Vogelattacken in München:Rückkehr der Rabenkrähen

Vogelattacken in München: Einsatzort im Grünen: Die Berufsfeuerwehr zerstörte am Montag in einer Sendlinger Wohnanlage zwei Rabenkrähen-Nester.

Einsatzort im Grünen: Die Berufsfeuerwehr zerstörte am Montag in einer Sendlinger Wohnanlage zwei Rabenkrähen-Nester.

(Foto: Catherina Hess)

Obwohl die Feuerwehr gerade ihre Nester zerstört hat, lassen sich aggressive Krähen nicht aus einer Wohnanlage in München-Sendling vertreiben. In dem betroffenen Innenhof hat sich wieder ein Pärchen niedergelassen.

Von Thomas Anlauf

Die Krähen sind zurück. Die spektakuläre Aktion der Feuerwehr, als Höhenretter am Dienstag zwei Rabenkrähen-Nester in einer Sendlinger Wohnanlage zerstörten, scheint vergeblich gewesen zu sein. Anwohner berichteten am Mittwoch übereinstimmend, dass sich wieder ein Rabenkrähen-Pärchen im grünen Innenhof der Wohnanlage niedergelassen hat.

Ob es sich um das gleiche Vogelpaar handelt, das in den vergangenen Tagen mehrere Bewohner attackiert und verletzt hat, ist noch unklar. Sollten die Vögel erneut brüten und sich wieder ungewöhnlich aggressiv verhalten, muss die Prozedur wiederholt werden, teilt die Hausbetreiberin, die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG, mit.

Unterdessen kritisieren Anwohner, dass erst nach der jüngsten Vogelattacke am vergangenen Montag das Kreisverwaltungsreferat (KVR) eingeschritten ist und die beiden Nester in dem Innenhof von der Feuerwehr entfernen ließ. Ein Münchner war nach dem Besuch bei seiner Tochter von mindestens zwei Rabenkrähen angegriffen und am Kopf verletzt worden.

Er hatte daraufhin Strafanzeige gegen das KVR erstattet. Denn die Behörde weiß seit 2010 von den Rabenkrähen in der Wohnanlage an der Baumgartnerstraße. "Damals gab es das erste Mal Probleme", bestätigt GWG-Unternehmenssprecher Michael Schmitt der Süddeutschen Zeitung. "Seither sind wir mit dem KVR in Kontakt."

Der Abschuss ist zu gefährlich

Die Vogelattacken in der Vergangenheit seien allerdings nie so massiv gewesen wie in jüngster Zeit, sagt KVR-Sprecherin Daniela Schlegel. Der Hackangriff vom Montag hatte die Sicherheitsbehörde veranlasst, zur Gefahrenabwehr die Nester zerstören zu lassen. Drei eingefangene Jungtiere wurden in die Vogelklinik in Oberschleißheim gebracht, wo sie derzeit versorgt und in einigen Tagen an verschiedene Auffangstationen weitergegeben werden.

Die GWG hat längst ein Gutachten über das ungewöhnliche Verhalten der Krähen erstellen lassen. So habe vor zwei Jahren ein Vogelexperte drei Tage lang die Rabenkrähen beobachtet, die seit 2009 in den Ahornbäumen des Innenhofs brüten, berichtet eine Anwohnerin. Der habe die dringende Empfehlung gegeben, die Vögel nicht zu füttern, teilt die GWG mit. "Wir haben die Bewohner mehrfach darauf hingewiesen", sagt GWG-Sprecher Schmitt.

Eine Maßnahme, die der Vogelexperte empfohlen hatte, konnte indes nicht umgesetzt werden: Ein Falke, der die Krähen jagen sollte, hätte in der Wohnanlage mit 184 Parteien zu wenig Platz für Flugmanöver gehabt. Die Untere Jagdbehörde hatte am Dienstag auch ausgeschlossen, die vier Rabenkrähen abzuschießen. Das sei wegen der nahen Wohnbebauung zu gefährlich.

Wie sich die Situation in der Wohnanlage weiter entwickelt, ist unklar. Die GWG hat den Hausmeister angewiesen, verstärkt nach den Vögeln Ausschau zu halten und darauf zu achten, dass Anwohner die Tiere nicht füttern.

Der Münchner Falkner Wolfgang Schreyer, dessen Falknerei am Dienstag in Sendling im Einsatz war, ist überrascht, dass bereits einen Tag, nachdem die Nester zerstört worden sind, wieder Rabenkrähen in dem Hof gesichtet worden sind. "Oft geben die Krähen ein Gebiet auf, wenn sie ihre Jungen verlieren." Die Sendlinger Krähen aber scheinen hartnäckig zu sein.

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