Nötigung:Musikhochschule prüft Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch

  • An der Münchner Musikhochschule gab es eine interne Umfrage zu sexueller Nötigung.
  • Die Ergebnisse sind alamierend. Deshalb soll nun ein externer Beobachter untersuchen, wie mit dem Thema besser umgegangen werden kann.
  • Vermutlich am Mittwoch wird der Prozess wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs gegen den ehemaligen Präsidenten Mauser zu Ende gehen.

Nach den Vorwürfen von sexueller Gewalt und Machtmissbrauch plant die Musikhochschule München weitere Schritte, um solche Fälle zu untersuchen und weitere zu verhindern. Die bisherigen Maßnahmen und Prozesse sollen in Zukunft von einem "unabhängigen Dritten" beobachtet und bewertet werden, wie es in einer Erklärung des Hochschulpräsidenten Bernd Redmann heißt. Die Ausschreibung der Stelle werde derzeit vorbereitet, die entsprechende Persönlichkeit oder Institution "in Kürze mit einer Überprüfung der hochschulinternen Abläufe und Regelungen zu den Themen sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch betraut".

Damit reagiert die Hochschule auch darauf, dass vergangene Woche eine interne Umfrage bezüglich der Vorfälle sexueller Nötigung bekannt wurde. Die Zahlen darin sind alarmierend, allerdings sind die Ergebnisse wegen einer unklaren Erhebung der Daten nicht eindeutig. "Es ist unser oberstes Ziel, Betroffene zu ermutigen, Übergriffe anzuzeigen und sie vor jeglichem Nachteil zu schützen", ließ Redmann weiter mitteilen.

Allerdings wird die Hochschule auch in naher Zukunft wohl nicht aus den Schlagzeilen kommen. Gegen den ehemaligen Präsidenten und bis Oktober 2018 beurlaubten Professor für Musikwissenschaft, Siegfried Mauser, wird voraussichtlich diesen Mittwoch vor dem Landgericht München I ein Verfahren wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs mit einem Urteilsspruch zu Ende gehen. In einem anderen Verfahren, in dem ihm ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, steht die Revision aus. Und momentan prüft das Gericht, ob es die Klage gegen einen Komponisten und derzeit freigestellten Hochschuldozenten zulässt, ihm wird ebenfalls Vergewaltigung vorgeworfen.

Im aktuellen Prozess hatten die Anwälte des 63-jährigen Mauser ein rechtsmedizinisches Gutachten angefordert, um Details der ihm vorgeworfenen Analvergewaltigung und Zungenküsse bis in den Rachen zu prüfen. Eine Rechtsmedizinerin bescheinigte dem Gericht am Montag, dass die von den Opfern geschilderten Vorgänge möglich seien. Weitere Nachfragen der Verteidigung zu intimen Details wurden vom Gericht als weniger relevant eingestuft.

Mauser schilderte anschließend seine finanziellen Einbußen aufgrund des Prozesses und der Anschuldigungen, er sprach von etwa 100 000 Euro Schulden, ebenso von seinem Immobilien-Besitz. Und er führte an, dass er im Oktober 2018 "auf irgendeine Weise, vielleicht als Frühpensionär" an die Hochschule zurückkehren werde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: