Vorstellung der Kriminalstatistik:Wodka-Verbot gefordert

Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer fordert in München ein Wodka-Verbot nach Mitternacht - da die Straftaten von Betrunkenen zugenommen haben.

Monika Maier-Albang

Der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer hat sich für ein Verkaufsverbot von harten Alkoholika in allen Discos und Clubs nach Mitternacht ausgesprochen, um die Zahl der Gewaltdelikte von betrunkenen Partygästen zu verringern. Die Polizei bemerke immer wieder, dass Wodka oder Wodka-Mischgetränke "besonders aggressiv machen", sagte Schmidbauer am Freitag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Jahr 2010.

Dieser zufolge haben Schlägereien und Körperverletzungen, die von Betrunkenen ausgehen, in den vergangenen zehn Jahren um rund 50 Prozent zugenommen. Insgesamt stieg die Zahl der Gewalttaten im Bereich des Polizeipräsidiums im Zehnjahresvergleich um elf Prozent.

Auffällig sei, so Schmidbauer, dass sich die "Struktur der Gewalttaten" verändert habe. Überfälle oder Raubdelikte nehmen ab, dafür werden die Beamten immer öfter zu Schlägereien oder Messerstechereien gerufen. "Gewalt dient nicht mehr dazu, sich zu bereichern. Gewalt wird um ihrer selbst willen ausgeübt", schlussfolgert der Polizeipräsident. Gerade am Wochenende, zu früher Stunde, registriert die Polizei "örtliche Brennpunkte": die Kultfabrik, das Optimolgelände, die Discos am Maximiliansplatz, in der Landsberger Straße, an der Münchner Freiheit.

Am liebsten wäre Schmidbauer die Wiedereinführung der Sperrstunde. Wenn man aber glaube, dass "dies mit dem Flair einer Millionenstadt nicht in Einklang zu bringen ist, sollte man zumindest über andere Möglichkeiten der Gewaltprävention nachdenken", kritisierte Schmidbauer indirekt die Stadtverwaltung.

In München wurde die Sperrstunde 2004 abgeschafft; seither gibt es nur noch eine sogenannte "Putzstunde" zwischen fünf und sechs Uhr morgens, in der Discos und Clubs schließen müssen. Münchens Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle verteidigt diese Regelung. Man greife ohnehin dort ein, wo "erkennbar Alkohol bis zum Umfallen ausgeschenkt" werde.

Von einem generellen Wodka-Verbot nach Mitternacht hält er nichts. "Da wären wir am Rande der Prohibition. Und die war bekanntermaßen erfolglos." Ein derartiges Verbot lasse sich zudem angesichts von 6000 Lokalitäten in der Stadt nicht kontrollieren. "Dann steht die Wodka-Flasche halt unterm Tresen. Und das Personal, dort Nacht für Nacht nachzuschauen, haben wir nicht."

Einen weiteren Anstieg der Straftaten bemerkt die Polizei im öffentlichen Nahverkehr. Hier haben sich die Anzeigen wegen Schwarzfahrens nahezu verdoppelt. Dies habe damit zu tun, so Schmidbauer, dass sowohl MVG als auch Bahn rigider gegen Schwarzfahrer vorgehen: Es werde mehr kontrolliert, und die Schwarzfahrer werden, sobald man sie ein zweites oder drittes Mal erwischt, angezeigt. Früher ließen die Nahverkehrsbetriebe wohl mehr Nachsicht walten.

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