Viktualienmarkt:Die Schranne - jetzt in Anthrazitblau

Nach dem Kostenstreit gibt es neue Pläne: Sie sehen einen geschlitzten Bau als Abschluss der Halle vor

Astrid Becker

Erst ein Ufo, nun ein E-Werk: Für den Kopfbau der Schrannenhalle hat Architekt Stefan Schumer einen neuen Entwurf eingereicht. Den Bauantrag für die ursprüngliche Variante hatte der Investor, die DBVI, nur zwei Wochen nach Einreichung der Pläne wieder zurückgezogen - das Planungsreferat soll massive Bedenken geäußert haben. Die neue Lösung gilt als weniger kostenintensiv und hat daher wohl auch gute Chancen auf Realisierung.

Viktualienmarkt: Stahlbaukörper in sieben Teilen: die neue Schranne

Stahlbaukörper in sieben Teilen: die neue Schranne

Als "sparsamer, ruhiger und pragmatischer" beschreibt Architekt Stefan Schumer seinen neuen Entwurf, den die SZ hier erstmals vorstellt. Es ist ein Kubus, der den Vorgaben des Bebauungsplans entspricht - der ursprünglich aber gar keinen Kopfbau vorsah.

Aus statischen Gründen wurde jedoch damals schnell klar, dass der Wiederaufbau der Halle ohne einen Gebäudeabschluss am Südende nicht möglich ist. Für diesen Abschluss nimmt Schumer nun seine Ursprungsidee des Fragmentarischen wieder auf, jedoch in anderer Form. Zwischen Kopfbau und Halle ist jetzt ein Treppenhaus eingeplant, über das die Halle erreicht werden kann - eine klare Zäsur, die das Ensemble unvollendet erscheinen lässt.

Körper in sieben Teilen

Der Stahlbaukörper ist in sieben Teile zerlegt, die die Multifunktionalität des Bauwerks zum Ausdruck bringen sollen. Der Wiener träumt von einer Fassade aus Glaslamellenelementen, die in anthrazitblauen Stahl eingefasst sind und - je nach Nutzung der Halle - verschoben werden können. "Die Halle kann damit schlafen", sagt er. Die Schlitze zwischen den Elementen geben den Blick in und aus der Halle frei.

An der Ursprungsplanung für die Halle selbst wurde nichts geändert, ebenso wenig wie am Nutzungskonzept des Kopfbaus - wenngleich sich die vorgesehene Fläche für Gastronomie, Ausstellungen und Verwaltung laut Schumer ein wenig verkleinert hat. "Wir wurden angehalten, sinnvoll Kosten zu sparen, und wir arbeiten, zum Beispiel im Bereich der technischen Auflagen, immer noch daran", sagt er.

65 Millionen Mark

Wie mehrmals berichtet, sollte das Hallenensemble mit einem Budget von 47 Millionen Mark wieder errichtet werden. Zumindest hatte das der Investor im Februar 2000 verkündet. Mittlerweile musste er aber zugeben, die Kosten falsch kalkuliert zu haben. Die Rede ist jetzt von insgesamt 65 Millionen Mark - was die Stadt zunehmend unter Druck setzt. Denn je höher die Baukosten, desto länger muss sie auf ihren Erbbauzins warten: 20 Jahre, wie der CSU-Stadtrat Helmut Pfundstein herausgefunden haben will.

Im Kommunalreferat reagiert man auf die anhaltende Kritik an den Modalitäten des Erbpachtvertrags gelassen. Die Stadt könne nur auf diese Weise ein wertvolles Grundstück in zentraler Lage behalten und zudem nach Ablauf der Erbpachtzeit darüber verfügen. Außerdem wolle man mit der Schrannenhalle keinen Gewinn erwirtschaften, hieß es.

Vielmehr sei es immer darum gegangen, die "historische Halle auf privatwirtschaftlicher Basis ohne Einsatz von Haushaltsmitteln der Stadt zu errichten", so Kommunalreferentin Gabriele Friderich.

Doch wenn sich die Zahlung des Erbpachtzinses verzögert, wird wohl auf Haushaltsmittel zurückgegriffen werden müssen. Denn die Stadt hat die Vorbereitung des Bauareals selbst vorfinanziert, in der Erwartung, die Mittel dafür durch den Erbbauzins wieder zurückzubekommen. Kostengründe, aber auch gestalterische Einwände waren es dann, die das Planungsreferat gegen den ersten Entwurf Schumers vorbrachte.

Futuristisch und provokant

Nach Informationen der SZ bewertete man das Projekt als "zu futuristisch und zu provokant". Es seien ausgiebige Diskussionen zu erwarten, die den Baubeginn noch weiter verzögern könnten, so die Befürchtung. Die DBVI reagierte und zog ihren Genehmigungsantrag zurück.

Klarer Kubus

Der neue Entwurf bringt nun einen entscheidenden Vorteil: Als klarer Kubus mit moderner Fassade und Flachdach sowie in seinen Abmessungen entspricht der Baukörper dem Vorbescheid, der einst für die Pläne der Architekten Ackermann erteilt wurde. In diesem Fall muss laut Planungsreferat eine Baugenehmigung erfolgen.

Und noch etwas spricht für die Realisierung der neuen Variante: Sie soll bereits von Stadtbaurätin Christiane Thalgott "positiv" beurteilt worden sein. "Sie hatte keine Einwände", sagt Schumer. Thalgott selbst konnte bis Redaktionsschluss dazu nicht befragt werden. Sie weilte auf einer Dienstreise.

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