Volksgarten wird zur Volksküche:Kantine statt Lounge

Volksgarten wird zur Volksküche: Noch ist die neue "Volksküche" von Florian Schönhofer eine Baustelle. Am kommenden Sonntag wird das Lokal eröffnet, nebenan im Volkstheater feiert dann die Neuinszenierung von Schillers "Räuber" Premiere.

Noch ist die neue "Volksküche" von Florian Schönhofer eine Baustelle. Am kommenden Sonntag wird das Lokal eröffnet, nebenan im Volkstheater feiert dann die Neuinszenierung von Schillers "Räuber" Premiere.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Florian Schönhofer vom Café Kosmos übernimmt die Gastronomie im Volkstheater. Er ändert nicht nur den Namen von "Volksgarten" zu "Volksküche", sondern will in dem Lokal von nun an gute Küche zu günstigen Preisen anbieten - und so ein jüngeres Publikum anziehen.

Von Thomas Anlauf

"Es ist nichts mehr, wie es war", sagt Florian Schönhofer und steigt von einer Leiter. Der Satz klingt irgendwie theatralisch, aber tatsächlich ist es ein Neuanfang, den der 39-Jährige im Münchner Volkstheater wagt. Der Betreiber des Café Kosmos übernimmt nun auch die Gastronomie im Theater an der Brienner Straße, am kommenden Sonntag ist Eröffnung der neuen "Volksküche".

Das neue Lokal hat nur noch wenig mit dem bisherigen "Volksgarten" gemein. Statt der dunkel gehaltenen Lounge gibt es nun helle Tische auf alt aussehenden Stahlrohren, die aufwendig verarbeitet wurden. Der lange Tresen ist zum Teil aus einem alten Turnhallenparkett gefertigt, den Schönhofer in Ostdeutschland aufgetrieben hat. "Wir haben alles rausgerissen", sagt er, auch die Küche ist neu. Schönhofer sagt, er will das Lokal "demokratisieren": Gerichte und Getränke zu Preisen anbieten, "die sich auch Leute mit 1200 Euro netto leisten können". Das Bier soll unter drei Euro kosten, auch für Wein will er keine astronomischen Preise verlangen. "Es gibt keinen Grund, warum Perlwein so teuer sein muss", sagt er. Günstig soll das künftige Lokal im Kantinen-Look sein, aber nicht billig. Einige seiner sieben Köche kommen aus der Spitzengastronomie, wie Schönhofer sagt.

Von dem Gastronomiekonzept ist man auch im Münchner Volkstheater überzeugt. Schönhofer setzte sich gegen etwa 15 Bewerber durch, Intendant Christian Stückl hatte ihn im vergangenen Sommer dazu ermuntert, sich zu bewerben. Die beiden kennen sich: Bevor Schönhofer vor sieben Jahren das Café Kosmos an der Marsstraße eröffnete, organisierte er vier Jahre lang im Foyer des Volkstheaters Veranstaltungen. "Wir erhoffen uns von der Volksküche auch Impulse fürs Theater", sagt der Künstlerische Leiter und Volkstheater-Sprecher Frederik Mayet. Das Kosmos sei "ein super Laden", für die neue Brasserie im Volkstheater erhofft man sich jetzt ebenfalls ein jüngeres Publikum.

Mit Schönhofer und seinem Team will auch das Volkstheater einen Neuanfang wagen. Im vergangenen Sommer hatte der Kulturbetrieb Strafanzeige gegen die damaligen Restaurant-Betreiber erstattet "wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug eines Vertragspartners zu Lasten der Münchner Volkstheater GmbH". Nach Auskunft des Kulturreferats laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch, zu dem Verfahren will die Stadt daher derzeit nichts sagen.

Der neue Volksküchen-Betreiber Florian Schönhofer hat einen Vertrag bis 2020, dann läuft auch der Pachtvertrag zwischen dem Volkstheater und dem Bayerischen Fußball-Verband aus. In einer umfangreichen Machbarkeitsstudie soll bis Ende des Jahres ermittelt werden, welche Alternativstandorte dann für das Volkstheater in Frage kommen. Untersucht werden neben dem bisherigen Standort an der Brienner Straße die Unterbringung im künftigen Kreativquartier an der Dachauer Straße, das Gelände der Großmarkthalle sowie der Viehhof. Dieser gilt zwar sowohl im Volkstheater als auch im Rathaus als Favorit, die Studie könnte allerdings auch zu einem anderen Ergebnis kommen.

Der Standort Großmarkthalle scheint aber eher auszuscheiden, da der Neubau für den Großmarkt wohl erst 2020 fertiggestellt sein wird. Bis das neue Theatergebäude gebaut wäre, könnten viele Jahre vergehen, befürchtet Frederik Mayet vom Volkstheater. Auch gegen das Kreativquartier gibt es einige Vorbehalte. Das Gelände an der Dachauer Straße ist den Theaterleuten schlicht zu weit von der Münchner Innenstadt entfernt.

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