Viertel-Stunde:Sportler mit langem Atem

Viertel-Stunde: Werner Gawlik braucht neue Hallen für den Verein.

Werner Gawlik braucht neue Hallen für den Verein.

(Foto: Robert Haas)

Als Vorstand der TS Jahn agiert Werner Gawlik wie ein mittelständischer Unternehmer. Er muss Geld auftreiben, investieren, mit dem Verein wachsen

Von Stefan Mühleisen

Es mag jene geben, die in "Fitness Lounges" bei hyperoptimierten Leibesübungen schwitzen wollen. Die Masse der Normalo-Münchner will das nicht, wie sich an der Turnerschaft (TS) Jahn beobachten lässt. "Wir sind nicht abgehoben, sondern bodenständig, das gefällt den Münchnern", versucht Werner Gawlik den Grund zu beschreiben, weshalb die Leute dem Verein die Bude einrennen. Als TS-Vorstandsmitglied freut ihn das, einerseits. Andererseits wird der Erfolg zum Problem. "Wir sind Opfer der eigenen Stärke", sagt Werner Gawlik.

Der 63-Jährige, selbst Normalo-Münchner aus Freimann, steht seit bald 20 Jahren an der Spitze der Turnerschaft, die in Bogenhausen und Freimann beheimatet ist. Bis 2016 war er in leitender Funktion bei der Commerzbank - nun hat er im Ruhestand mit seinem Ehrenamt eine 40-Stunden-Woche. 5400 Mitglieder, acht festangestellte Mitarbeiter, zwei Azubis, gut 100 Sportlehrer und Übungsleiter: An der Turnerschaft, gegründet 1887 zu Ehren des "Turnvaters" Friedrich Ludwig Jahn, zeigt sich, dass Großsportvereine heute ähnlich wie mittelständischen Unternehmen agieren.

Das heißt in erster Linie: Geld auftreiben, investieren, wachsen. Jedes Jahr kommen laut Gawlik gut 300 Neumitglieder hinzu. Ob Tischtennis, Karate oder Kinderturnen: Nahezu alle Sportarten laufen in der Halle ab. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt Gawlik. Auf dem Gelände an der Weltenburger Straße soll bald eine neue Halle entstehen. Doch das Geld ist knapp, für die Sanierung der alten Halle reicht es nicht. Dafür würde die TS gerne ein Segment des Freimanner Geländes an einen Wohnungsbau-Investor verkaufen - und daneben zudem noch eine neue Halle bauen. Doch die Stadt zögert: Man verlöre eine wertvolle Sportfläche, heißt es.

Gawlik seufzt. Der Verein will expandieren, um den Erfolg langfristig zu sichern. Andererseits denkt auch die Stadt strategisch: Freiflächen für den Sport werden immer knapper. Werner Gawlik nimmt die Sache sportlich: "Als Sportfunktionär brauchst du einen langen Atem. Und wir ziehen hier einen Marathonlauf durch."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: