Vor den Schulferien:Das zähe Ende der zehn Wochen

Seit Pfingsten ist an den meisten Schulen die Luft raus - wie Lehrer versuchen, die Schüler zu motivieren.

Ch. Eder und M. Schmalenbach

Es ist jedes Jahr die gleiche Plage: In den letzten Wochen vor den Ferien findet der Schulbetrieb nur noch alibimäßig statt. Es ist heiß, ständig fällt Unterricht aus, die Schüler haben keine Lust mehr, die Lehrer versuchen sie verzweifelt bei der Stange zu halten.

"Nach den Pfingstferien wird es generell jedes Jahr schwierig", sagt Christian Hager, der Lehrer an der Hauptschule an der Alfonsstraße ist und eine achte und eine neunte Klasse unterrichtet. "Es ist Sommer. Die Kinder sind unkonzentrierter, und wenn die letzten Noten gemacht sind, nehmen sie die Schule sowieso nicht mehr ernst."

Weil in diesem Jahr Pfingsten sehr früh war und das Schulende sehr spät ist, zieht sich das Ende dieses Mal besonders zäh hin. Statt der üblichen sechs bis sieben Wochen gilt es zehn Wochen bis zum Zeugnis zu überbrücken. Zwar ist der Notenschluss genauso spät wie sonst auch, etwa zwei bis drei Wochen vor Schulschluss. Doch nach Pfingsten ist immer die Luft raus, und die Schüler sind besonders schwer zu bändigen.

Christian Hager hat sich deshalb rechtzeitig vorbereitet. "Ich habe bis zum Schluss möglichst viel Programm gemacht und bis zum vergangenen Montag ganz normal Unterricht gehalten und Noten vergeben. Sonst wäre die Konzentration noch weiter runtergerutscht und das blanke Chaos ausgebrochen." Besonders schwierig sei es jedes Mal zur Mittagszeit, wenn die Temperaturen steigen. "Da kann man nur hoffen, dass es hitzefrei gibt", sagt Hager.

Am Dienstag hat Hager die Bücher einsammeln lassen. Jetzt steht noch Organisatorisches an: Klassenzimmer aufräumen, Pflanzen versorgen, Tische putzen, vielleicht auch mal Eis essen gehen. Am Donnerstag dann noch letzte Aufräumarbeiten und am Freitag nur noch Zeugnisausgabe - dann ist es überstanden. Für dieses Mal.

"Möglichst viel raus an die frische Luft", ist das Rezept von Karl Königsbauer, Rektor der Realschule an der Blutenburgstraße. "Der Notenschluss ist zwar immer gleich, aber der innere Rhythmus macht die Schlussphase besonders anstrengend", vermutet Königsbauer. In der vergangenen Woche war an seiner Schule Projektwoche. Unter dem Motto "Wir entdecken München" schwärmte die gesamte Schule in die Stadt aus, in die BMW-Welt, in verschiedenen Museen, zu Stadtführungen und Rundgängen.

Deshalb war die Blutenburgschule in der vergangenen Woche quasi leer. "Je wärmer es ist, desto schwieriger sind die Kinder zu halten. Deshalb findet in den letzten beiden Wochen eigentlich kein geregelter Unterricht statt. In den nächsten Tagen räumen die Kinder noch auf, manche streichen ihr Klassenzimmer, dann sind Bundesjugendspiele, und am Donnerstag machen wir ein Sportturnier."

Erleichtert ist Lehrerin Eva Vogl, die an der Grundschule Berg am Laim eine zweite Klasse unterrichtet. Der Jahresstoff ist geschafft, jetzt können die Ferien kommen. "Die zehn Wochen waren viel zu lang", sagt sie. "Schon nach der ersten Pause hatten die Kinder regelmäßig ihren Hänger, besonders an den heißen Tagen." Die Zeit hat sie mit Bewegungsspielen, Ausflügen, einem Fußballturnier und Bücher einsammeln überbrückt.

Doch zum Finale gibt es noch zwei Zuckerl, denen die Kinder schon jetzt entgegenfiebern: einen Ausflug zum Waldspielplatz und eine Lesenacht. Das heißt für viele zum ersten Mal ohne Eltern übernachten. Auf Isomatte und Schlafsack in der Turnhalle. Und am nächsten Morgen gibt es ein gemeinsames Frühstück.

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