Vorschlag-Hammer:Blaues Band etcetera

In München bricht der Frühling aus: Das Frühlingsfest ist eröffnet, im Gourmet-Restaurant Emiko wird ein Kirschblüten-Menü serviert, und im Biergarten sitzt man auch schon

Von Franz Kotteder

Woran merkt man, dass der Frühling ausbricht? Zum Beispiel daran, dass der Stadtrat an diesem Dienstag darüber entscheidet, wer im Herbst auf dem Oktoberfest Bier ausschenken, ein Fahrgeschäft betreiben oder eine Bude aufstellen darf, auf dass er auch seinen Schnitt mit dem größten Volksfest der Welt mache. Und daran, dass dieser Beschluss in den nächsten Tagen wieder so lang und breit diskutiert werden wird, dass nicht einmal die Süddeutsche darum herumkommt, über das weltbewegende Ereignis zu berichten.

Man merkt es aber auch daran, dass dort, wo im Herbst die Wiesn abgehalten wird, nun das Frühlingsfest stattfindet. Das wird von der Vereinigung Münchner Schausteller veranstaltet, und in diesem Jahr konnten sie es wirklich kaum erwarten, so sehr wurden sie von Frühlingsgefühlen geplagt. Schaustellerpräsident Edmund Radlinger nötigte am vergangenen Freitag Wiesnstadtrat Georg Schlagbauer (CSU) sogar dazu, das erste Fass eine halbe Stunde eher als geplant anzuzapfen. Als die Honoratioren dann pünktlich zum ursprünglichen Anstich-Zeitpunkt um 16 Uhr ins Festzelt Bayerland kamen, standen längst schaumige Massen auf den Tischen. Selbst Bürgermeister Josef Schmid (CSU) musste erstaunt feststellen, dass alles längst gelaufen war. Der Stimmung tat das freilich keinen Abbruch. Nur ein paar weniger Entspannte unter den Schaustellern waren etwas sauer auf die SZ. Ein Kollege hatte es gewagt, das Frühlingsfest nicht so super zu finden wie sie, und sollte er auf dem Festgelände auftauchen, bin ich mir nicht sicher, ob es nicht zu Handlungen kommt, die an Lynchjustiz grenzen. An und für sich ist das aber auch wieder wurscht, weil: Der Kollege geht eh nicht hin (Frühlingsfest, täglich 11-23 Uhr, noch bis zum 3. Mai).

Wer rustikalen Vergnügungen eher abgeneigt ist, der hat's vermutlich mehr mit poetischen Frühlingsgefühlen. Die Rede ist jedoch nicht von dessen blauem Bande, das der Dichter Mörike im Winde flattern ließ, sondern von der Kirschblüte, in Japan untrügliches Zeichen dafür, dass es nun ernst wird mit dem Erwachen der Natur. Das japanische Gourmet-Restaurant Emiko präsentiert deshalb eine Woche lang ein siebengängiges Kirschblüten-Menü zum Preis von 99 Euro (mit Sake-Begleitung), zu denen es extra Kirschblüten einfliegen lässt (Emiko im Louis-Hotel, Viktualienmarkt 6, bis 26. April, Telefon 41 11 90 81 11).

Weitere untrügliche Frühjahrsboten sind noch die Eröffnung der Maidult auf dem Mariahilfplatz am Samstag und die Tatsache, dass die Menschen wieder eng an eng auf den Biergartenbänken sitzen. Das ist eigentlich immer der Fall, sobald sich die ersten Sonnenstrahlen gegen die Regenwolken durchsetzen und insofern jetzt auch schon wieder eine Weile her. Den bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) hält das merkwürdigerweise nicht davon ab, die Biergartensaison offiziell erst am Samstag um 15 Uhr am Chinesischen Turm zu eröffnen. Man könnte nun sagen: Der Schnellste ist er nicht gerade, unser Landwirtschaftsminister. Denn uns sind einige bekannt, die bereits schon vor mehreren Tagen, also weit vor der offiziellen Eröffnung , veritable Räusche aus dem Biergarten nach Hause gebracht haben. Aber weil der Bauernverband am Samstag auch mit von der Partie ist und diverse Schmankerl präsentieren wird, wollen wir mal ein Auge zudrücken.

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