Viertel-Stunde:Wegweiser aus der Not

Gregor Giannopoulos, Pontis-Lotsenprojekt (Diakonie Hasenbergl), Stanigplatz 8.

Er hilft, wo er kann: Gregor Giannopoulos.

(Foto: Florian Peljak)

Gregor Giannopoulos kennt sich aus im Viertel der Migranten - er ist für sie der Lotse im Bürokratie-Dschungel

Von Stefan Mühleisen

Gregor Giannopoulos kam der Liebe wegen nach München. Vor 26 Jahren ließ er die griechische Stadt Tikala hinter sich, folgte einer Münchnerin an die Isar - und heiratete sie. Zu seinem Kummer zerbrach diese Liebe, aber: Die Liebe zu München, sagt er, die blieb. Denn Gregor Giannopoulos fand nicht nur privat neues Glück, er entdeckte auch eine neue Profession, die ihn vor allem im Hasenbergl bekannt und beliebt machte: Der gelernte Drucker ist Bürokratiedschungel-Berater - "Lotsen" nennt die Diakonie Hasenbergl die Mitarbeiter des "Pontis"-Projektes, bei dem Migranten anderen Migranten helfen.

Knapp 40 Prozent der Menschen in Milbertshofen-Am Hart haben nach der jüngsten Erhebung der Stadt einen Migrationshintergrund, in keinem anderen Stadtbezirk ist der Anteil höher. 28,3 Prozent der Bewohner müssen mit niedrigen Einkommen leben. Die Diakonie Hasenbergl erkannte vor acht Jahren, dass viele davon Handreichungen brauchen, um an Sozialleistungen zu kommen - am besten durch "Lotsen", die sie durch die verschlungenen Wege hin zu Wohngeld, Elterngeld, Grundsicherung führen.

Gregor Giannopoulos war damals arbeitslos, die Arbeitsagentur vermittelte ihn an die Diakonie-Einrichtung am Stanigplatz. Er fand schnell hinein in die Rolle des Begleiters für seine Nachbarn im Viertel, wobei er bei den Gesprächen über die Probleme mit den Ämtern auch Einblick in ihre Alltagssorgen bekommt. Jugendliche, so berichtet Giannopoulos, klagen oft, dass es im Hasenbergl an Unterhaltung mangelt - kein Kino, keine Clubs. An den Älteren unter den Migranten nagt dagegen die Einsamkeit, hat er festgestellt. Viele wollten reden und reden und gar nicht mehr gehen - weil sie sonst niemanden zum Reden haben. "Die haben im Heimatland alles verloren, hier eine große Familie und sind arbeitslos."

Der bedächtig wirkende Giannopoulos schenkt ihnen Gehör, manchmal zu viel. Als er seine private Handynummer herausgab, musste er sich bald eine neue besorgen - der direkte Lotsen-Draht wurde ihm zu viel: "Wenn jetzt einer auf der Straße ruft: Hey, ich habe ein Problem, sage ich: Gut, bitte komm' ins Büro."

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