Vor Champions-League-Finale:Public Viewing droht zu scheitern

Public Viewing FC Bayern Muenchen v Chelsea FC - UEFA Champions League Final

Public Viewing 2012 im Münchner Olympiastadion: Beim Champions-League-Finale 2013 könnte es mit öffentlichen Übertragungen nichts werden

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Champions-League-Finale ohne Public Viewing in München? Die Vorgaben der Uefa schrecken private Veranstalter ab, die Allianz-Arena ist just dann mit der U-Bahn nicht erreichbar. Bliebe noch ein Fan-Fest des FC Bayern auf der Theresienwiese. Doch die Bayern-Verantwortlichen sperren sich - wegen einer alten Männerfeindschaft.

Von Peter Fahrenholz

Die Idee, das Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund auf Großleinwänden für Zehntausende von Zuschauern zu zeigen, droht in München zu scheitern. Wegen der strikten Auflagen der Uefa wird es immer unwahrscheinlicher, dass sich ein Veranstalter findet, der entweder auf der Theresienwiese oder im Olympiapark ein Public Viewing organisiert. Die Bewerbungsfrist endet an diesem Montag.

Die vom FC Bayern favorisierte Übertragung in der Allianz Arena ist aus logistischen Gründen kaum zu bewältigen, weil just am Finalwochenende die U-Bahn wegen lange geplanter Gleissanierungen nicht nach Fröttmaning fahren kann. Und die dritte Möglichkeit, dass nämlich der FC Bayern selbst als Veranstalter ein großes Fan-Fest auf der Theresienwiese organisiert, gilt wegen der persönlichen Feindschaft zwischen Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude als nur schwer umsetzbar.

Der zuständige Wirtschaftsreferent Dieter Reiter rechnet offenbar nicht mehr damit, dass sich noch ein privater Veranstalter findet, der das Großereignis organisiert. "Wahrscheinlich wird sich gar keiner bewerben", sagte Reiter am Sonntag zur SZ.

Strikte Vorgaben der Uefa

Dabei hatten sich anfangs mehrere Interessenten bei der Stadt gemeldet. Doch die sind durch die strikten Vorgaben der Uefa, des europäischen Fußballverbandes, wieder abgeschreckt worden. Denn die Uefa, die die Übertragungsrechte genau geregelt hat, erlaubt privaten Veranstaltern nicht, für Public Viewing Eintrittspreise zu verlangen. Außerdem dürfen als Werbepartner nur Sponsoren auftreten, die im Uefa-Pool vertreten sind.

Obwohl das Finale im ZDF gezeigt wird und damit frei empfangbar ist, wird eine Übertragung auf Großleinwände für einen privaten Betreiber damit wirtschaftlich zum Risiko, denn er muss die gesamte teure Technik bereitstellen und kann sich nicht einfach einen lokalen Sponsor als Unterstützung suchen. "So wie es jetzt ausschaut, wird es kein Public Viewing geben", sagte Reiter.

Reiter für Fan-Fest auf Theresienwiese

Auch die zweite Variante, eine Übertragung in die Allianz-Arena, ist bislang äußerst fraglich. Zwar darf der FC Bayern als einer der betroffenen Vereine nach den Uefa-Regeln selber ein Public Viewing veranstalten und es läge nahe, dies - wie 2010 - im eigenen Stadion stattfinden zu lassen.

Doch kurz vor dem Finale werden die Gleise der U 6, die die Fußballfans sonst zur Allianz-Arena transportiert, saniert. Diese Arbeiten sind bereits lange geplant. Die U-Bahn fährt deshalb nur bis Studentenstadt. Für ein Public Viewing in der Allianz-Arena müsste daher ein Shuttle-Service mit Bussen eingerichtet werden. Das würde sowohl bei der Anfahrt als auch beim Rücktransport stundenlange Wartezeiten bedeuten und könnte zu chaotischen Verhältnissen führen.

Allerdings ist ausgerechnet durch Oberbürgermeister Ude offenbar neue Bewegung in die Debatte gekommen. Der OB hatte bei den Meisterfeierlichkeiten der Bayern am Samstag versprochen, es werde eine Veranstaltung in der Allianz-Arena geben. Deshalb ist damit zu rechnen, dass Ude den Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Herbert König, noch einmal unter Druck setzen wird, um eine Lösung zu finden. Eine Verschiebung der Bauarbeiten hatte König bisher abgelehnt.

Udes Intervention könnte auch damit zusammenhängen, dass er am Ende nicht für ein Scheitern verantwortlich gemacht werden will. Denn gegen die Lösung, die eigentlich am nächsten liegt, sperren sich die Bayern-Verantwortlichen: selbst ein Fan-Fest auf der Theresienwiese zu veranstalten. Hintergrund ist offenbar die alte Feindschaft zwischen Hoeneß und Ude, die das Verhältnis zwischen Verein und Stadt seit Jahren belastet. Auch bei der Meisterfeier im Rathaus soll sich Hoeneß über Ude geärgert haben, weil der OB in seiner Rede konstant von "Arena" statt von "Allianz Arena" gesprochen und so den Sponsor der Bayern unterschlagen habe.

Die Bayern haben nach SZ-Informationen damit argumentiert, dass sie für ein Fan-Fest auf der Theresienwiese hohe Aufwendungen für die Übertragungstechnik hätten, während in der Allianz-Arena alles vorhanden sei. Deshalb erwartet der Verein, dass die Stadt eine Veranstaltung im eigenen Stadion möglich macht.

Reiter hingegen fände eine Mega-Veranstaltung auf der Theresienwiese die viel spektakulärere Idee. Denn auf dem Oktoberfest-Gelände können weit mehr Fans beim Finale dabei sein als im Stadion. "Ich könnte mir vorstellen, dass es eine tolle Geschichte für München wäre, wenn wir auf der Theresienwiese ein großes Fan-Fest veranstalten", sagte er.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: