, sagt: "Ich halte das Ganze für heilbar, wenn es auf eine normale, verwaltungsmäßige Grundlage gestellt wird."

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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